- Wegbeschreibung
- Turistinfo
- ideale Wanderzeit: Juni - September
- Infrastruktur: ICA in Ullånger, Docksta, Örnsköldsvik
mehrere Schutzhütten und Vandrarhem
Weg führt über viel Straße, davon viel asphaltiert
Wir waren mit dem Ziel angetreten, 127 km in vier Tagen zu gehen. Anja hatte endlich ihr Theo-VD erfolgreich hinter sich gebracht und Ansa konnte noch ein verlängertes Wochenende zu ihrer Reisetätigkeit hinzufügen.
So machte sich Anja ziemlich müde 5:30 Uhr auf den Weg um den Billigflieger Ryanair in Frankfurt Hahn zu erreichen.
Um 13:00 erreichte Ansa eine überraschende SMS, Anja wäre jetzt da, wo die Busse ankommen, könne aber Ansa nicht finden. Nun, Ryanair war mal wieder zu früh dran, womit Ansa nicht rechnete und noch gemütlich zu Hause saß. Dafür wurde der Aufbruch nun umso überstürzter, um Anja nicht allzu lange warten zu lassen.
Nach Nahrungsaufnahme bei Pizza-Hut, Colaschock und kleiner Abendbrotversorgung vom Pressbyrån, ging es um 14:30 in Stockholm mit dem X2000 Richtung Sundsvall los. Die Fahrt war recht kurzweilig, die mitgenommenen Bücher blieben unangerührt. Leider wurde das Wetter kontinuierlich schlechter: Die Sonne aus Stockholm musste Nieselregen in Sundsvall weichen. Anja bekam hier auch ihren ersten Kälteschock. Aber mit was für Temperaturen rechnet man denn in dieser Region um diese Jahreszeit? Bestimmt nicht mit 30°C! Die anschließende Busfahrt führte uns schon mal an unserem Ausgangpunkt vorbei, leider konnten wir nicht abspringen, aber sehen, dass wir das Laufen über die Höga Kustenbron lieber bleiben lassen sollten. Warum man uns erst mit dem Bus nach Ullånger schickte um dann wieder zurück nach Utansjö zu fahren, wissen wir nicht. Es war auf jeden Fall die günstigste Verbindung. Leider war uns der Himmel nicht gut gestimmt und schickte Niederschlag. Gegen die Windschutzscheibe des Busses tröpfelte es nicht nur, nein wirklich es war Schneeregen, also richtig kalt. In Ullånger bestellte Ansa dann noch das Taxi, das uns über die Brücke bringen sollte, denn leider nahm der zweite Bus einen anderen Weg. Für 5 km 291 SEK zu zahlen empfanden wir durchaus als teuer, aber trampen erschien uns um diese Uhrzeit als etwas zu waghalsig (Ankunftszeit in Utansjö: 21:00). Der Taxifahrer war vollkommen begeistert, dass wir zelten gehen würden, war aber auch der Meinung, dass wir einen Monat zu früh hier seien. Nunja, wir waren eben nun da. In der Raststätte Hornöberget wollten uns besorgte Mitbürger erst noch ”retten”, während Ansa nach dem Startpunkt suchte.
Erst kam die Frage was wir denn vorhaben. „Wir gehen den Höga Kustenleden und zelten.“ „Zelten???“ - Schockierte Blicke folgten und diese Information wurde auf Schwedisch von einem zum nächsten weiter gegeben, bis Anja von ungefähr 10 ungläubig drein blickenden Menschen umgeben war. Schließlich wurde uns angeboten uns mitzunehmen und wir könnten ja dann morgen starten. Aber nein, wir wollten Zelten.
Bevor wir uns dann endgültig erst mal in die Einsamkeit begeben wollten, gönnten wir uns noch eine Heiße Schokolade. Um 21:45 machten wir uns auf den Weg. Mittlerweile war es schon relativ dunkel (Sonnenuntergang 21:10, aber eben schlechtes Wetter). Die ersten 150 m des Weges überstanden wir auch vollkommen unbeschadet, dann verließ uns die Markierung. Auf der Karte von 2000, das die aktuellste verfügbare Karte ist, sollte uns der Weg nach links führen. Nach langem Suchen und komplett durchnässt, sahen wir aber ein, dass da unmöglich ein Weg lang gehen könnte. Also noch mal zurück zum Ausgangspunkt und den Übersichtsplan betrachtet, fiel uns auf, dass wir einfach nur dem breiten Weg folgen sollten. Wie einfach.
