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Triangle - rechts: Goulotte Chéré |
Endlich mal wieder Berge! Das erste Juli-Wochenende sind Erik, Ansgar, Jochem, Axel und ich auf die Cosmique-Hütte mit dem Ziel, steile Eisflanken zu begehen und das Handling im Hochalpinen zu üben. Das Wetter war überwiegend gut vorhergesagt und so entschieden wir uns trotz des vielen Schnees auf alle Fälle mal zu fahren und dann zu schauen, was denn so ginge. Nach gut 5h waren wir von Karlsruhe über den Abstecher Bern, um Ansgar einzupacken, in Chamonix. Die Sonne stand hoch am Himmel und es war sehr sommerlich. Also bloß nicht zu viel anziehen, auch wenn wir gleich 2500m höher sein werden. Mit vielen Touristen reihen wir uns in die Schlange zur Aiguille du Midi ein. Die Fahrt hinauf geht schnell und das Panorama war sehr beeindruckend. Oben angekommen ist es gar nicht so leicht, den richtigen Ausgang zu finden, ein Irrgarten aus vielen Wegen und Tunneln. Wir kommen schnell raus und stehen dann da, mitten unter Sommertouristen im Winter: Das Beäugtwerden ist noch intensiver als am Jungfraujoch, auch der Start der Tour spektakulärer, muss man doch gleich einen Firngrat absteigen, der steil nach Chamonix abfällt. Der Schnee ist butterweich, die Sonne knallt runter und wir sind froh, dass wir nicht zu viel angezogen haben. Nach kurzer Diskussion entscheiden wir, direkt zum Pt Lachenal (3613m) weiterzugehen und die Hütte rechts liegen zu lassen (die knapp 100 hm zusätzlich sind unakklimatisiert in der Höhe doch unangenehm, außerdem werden wir diesen Weg noch das ein oder andere Mal gehen müssen....). Am Fuß des Pt Lachenal teilen wir uns in zwei Seilschaften aus, die Wand ist vollkommen mit Firn bedeckt, trotzdem packen wir das Seil zum Sichern aus - schließlich wollen wir üben. Ich stapfe mal los und merke schon, dass ich überhaupt nicht an die Höhe angepasst bin. Zwischendurch und oben bieten sich Felsblöcke zum Sichern an, oben hat man einen herrlichen Blick auf den Dent Geant und die Grandes Jorasses. Für mich, die zum ersten Mal in diesem Gebiet unterwegs ist, sehr beeindruckend. Nach einer gemütlichen Pause steigen wir über die flachste Stelle der Wand wieder ab und schlappen gemütlich zur Hütte.
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Mont Blanc du Tacul |
Für Samstag ist durchwachsenes Wetter mit Gewittern vorhergesagt. Wir starten um 6 Uhr bei teils bewölktem Himmel Richtung Goulotte Chéré - das scheint die einzige Route des Triangle zu sein, wo das Eis nicht von Trittfirn bedeckt ist. Die Wolkenstimmung am Himmel ist interessant, aber nicht so beängstigend, dass wir nicht einsteigen. Wir brauchen etwas, bis wir das Material auf die zwei Seilschaften verteilt haben und wir sichern an zwei unterschiedlichen Punkten die beiden Vorsteiger Erik und Ansgar. Als alle, außer mir, ich sicher Ansgar noch die 1. Seillänge nach oben, am zweiten Stand sind, sind wir plötzlich vollkommen in Wolken eingehüllt und es fängt an zu schneien, innerhalb weniger Minuten sind wir von passablen Wetter bei einem Schneesturm mit Gewitter angelangt und so ziehen wir uns schnell zurück - wenn man hier von schnell reden kann. Als wir alle wieder unten auf dem Gletscherplateau angekommen sind, scheint die Sonne.
Nach kurzer Diskussion entscheiden wir, uns erstmal auf der Hütte aufzuwärmen, der Spinndrift und der Schnee von oben haben und doch ziemlich durchnässt und ausgekühlt. Als wir auf der Hütte sind und uns mit Tee und zweitem Frühstück eingedeckt haben, geht das ganze Schauspiel von vorne los - ich muss sagen, ich bin froh jetzt ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Den restlichen Tag vergammeln wir und für die ursprünglich geplante Spaltenbergung kann sich niemand so richtig motivieren.
Neuer Tag, neues Glück: Die Goulotte hat uns doch in ihren Bann gezogen und so wiederholen wir Sonntag den Einstieg. Überraschenderweise ist eine Seilschaft vor uns (wann die gestartet sind, ist uns nicht ganz klar), doch Eisschlag lösen sie genug aus. Als sie dann auch noch über die Route wieder abseilen, müssen wir im Eisregen und Kälte (die Sonne scheint, aber es weht eine stürmische Brise) ziemlich lang ausharren. Die Kletterei macht aber Spaß. Die Tour ist eingepickelt und damit trotz ihrer 80 Grad nicht so schwer. Die drei kritischen Seillängen steigt Ansgar vor, den Rest gehen wir in Wechselführung. Es macht Spaß, sich immer höher zu pickeln auch wenn ich meine Füße und Finger überhaupt nicht spüre und auch sonst vor Kälte zittere. Wie schön, als wir kurz vor dem Ausstieg endlich auf die ersten Sonnenstrahlen treffen. Der Ausstieg zieht sich etwas, aber oben angekommen bleibt noch genügend Zeit auch auf den Mont Blanc du Tacul weiterzustapfen. Ich spüre die Anstrengung und die Höhe, doch stapfe ich gemählich gen Gipfel. Die letzten 50 hm sind noch mal einfache Felskletterei zum Gipfel (4248m). Oben belohnt uns eine herrliche Rundumsicht, doch der stürmische Wind lässt uns bald absteigen. Kaum sind wir im Windschatten der Taculflanke, stehen wir in unserem eigenen Saft. Zügig durchqueren wir diese - sie sieht zwar sehr beeindruckend aus, aber so recht geheuer ist sie mir mit ihren Spalten und Seracs nicht.
Noch ein Tag mit gutem Wetter soll uns vergönnt sein, aber die Höhe mit dem wenigen Schlaf und der Anstrengung machen sich bei mir doch bemerkbar und so ziehe ich eine kürzere Tour vor. Ansgar und ich wollen über den Cosmique-Grat zur Aiguille du Midi, Jochem, Axel und Erik über eine Firnroute noch mal auf den Triangle. Als wir uns gegen 8 Uhr zum Abmarsch fertig machen, treffen wir Jochem, der sich spontan umentschieden hat. Auf dem Grat ist schon einiges los, doch ist der erste Aufschwung kompletter Trittfirn und Ansgar drückt ordentlich aufs Tempo. So kommen wir als erste an die Abseilstelle und haben dann etwas Zeit, den Weiterweg gut abzusichern. Dabei steige ich das meiste vor - es macht Spaß, sich Sicherungen zu suchen, im Mont-Blanc-Granit findet man immer was.... Am letzten Aufschwung, dem 4b-Riss kommt es noch mal zu unangenehmen Überholmanövern, doch Jochem lässt sich als Vorsteiger nicht aus der Ruhe bringen. Eine schöne, wenn auch mit Steigeisen und Rucksack ungewohnte Kletterei führt uns letztlich über eine Leiter mitten auf die Besucherterasse. Damit endet unsere Tour wo sie begonnen hat - mitten im Tourisengewühl.
Alles in allem war es eine schöne Ausfahrt in ein beeindruckendes Gebiet, die definitiv Lust auf mehr gemacht hat - vielen Dank an Ansgar und Erik für die vielen Tipps und die Geduld :-)