Sonntag, 21. Juni 2009

Nordwandersatz

Der Plan für die Nordwand verabschiedete sich spätestens mittwochs und damit Anja – das Wetter war viel zu unbeständig vorhergesagt – und das obwohl wir gerade einen richtigen Sommertag erlebten. So entschieden Franzi und ich ins Allgäu zu fahren. Der große Krottenkopf mit seiner Firnrinne war unser Ziel für Samstag, der als stabil bezeichnet wurde. Freitag morgen hatte sich der Wetterbericht jedoch noch mal entschieden verschlechtert und nach einem Anruf auf der Hermann-von-Barth-Hütte entschieden wir uns auch diese Tour zu verschieben. Wir suchten nach Alternativen und wurden mal wieder im Voralpenland fündig. Hier gilt nämlich der allgemeinhin bekannte Ausspruch „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“. Wir nahmen den ersten Zug nach Lenggries und wurden von Nieselregen begrüßt. Nachdem ich, als der Wecker um 5.40 klingelte, wirklich keine Lust hatte, in dieses Nass zu gehen, war ich nun froh, hier zu sein. Wir waren mit GoreTex-Jacke und Rucksackregenschutz ausgerüstet. Wie wollten aufs Brauneck und zur Benediktenwand und noch ein Stückchen weiter – wie weit wussten wir allerdings noch nicht. Auf dem Weg zum Brauneck find es dann richtig zu regnen an. Auf dem Fahrweg war dies kein Problem, erst auf dem Wanderweg wurde es nass, rutschig und dreckig. Trotzdem genoss ich es. Wir waren in 1,5 h oben, Sicht hatten wir keine, die Wolken hingen tief und wir waren nass, zwar nur äußerlich, aber der ganze Körper wird bei so einem Wetter klamm. Lange schon hatte ich so ein Gefühl nicht mehr gehabt, man will ja kein Weichei werden :-)
Nach einer ersten Jausen gingen wir weiter zum Gipfel und dann den Grat entlang Richtung Benediktenwand. Allmählich zogen die Wolken höher und erste Tagblicke wurden möglich. Schließlich hörte es auf zu Regnen. Der Weg war aber sehr nass und die Steine extrem glattpoliert und dementsprechend rutschig. Ich war ganz froh, meine Bergschuhe angehabt zu haben. Wir überholten eine Gruppe, bei der wir uns nicht ganz sicher waren, wie sie zusammengesetzt war. Diese Wanderung war für sie jedenfalls bei diesen Bedingungen vollkommen unpassend – wirklich Spaß schienen sie nicht zu haben. Kurz vor dem Ostaufschwung auf die Benediktenwand überholten wir noch eine Frauengruppe, die sich nicht sicher waren, ob die dort hinaufkämen – nachdem Weg über die Achselköpfe ist der Teil aber definitiv nicht schwerer. Wir rasteten am Gipfel, auch dort trafen wir wieder Leute, es war doch mehr los, als wir vermutet hatten. Mittlerweile war es Mittag geworden und wir freuten wir uns als pünktlich zur Pause die Sonne raus kam.
Gestärkt stiegen wir ab, hatten aber schon bald die Schnauze voll. Wir wählten den Weg Richtung Jachenau, dort waren wir vollkommen unter uns, der Weg aber durch die Wurzeln und das Laub sehr glitschig. An der Glaswandscharte hatten wir den Abstieg beinahte geschafft, nun ging es kurz auf einem Fahrweg, bevor ein wunderschöner Weg Richtung Rabenkopf abbog. Er führte durch saftige Almwiesen, leicht bewegt in idealer Zusammensetzung in vollkommener Einsamkeit. Leider verbummelten wir den Abzweig auf den Rabenkopf – der Weg am Fuß entlang war aber einfach weiterhin wunderschön. Neben der Benediktenwand doch eine unvermutete sanfte Schönheit, die sich hier uns bot. Nun wollten wir weiter Richtung Jochberg. Das hieß aber erst mal absteigen. Als wir dann aufsteigen wollten, schien noch die Sonne, aber sehr dunkle Wolken zogen auf. Da es so schnell warm und schwül geworden war, rechneten wir mit einem Gewitter und wir entschieden uns für einen schnellen Abstieg direkt nach Kochel. Kurz danach fing es auch Richtig an zu schütten – das Gewitter blieb aber aus. Nun folgten wir dem Fahrweg bergab und erfreuten und jedem Höhenmeter, den wir verloren und der uns dem Ziel näher brachte.

Donnerstag, 18. Juni 2009

Wer seine Ski liebt der trägt!

