Sonntag, 29. Juni 2008

Einmal Italien und zurück

Sie üben halt doch eine besondere Faszination aus – 4000er und wir wollten endlich auch auf unserem ersten stehen. Schon im Winter sollte es zum Gran Paradiso gehen, um eine Skitour zu machen, aber das Wetter ließ es einfach nicht zu und so wurde die Tour nun als Hochtour nachgeholt.
Da die Uni im Moment nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt, machten Ansgar, Ansa und ich uns am Dienstagmorgen um 6 Uhr auf den Weg nach Pont. Nach Staus, einer Durchfahrt der Schweiz und einem ewigen Gegurke über den St. Bernhard erreichten wir gegen 2 Uhr Mittags endlich den doch sehr vollen Parkplatz in Pont. Wir machten uns fertig und stiegen in ziemlicher Hitze zur Hütte auf. Es war nicht wirklich weit und so hatten wir die 700hm längst vor dem Abendessen hinter uns gebracht und noch ein wenig Zeit, den See und die Hütte zu erkunden.
Nach Pasta, schließlich sind wir in Italien, machten wir uns früh auf den Weg ins Bett. Frühstück gab es dann schon wieder um 4 Uhr und kurz darauf ging es mit Stirnlampen Richtung La Tresenta (3609m).
Die Nacht war nicht klar gewesen und so war es relativ warm. Dies wurde vor allem unangenehm als wir das Geröllfeld hinter uns ließen und auf Schnee weiter gehen mussten. Dieser war wirklich kein Stück gefroren. Wir hatten aber Glück und waren nicht die Ersten. So konnten wir noch ein ganzes Stück in den Spuren einer Vierergruppe laufen, bis wir feststellen mussten, dass diese Gruppe gar nicht auf La Tresenta wollte, sondern Richtung Gran Paradiso in eine Südwand einstieg. Wir bogen ab und kamen zum Gletscher. Nach kurzem Anseilen ging es aber schnell weiter, nur leider mussten wir jetzt Spuren und der Schnee wurde zunehmend tiefer. Der 2-3cm dicke Harschdeckel hielt uns nicht und so brachen wir immer wieder tief ein. Vor allem die letzten 200hm wurden mehr zu einer Qual als einem Vergnügen. Aber der Gipfel kam trotzdem näher und wir konnten bald in strahlendem Sonneschein auf eine wolkenverhangene Poebene herab blicken.
In unseren Spuren schaffte es bald nach uns eine Gruppe Engländer auf den Gipfel. Sie wollten eigentlich auf den Gran Paradiso, hatten aber an der Hütte den falschen Weg genommen – ist ja auch so gar nicht die andere Richtung an der Hütte! So langsam trudelten doch noch weitere Gruppen ein, schließlich ist La Tresenta eine beliebte Eingehtour und wir machten uns an den Abstieg, wieder durch knietiefen Schnee. Abfahren oder kontrolliertes Abrutschen war da aber leider nicht möglich. Trotzdem hatten wir um 10 Uhr allen Schnee hinter uns gelassen und damit das Zeit totschlagen an der Hütte nicht ganz so lang werden würde, suchten wir uns erstmal einen netten Stein zum pausieren. Dort schliefen wir jede Menge und machten uns um 13 Uhr auf zur Hütte um weiter zu schlafen. Zum Abendessen stopften wir uns wieder mit Pasta voll bevor wir – genau – wieder geschlafen haben.
Damit wir am nächsten Morgen nicht mit allen anderen auf dem Gipfel stehen mussten, ließen wir uns das Frühstück hinstellen, so dass wir eine Stunde früher als alle anderen starten konnten. Aber das wollte dem Hüttenwirt erst einmal erklärt werden, der zwar Französisch und Italienisch sprach aber Deutsch und Englisch doch eher nicht. Zum Glück hatten wir am ersten Abend neben uns drei nette Südtiroler sitzen, deren Deutsch-Italienisch-Übersetzungskünste wir dann nutzen konnten.
