Dienstag, 15. September 2009

Das Ende einer verkorksten Saison

Eigentlich wollte ich mit Franzi oder Moritz noch mal für ein WE in die Berge, schließlich war meine Sommersaison bislang ausgefallen. Franzi sagte mir frühzeitig ab, sie war mal wieder krank. Als dann auch noch Moritz kurzfristig absagte, war meine ganze Hoffnung schon wieder dahin. Anja war zu sehr in ihre Bücher vertieft. Meine letzte Hoffnung war Martin – und er sagte direkt zu.
Wir trafen uns Freitagabend in Memmingen und fuhren mit Umwegen und einen Stopp beim wohl bekanntesten McDonalds Tirols ins Kaunertal. Spät kamen wir in unsere mitgebrachten Betten. Dank Martins warmen Schlafsacks (meiner liegt nämlich zu Hause) war mir auch, abgesehen von meiner Nase, schön warm.
Den Samstag ließen wir gemütlich angehen, der Wecker klingelte erst um 7 und bis wir gefrühstückt hatten und loskamen, war es halb 9. Wir wollten vom Parkplatz Riffeltal auf den Glockturm. Der Führer und die Karte zeigten eine Querung über den Gletscher, trotzdem entschieden wir, keine Steigeisen mitzunehmen. Das war auch die richtige Entscheidung. Über das „neue“ Riffeljoch (in der Karte ist es anders eingezeichnet, als im Gelände markiert) geht man nämlich nur über Fels zum Gipfel. Vom Joch aus machten wir noch einen kleinen Abstecher auf eine Felsspitze – eine kleine Kletterübung mit den festen Bergschuhen. Außerdem zeigte mir Martin bei dem kleinen verbliebenen Eisfeld noch Stufen schlagen, denn den Pickel hatten wir mitgenommen. Auf dem Gipfel zeigte sich sogar kurz die Sonne, sonst war das Wetter eher bedeckt und neblig. Als wir zurück am Auto waren, kochten wir erst mal – der Hunger war groß. Leider fing es genau dann an zu regnen, als wir uns einen gemütlichen Platz hergerichtet hatten. So machten wir uns es im Auto bequem.
Die Aussicht am Gipfel








Gegen 6 fuhren wir weiter zum Gletscherparkplatz und begutachteten die Wand der Weißseespitze, die sich nun endlich zeigte. Sie sah viel besser aus, als ich erwartet hatte. Um die Zeit zu vertreiben besuchten wir noch die begehbare Gletscherspalte, die nichts anderes als ein gefräster Durchgang im Gletscher war, und pickelten noch ein wenig durch die Halfpipe. Nachdem es dunkel war, stiegen wir mal wieder in unsere Betten, diesmal brauchte ich aber lange, bis mir warm wurde und so wurde meine Nacht sehr kurz. Als um 5 Uhr der Wecker klingelte, war es total neblig – nachts hatte es zwischenzeitlich geregnet und es war sternenklar gewesen. Wir entschieden, noch eine Stunde weiter zu schlafen. Um 6 war der Nebel weg, die Wand frei und so waren wir schnell aus den Betten. Beim Frühstück begutachteten wir die Wand – sie hatte sich verändert. In der Nacht hatte es viel Steinschlag gegeben, zwar nicht in der Wand, aber diese war blanker und sah einfach nicht einladend aus. So entschieden wir, über den Normalweg auf den Gipfel zu steigen. Um 7 kam noch eine andere Gruppe (3 Leute), die in die Wand einstiegen. Wir schlappten den Gletscher auf der Radrackspur hoch. Der Grat war wieder gefrorener aufgetauter Permafrost, das fand ich äußerst unangenehm zu gehen. Immer mal wieder kam die Sonne zum Vorschein und man sah hinunter zum Parkplatz. Der Grat zog sich und als wir endlich oben waren, sah man gar nichts mehr. Einfach weiß – wir mussten sogar das Gipfelkreuz suchen, das vorher zu uns hinunter geleuchtet hatte. So machten wir uns schnell an den Abstieg. Mittlerweile waren die Steine schneebedeckt. Je weiter wir nach unten kamen, desto größer wurde unser Hunger und desto weicher wurde das Geschmodder unter uns. Die Radrackspur auf dem Gletscher war mittlerweile auch weich und so kamen wir in tiefstem Schneegestöber ziemlich schnell nach unten, direkt in das Gletscherrestaurant zu Schnitzel und Pommes.
Damit hatte ich es doch noch mal ins Eis geschafft und das war ein richtig schönes Saisonabschlusswochenende.
  • Glockturm: 3355m; Ausgangspunkt Parkplatz Riffeltal
  • Weißseespitze: 3510m; Ausgangspunkt Parkplatz Gletscher
  • Karte: AV-Karte 30/2 Weißkugel
  • Führer: AV-Führer Ötztaler Alpen

Sonntag, 6. September 2009

Ein Versuch ist kein Versuch!