Wenn man auf eine Frühjahrsskitour geht, denn Sommer ist ja erst ab dem 21. Juni, muss man natürlich damit rechnen, dass man seine Ski von Zeit zu Zeit ein Stück tragen muss.
Los ging es am Freitagabend und einer kurzen Nacht unter Sternenhimmel auf der Fafleralp. Erik, Ansgar, Jochem und ich standen also um 3 Uhr auf, schulterten unsere Ski und machten uns auf den Weg Richtung Beichpass. Die erste Stunde trugen wir die Ski wobei uns Erik durch durchweichte Wiesen zur Schneerinne leitete. Dann durften wir endlich die Ski anschnallen. Aber nur für ein kurzes Stück, denn schon bald musste noch mal ein Schotterband überquert werden, bevor es dann erst einmal endgütig auf Ski weiter ging. Der Zustand des „Ski an den Füßen“ haben hielt aber nicht ewig an und so durften die letzten 200hm vor der Passhöhe wieder zu Fuß zurück gelegt werden. Hier oben hatte es relativ neuen Schnee und auf der anderen Seite hatte die Sonne die oberste Schicht auch schon gut aufgeweicht. Trotzdem konnten wir bei strahlendem Sonnenschein ein paar wirklich wunderbare Schwünge fahren. Bis wir vor einer Kante standen, auf der einen Seite Geröllfeld, auf der anderen Platten. Laut Karte sollte es an der Stelle des Geröllfelds runtergehen. Wenn noch genug Schnee liegt ist das bestimmt kein Problem, so mussten wir mal wieder die Ski auf den Rücken nehmen. Hier abzusteigen war doch ziemlich hässlich, als wir unten waren sahen wir dann, das weiter rechts doch ein Schneedurchschlupf gewesen wäre. Pech gehabt!
Nun ging es noch ein Stück über den relativ flachen Beichgletscher, wirklich schieben musste man aber nicht, bis dieser mit dem Oberaletschgletscher zusammenfließt. Hier hieß es dann endgültig Ski an den Rucksack. Der Oberaletschgletscher war in diesem Bereich schon mehr mit Schutt als mit Schnee bedeckt und so gingen wir eben auf die andere Seite. Es war wirklich warm und wir hatten alles sehr Durst, aber kein Trinken mehr. Weit war es nun aber wirklich nicht mehr. Wir mussten uns nur noch die 150hm Leiter zur Oberaletschhütte hinauf quälen und eine Qual wurde es wirklich. Beim Auspacken des Rucksacks fiel Erik dann später auf, dass er doch noch einen halben Liter Tee gehabt hätte.
Wir richteten uns in dem gemütlichen Winterraum ein und konnten es uns später sogar mit Rivella gut gehen lassen, da der Hüttenwirt zufällig für eine Nacht oben war.
Am nächsten morgen war Start für 3 Uhr, was wir auch brav einhielten um aufs Aletschhorn zu kommen. Mir ging es dabei aber irgendwie nicht wirklich gut und ich war extrem langsam, also drehte ich kurz darauf rum. Die anderen gingen weiter und hatten später ein wunderschönes Panorama bei traumhaftem Wetter. Zurück kamen sie aber alle kaputt und müde, während ich noch mal viel geschlafen und den Tag vor der Hütte vertrödelt hatte. War auch so ein schöner Tag!
Da wir jetzt doch nicht wie geplant am Mittelaletschbiwak waren sondern weiter auf der Oberaletschhütte mussten wir noch eine Tour für morgen raussuchen. Zurück gehen sollte es dabei wieder über den Beichpass. Die ganze Nacht regnete es aber und als um 2 Uhr der Wecker klingelte, drehten wir uns erst noch einmal rum. Morgens stand dann fest, dass die Option über den Beichpass zurück zu gehen raus war. Da noch relativ neuer Schnee dort lag, es oben ordentlich aufsteilte und die Schneedecke jetzt total durchweicht war, wäre es einfach zu gefährlich gewesen diese Route zu nehmen. Die einzige Option die blieb, war die Ski mal wieder an den Rucksack zu schnallen und zunächst über den Oberaletschgletscher abzulaufen um dann über saftig grüne Wiesen nach Belalp zu gelangen.
Mit Gondel, Bus und Bahn gelangten wir dann zurück zur Fafleralp.
Vielleicht ist ja doch schon Sommer!