So hieß es also um 2 Uhr 30 in einer noch tief schlummernden Hütte aufstehen, ein schnelles Frühstück zwischen die Zähne stopfen und so kamen wir um 3 Uhr 15 los. Vielleicht wäre es ganz klug gewesen, den Tag zuvor ein bisschen zu nutzen und sich den Anfang des Weges durch das Geröllfeld ein wenig genauer anzuschauen.
Wir hatten es nicht getan und so mussten wir nun im Licht der Stirnlampen den Weg finden. Das war natürlich völlig unmöglich und so stolperten wir bergauf durch das Geröllfeld immer auf der Suche nach einem Steinmanderl. Steinmanderl sahen wir dann auch ein paar, nur den Weg den man so wunderbar von der Hütte aus gesehen hatte, auf den trafen wir erst sehr spät.
Nachdem der Weg dann endlich gefunden war, ging es auch schon sehr bald auf Schnee. Zum Glück war die Nacht klar gewesen und so mussten wir nicht das gestrige Erlebnis wiederholen und konnten auf einigermaßen festem Schnee bergauf laufen, der immer besser wurde, als wir uns dem Gletscher näherten. Da wir noch recht früh im Jahr unterwegs waren und auch noch gut Schnee lag, konnten wir ohne Probleme über den alten Normalweg aufsteigen.
So allmählich wurde es auch immer heller und wir kamen an den Gletscherrand, an dem wir anseilten und direkt die Steigeisen anzogen. So trotteten wir gemütlich über den wunderbar gefrorenen Gletscher einer breiten Spur folgend der Sonne entgegen. Nach einer kurzen Trinkpause auf 3700m ging es im selben Schritt weiter und kurz darauf war der Gipfel dann wirklich zum Greifen nahe. Leider fühlte sich Ansa nicht mehr ganz so wohl. Ihr war ziemlich schlecht und sie musste ein wenig ausruhen. Aber dort im Schatten war es wirklich bitter kalt. Wir seilten nun ab, den Gletscher hatten wir sowieso so gut wie hinter uns und ich konnte schon mal das Stück bis in den Sattel zu den ersten Sonnenstrahlen vorgehen.
Dort setzt sich Ansa, um warmen Tee zu schlürfen und sich auszuruhen, während Ansgar und ich die paar Schritte zum Hauptgipfel hinüber gingen.
Wir genossen einen Moment lang die Aussicht und machten Gipfelfotos. Als wir zu Ansa zurückkehrten hüpfte die schon wieder putzmunter durch die Gegend und so konnten wir noch gemeinsam den Madonnengipfel erklimmen.
Hier konnten wir noch ein wenig die Ruhe genießen, das frühe aufstehen war eben doch ein kluge Entscheidung gewesen. Bevor die Massen, wir zählten auf dem Rückweg 50 Leute und die Hütte war wirklich nicht voll gewesen, eintrafen machten wir uns dann schleunigst auf den Rückweg. Da wir so früh unterwegs waren, es war jetzt gerade 9 Uhr, war der Schnee noch sehr weit runter gut gefroren und wir konnten ganz problemlos absteigen.
Auf den letzten Metern zur Hütte erkannten wir im Geröllfeld dann auch, dass es einen Haufen Wege und Unmengen von Steinmanderln in diesem Geröllfeld gab.
Um 11 Uhr erreichten wir schließlich glücklich die Hütte. Jetzt hieß es wieder ein wenig Zeit totschlagen. Aber wir hatten Glück, die drei Südtiroler kamen 1 ½ Stunden nach uns an der Hütte an, sie waren die Gran Paradiso Nordwand gegangen und so konnten wir uns den Rest des Nachmittags gegenseitig ein wenig Unterhalten, wir lernten eine Menge über das Verhältnis der Südtirol zu den Italienern.
So verbrachten wir dann auch noch einen netten Abend, wir mit dem einen Bier, die Südtiroler mit dem ein oder anderen. Aber am nächsten Morgen hieß es ja auch ausschlafen und dann nur noch zum Auto absteigen.
Eine wunderschöne Tour war es, bei traumhaftem Wetter und netter Gesellschaft. Leider steht unser erster 4000er ein wenig im Schatten der nun kommenden Elbrus-Tour. Hoffen wir einfach mal, die Akklimatisation hilft uns ein wenig dabei.