Im Gegensatz zu Ansa durfte ich in die hohen Berge, da wo es eben doch ein bissel Eis gibt. Trotzdem war auch bei uns dieses Wochenende viel Fels angesagt.
Zusammen mit Stefan und Martin ging es daher am Freitagnachmittag wieder ins Wallis, wir wollten den Nadelgrat gehen.
Am Samstagmorgen machten wir uns also von Gasenried aus auf den Weg um über Mittelberg und Breithorn zum Galenjoch zu kommen. Dort wollten wir biwakieren um am nächsten Tag über Dirruhorn, Hohberghorn und Stecknadelhorn zum Nadelhorn zu kommen. Leider hingen die Wolken noch fest um die Berge, so dass wir in dichtem Nebel aufstiegen. Zudem war es in der Nacht auf Samstag recht warm gewesen, somit fühlten wir uns wie in einem Dampfbad, wirklich entspannend war es aber nicht!
Zunächst noch über Wald ging es schon ziemlich bald über Wissen vorbei an Ziegen voran. Dann folgten wir noch dem Wanderweg, der zum relativ neuen Europa- (Weitwander-)weg gehört. Schließlich verließen wir diesen um direkt auf dem Grat weiter zu gehen, der zwar viel loses Material enthielt, aber trotzdem ganz gut zu gehen war.
Am Breithorn bot sich uns dann die Möglichkeit über dem Abgrund zu sitzen, durch die Wolken keine sehr große Herausforderung. Aber langsam rissen die Wolken immer mal wieder auf, so dass wir die ersten Blicke auf Weißhorn und Matterhorn ergattern konnten. Und spätestens im Biwak strahlte dann die Sonne über uns uneingeschränkt vom blauen Himmel. Dies versprach wunderschönes Wetter für den nächsten Tag.
Wir bereiteten uns einen gemütlichen Schlafplatz, möglichst eben mit all den Platten, die herumlagen. Und stopften uns den Rest des Tages mit Essen und Unmengen von Tee voll. Solange die Sonne auf uns nieder strahlte, war es schön kuschelig warm, dass änderte sich aber zügig als sie langsam unterging. Da wir auf Schlafsack und Isomatten verzichtet hatten zog während der Nacht die Kälte von den Steinen zu einem hoch. So lange man schlief störte das nicht wirklich, wenn ich allerdings aufwachte fing ich sofort an zu zittern. Um zwei klingelte dann der Wecker und wir durften endlich aufstehen. Alles dauerte irgendwie etwas länger und bis wir schließlich los kamen war es schon halb vier. Unser Biwakplatz hatte ungefähr eine halbe Stunde vor dem Galenjoch gelegen und so stiegen wir zunächst ins Joch ab, bevor es den Grat entlang ging. Meist geht man dabei direkt auf dem Grat, bis auf wenige Stellen die leicht umgangen werden können. Dabei ist der Grat stellenweise aus festem Fels und schön zu gehen, in weiten teilen aber eher lose und kostet ein bisschen Nerven. Vor allem aber zieht er sich einfach unglaublich in die Länge. Irgendwann ging die Sonne auf, was einen wie immer ein bisschen mehr aufwachen ließ. Und um kurz nach Acht standen wir dann auch endlich auf dem Dirruhorn. Was danach kam sah aber gar nicht toll aus und nach einer Gipfelrast mussten wir uns in die Dirrulücke über ziemlich loses Material durchschlagen. Nun war es schon richtig spät und wir konnten uns nicht vorstellen noch zu einer vernünftigen Zeit mit der Tour fertig zu werden. Daher entschieden wir uns die Rinne die auf den Riedgletscher führte abzuseilen. Hier waren Stangen fürs abseilen angebracht. Trotzdem war das wirklich alles andere als toll, da eine Menge Steine herunterkamen und wir alle einfach nur heil froh waren, als wir nach geschlagenen drei Stunden abseilen und Stangensuche in diesem Schrott endlich aus dem Steinschlagbereich heraus waren. Dieser Abstieg ist wirklich alles andere als zu empfehlen.
Nun gab es noch einen Gletscherbruch auf dem Riedgletscher zu überwinden, aber der stellte kein allzu großes Problem da, so dass wir bald auf dem Pfad zu Hütte waren. Nach einer richtig leckern Schorle auf der Bordierhütte, machten wir uns auf zurück ins Tal, um unsere Runde zu beenden. Es zog sich zwar noch ziemlich in die Länge und die Fußsohlen brannten ordentlich, aber schließlich erreichten wir doch froh, dass wir alle gesund wieder unten angekommen waren das Auto.
Eine sehr abenteuerliche Tour, die eines klar macht, der ganze Grat muss doch noch sein!!!