Mittwoch, 10. Juni 2009

Klettern in den Tannheimern

Wir nutzten das für uns lange Wochenende und wollten das Alpinklettern etwas vertiefen. Andreas kam direkt von einem Aufbaukurs zurück und war nun mit allen Tipps und Tricks ausgestattet. Ich wollte einfach mal wieder ein Wochenende in den Bergen sein und wenn das Wetter schon keine Eistouren zuließ, so konnten wir wenigstens klettern gehen. Wir entscheiden uns fürs Tannheimer Tal. Nachdem wir ein paar Touren ausgesucht hatten, die für uns im Bereich des Machbaren waren, fuhren wir Freitag früh los. Durch eine nicht ausgeschilderte Umleitung und eine Panne beim Packen verloren wir einige Zeit und waren erst gegen 11 Uhr am Gimpelhaus.
Da wir noch keine eingespielte Seilschaft waren entschieden wir uns für den kurzen Hüttengrat am Hochwiesler Ostsporn. Den Einstieg hatten wir schnell gefunden und das Wetter war schön sonnig und warm. In unserem Topo waren keine Zwischenhaken eingezeichnet, so schleppten wir das gesamte Material mit. Zu unserer Freude war die Route dann aber eher sportklettermäßig abgesichert. Wir kletterten in Wechselführung, die Route ist mit 4+ bewertet. Nach anfänglichen Problemen im Vorstieg kam ich aber ganz gut zurecht und wir genossen beide die Aussicht, das Wetter, den Fels und die Ruhe. Die Abseilstelle führt durch eine „Schlucht“ (laut Kletterführer), es handelt sich dabei um eine steile Wiese auf der viel loses Gestein rumliegt, was jeder Abseilende ein bisschen dezimiert. (vlg. „Goldener Herbst“)
Nachdem wir wieder unten waren und unsere Sachen verpackt hatten traten wir den Rückweg zur Hütte an. Für Kuchen reichte es leider nicht mehr, wir warteten lieber gleich auf das Abendessen.
Das Wetter für Samstag war schlecht angekündigt. Umso erfreuter waren wir, als Samstag morgen um 7 Uhr beim Frühstück alles trocken war. Wir beeilten uns und stiegen zur Till Ann zu, diese Route liegt in der Zwerchwand und ist mit 5- bewertet. Mir ging es nicht sonderlich gut und so stieg diesmal Andreas alles vor. Die Seillängen kamen mir auch viel schwerer vor als am Vortrag, wobei ebenso viele Viererstellen überwunden werden mussten. Nach der 3. Seillänge zogen aber so tiefe Wolken rein, dass wir uns spontan entschieden wieder abzuseilen, als im Nebel weiterzuklettern. Im Nachhinein gesehen war das die richtige Entscheidung, kaum waren wir unten fing es an zu tröpfeln und kaum waren wir wieder an der Hütte fing es richtig an zu schütten. Das Wetter änderte sich leider den ganzen Nachmittag und Abend nicht mehr. Lange diskutieren wir über die Möglichkeiten am Sonntag. Freudig überrascht waren wir, als wir beim Aufstehen blauen Himmel und Sonnenstrahlen erblickten. Wir wollten es riskieren in die Westwandrampe der Roten Flüh einzusteigen. Diese ist mit 3 bewertet und hat nur 5 Seillängen. Als wir kurz vor dem Einstieg waren zogen aber sehr dunkle Wolken aus Westen auf und wir entscheiden uns gegen eine Klettertour in der großen Wand. Stattdessen stiegen wir ab und wollten zu dem Klettergarten an den Thomaswänden. Wo gerade noch die Sonne schien, waren jetzt dunkle Wolken aufgezogen. Trotzdem machten wir uns kletterfertig. Als wir jedoch gerade das Schneefeld das direkt am Fuße des Klettergartens liegt queren wollten, fing es an zu tröpfeln. Da wir keine Lust hatten, pitschnass zu werden, entschieden wir umzudrehen. Dieses Tröpfeln war allerdings nur von kurzer Dauer, denn als wir wieder auf dem Weg waren, hatte es bereits aufgehört. Mittlerweile war uns aber so kalt, dass wir entschieden nicht noch mal zurückzukehren. Stattdessen statteten wir noch der Tannheimer Hütte einen Besuch ab. Diese Hütte ist total urig im Vergleich zu dem protzigen und unpersönlichem Gimpelhaus. Es handelt sich um eine winzige Hütte mit gerade mal 18 Lagerplätzen. Nachdem wir uns in der Hütte aufgewärmt hatten, schien draußen schon wieder die Sonne. Wir machten uns dennoch auf den Rückweg und entschieden uns stattdessen auf dem Rückweg eine riesige Portion Eis in Füssen zu Essen :-)
Das Gebiet hat uns beiden sehr gut gefallen und nachdem unsere Ausbeute doch sehr gering war, müssen wir definitiv wieder kommen, schließlich wollten die Till Ann sowie die Rote Flüh noch begangen werden.
  • Führer: Panico Allgäu