  • Karten: Schweizer Landeskarte 1308 St.Nikolaus, 1328 Randa

Dienstag, 1. September 2009

Wenn kein Eis wenigstens Fels

Nachdem der geplante Sommerurlaub ja leider nicht das erhoffte Hochtourenfeeling brachte, war ich nun endgültig ausgehungert. So überredete ich Andreas doch schon am Samstag ins Tannheimer Tal zu fahren – die Wettervorhersage für Samstag war Regen und für Sonntag nach Nelbelauflösung Sonnenschein. Wir beeilten uns allerdings nicht, denn das Wetter konnte nur besser werden. Immerhin regnete es in München nicht. Richtung Süden kamen wir aber doch in ordentliche Regenschauer und ich zweifelte schon leise, ob das wirklich eine gute Idee war. Aber je weiter wir nach Westen fuhren, desto besser wurde das Wetter. Wir erreichten trocken Nesselwängle und sahen auch vom Parkplatz aus die Rote Flüh. Leider nieselte es sich dann im Aufstieg aber doch noch mal gut ein, für das bescheidene Wetter waren aber trotzdem unglaublich viele Leute unterwegs. Oben angekommen, war alles zu und nass. Die Lust aufs Klettern war plötzlich weg. So entschieden wir uns zu Fuß auf die Rote Flüh aufzusteigen – ein wenig Bewegung wäre schon noch schön und es waren noch ein paar Stunden zum Abendessen. Und wirklich, als wir oben auf dem Gipfel standen, kam sogar die Sonne zum Vorschein. Die sollte von nun an auch nicht mehr von uns weichen. Als wir zurück auf der Hütte waren, war es zu spät um noch mal in den Klettergarten aufzubrechen und so entschieden wir uns früh Abend zu essen und die Sonne bei tiefen Temperaturen noch ein wenig auf der Terrasse zu genießen.




Nach langer Diskussion hatten wir uns doch dafür entschieden, auf der Hütte zu frühstücken. Wir beeilten uns aber und kamen schon um 7.20 los. Wir wollten in die Alte Südwand in der Roten Flüh. Den Einstieg haben wir ganz gut gefunden – dazu verrät der Berg die Route zu eindeutig. Auch sonst hatten wir mit der Wegfindung keine Probleme. In den ersten zwei Seillängen war es so zapfig kalt, dass ich trotz Handschuhe fror und ernsthaft zweifelte, ob wir je oben ankommen werden. Am zweiten Stand kam dann aber doch irgendwann die Sonne zum Vorschein und ich erwärmte mich. Das war aber auch nötig, denn nun wurds nass: Die dritte Seillänge geht durch einen Kamin, der feucht ist und da es erst geregnet hatte, richtig nass war. Wir kletterten im Überschlag, somit mussten wir an den Ständen nichts umbauen. Die sechste Seillänge ist dann ziemlich einfach – hier kann man ein paar Sanduhren bauen, danach kommt mehr oder weniger Gehgelände, bei dem man unglaublich viel loses Zeugs runterzieht. Das einzige Problem ist eigentlich, den Standhaken in dem weiten Feld zu finden – vor allem befindet der sich noch versteckt hinter einem Vorsprung. Die siebte Seillänge führt dann auf ein Plateau, hier kann man aussteigen und über den Normalweg auf den Gipfel. Wir entschieden uns erst mal für eine kleine Pause und ließen die Seilschaft hinter uns vorbei. Die 8. Seillänge ist im Topo ohne einen Zwischenhaken verzeichnet. Und nachdem die andere Seilschaft ziemlich fluchte und auch den Stand nicht fand, entschieden wir uns, über den Klettersteig zum Gipfel zu gehen. Eine 4 ungesichert muss halt echt net sein. Mittlerweile war es Mittag geworden und wir entschieden uns noch mal in den Hüttengrat einzusteigen. Andreas hat sich in der ersten Seillänge gleich mal verlaufen, so dass er gleich zwei auf einmal machte, bevor er den nächsten Standhaken fand. Sonst ging die Route problemlos durch – nur beim Abseilen muss man echt auf Steinschlag von oben achten: Hinter uns seilten noch mal welche ab, als wir am dritten Abseilstand waren: Da kamen die Steine nur so geflogen….
Mittlerweile hatten wir einen Mordshunger (nach dem Frühstück waren auch schon 11 h vergangen und außer einem Müsliriegel und einem Stück Schokolade hatten wir nichts gegessen), und so beeilten wir uns, auf die Hütte zu kommen, um uns vor dem Abstieg noch mal ordentlich zu stärken. Damit ging ein herrliches Wochenende an einem Traumtag zu Ende.
  • Kletterführer: Allgäu - Panico Verlag; Toni Freudig: Klettern an der Tannheimer Sonnseite