Dienstag, 2. Juni 2009

Maiwanderungen

In den letzten Wochen habe ich mich mit Berichten ein wenig zurückgehalten. Hier ein kurzer Rückblick: Am 3. Mai war ich mit Franzi und Andreas auf der Brecherspitze. Dabei lag auf dem Weg nach der Ankelalm noch viel Schnee und ich war froh, diesmal die Bergschuhe angehabt zu haben. Das Wetter war mittelmäßig und trotzdem waren genug Leute auf dem Gipfel.
Den Sonntag drauf waren wir mit Erdme auf dem Wank. Welch andere Verhältnisse: Hitze und schönster Sonnenschein. Und ein herrliches Zugspitzpanorama entlohnte uns. Lediglich Schneereste trafen wir an, die die Wankbahnbenutzer zu erstaunten Äußerungen hinreißen ließen.
Am 17. Mai war ich in einer ganz anderen Gruppe, u.a. mit Tom und Felix, am Wendelstein. Ein herrlicher Alpenblick war uns vergönnt. Das Abfahren durch das letzte Schneefeld war bei der Hitze äußerst angenehm.
Danach stand eine kurze Woche an: Am Donnerstag waren wir direkt wieder unterwegs. Diesmal ging es zum Alpinklettern nach Mittenwald. Dort stiegen wir zur Mittenwalder Hütte auf und gingen weiter Richtung Lindlähnekopf. Dort stiegen wir in die Südwestverschneidung des Gerberkreuzes ein. Vom Lindlähnekopf ging es durch Schotter und Latschen zum Einstieg. Da wir zu dritt unterwegs waren, stieg Franzi alles vor. Leider entwickelte sich das Wetter nicht so wie gewünscht – so entschieden wir spontan nach der 3. Seillänge abzuseilen und den langen Abstieg anzutreten. Kaum waren wir unten, wurde das Wetter wieder besser, aber der Abstieg dauerte. An der Mittenwalder Hütte machten wir noch mal einen kurzen Zwischenstopp, mittlerweile war wieder schönster Sonnenschein und Hitze angesagt. Als wir kurz nach 5 den Abstieg fortsetzten sah der Himmel im Westen noch vertrauensvoll aus, allmählich zog es aber zu und zwar ziemlich schnell. Kaum waren wir unten, wurde es dunkel und es reichte noch genau zum Material tauschen bevor wir im Auto saßen und es anfing zu regnen und vor allem zu gewittern.
Es war eine sehr schöne Tour und auf jeden Fall sollten wir mal wieder Alpinklettern gehen!
Über Pfingsten wollten wir ja unsere erste Nordwand gehen, leider machte und das Wetter einen Strich durch die Rechnung: Franzi und ich entschieden uns dann spontan nach Hollersbach zu fahren, dort konnten wir wenigstens ein wenig Rad fahren und wandern.

Montag, 1. Juni 2009

Creux du Van

Wenn die hohen Berge mal wieder nicht wollen, muss man halt die kleinen nehmen. Eigentlich wollten wir die Nordwand der Hinteren Schwärze gehen, aber der Wetterbericht sprach von ergiebigen Schauern. Also zogen Ansa und Franzi nach Hollersbach und ich fuhr mit Sara nach Neuchatel.
Dort wollten wir einmal um Creux du Van laufen. Dabei handelt es sich um einen großen Felszirkus, 500m tief mit 160m senkrecht abfallenden Wänden. Entstanden ist diese Formation wohl nach der letzten Eiszeit und heute der tiefste Punkt in der Schweiz an der Permafrost gefunden werden kann.
Also fuhren wir nach Noiraigue, parkten unser Auto am Bahnhof und machten uns auf den Weg. Die Sonne schien zwar wunderbar, aber warm war es wirklich nicht und der Wind blies ganz schön heftig.
Das war aber nicht so schlimm solange wir, geschützt im Wald, Richtung Le Soliat liefen. Schließlich erreichten wir die Krete und hier ging der Wind erst Richtig ab. Wir holten unsere Jacken raus, ich sogar die Mütze und genossen den Blick in die Tiefe. Von hier kann man dann direkt am Rand entlang laufen, bis zum anderen Ende. Zwischendurch machten wir noch einen kurzen Abstecher zu einem kleinen Restaurante. Eine kleine Hütte, ganz urig innen drin, wo es kuschelig warm war. Danach genossen wir den Weg der Krete entlang und versuchten noch einen Blick Richtung Alpen zu erhaschen. Schreckhorn und Eiger schauten uns gerade noch durch ein Wolkenloch entgegen, der Rest hielt sich gut verhüllt.
Der Weg bergab, ging dann flott durch den Wald zurück zum Auto. Eine kleine aber feine Runde und eine wirklich beeindruckende Umgebung.