Nun folgte aber direkt die Suche nach einem Zeltplatz. An der Brücke war es doch etwas ungemütlich, im Wald nicht möglich und so kamen wir schnell in besiedeltes Gebiet. Hier darf man ja nach dem Allemansrätt nicht zelten. So legten wir an dem Abend vollkommen übermüdet noch 4 km zurück, hauptsächlich auf Asphalt, bevor wir eine kleine Lichtung im Wald fanden und das Zelt im Regen aufstellten. Nach 10 min waren wir im trockenen Schlafsack. Mittlerweile war es aber auch schon 23:00.
Ausbeute: 4 km, 40 min
1. Tag: 5/5/07
Um 7 Uhr waren wir wach, selbstverständlich ohne Wecker. Kalt war es, aber immerhin hatte der Regen aufgehört. Schöne Stille. Erst mal Tee kochen, um uns aufzuwärmen. Müsli gab es aus dem Topf, mit Milchpulver. Was ist Milchpulver doch für eine praktische Erfindung.
Leider trockneten unsere Sachen nicht, bevor wir aufbrachen, so packten wir das nasse Zelt zusammen. Mmmh, lecker.
Eigentlich wollten wir uns erst mal gemütlich einlaufen, aber daraus wurde nichts. Das Tempo stieg von alleine ziemlich schnell. Der Weg führte uns hauptsächlich durch Wald, mal auf kleinen, mal auf größeren Wegen. Immerhin war nur ein kurzer Abschnitt Straße dabei. Als uns dann der Weg zum offenen Meer führte wurde das Tempo etwas langsamer: auf den groben Steinfeldern tat sich Ansa schwer.
Mittag machten wir kurz vor dem Fjärdbotten, 12:30, am Wasser, mit Straße in der Nähe. Immerhin vier Autos hörten wir in der Stunde, die wir dort saßen. Weiter ging es auf einem Matschweg, aufgeweicht von dem schweren Gerät der Waldarbeiter. Nach kurzer Markierungslosigkeit kamen wir wieder auf einen Holzabfuhrweg, immer weiter im Wald. Unser Tempo war nun etwas langsamer, aber nach ca. 6 km/h zu Beginn konnte man nun auch etwas langsamer werden. Und unsere Fußprobleme, noch unausgesprochen, machten sich bemerkbar. Nach einem längeren Straßenabschnitt ging es noch mal direkt am Meer entlang und dann über eine weite Wiese Richtung Gavik. Diese lud zu einer nachmittäglichen Pause ein: Anja quälte sich wohl leise, wie sich später rausstellte und Ansa hatte Blasen an beiden Füßen. Nach Unmengen von Studentenfutter sollten wir aber noch mal ca. 8 km gehen, bevor uns der richtige Zeltplatz auffiel. Über die letzten Kilometer kann man aber nicht behaupten, dass sie Spaß gemacht hätten, keiner von uns ging auch nur einen Schritt weiter als nötig.
Schnell das Zelt aufgestellt, damit es noch austrocknen konnte und dann was gekocht: Nudeln mit Varma Koppen, Geschmacksrichtung Käse und Brokkoli. Außer dass es unangenehm kalt war, war das der perfekte Platz: Am See, von der Sonne beschienen.
Um 21:00, zwei Stunden nach Ankunft waren wir dann auch in den Federn.
Ausbeute: 36 km, ~ 9 h
2. Tag: 6/5/07
Mal wieder um 7:00 wach. Die Nacht war eiskalt. Ein Schwede, der sein Boot abgeschleppt hatte, erzählte uns -1°C. Ansa hatte fast nicht geschlafen: Der Körper tat weh und konnte in der aktuellen Liegeposition keine Entspannung finden und außerdem war es eben kalt. Leider schien am morgen keine Sonne, wir hatten uns auf ein Frühstück in der Sonne gefreut. Also erst mal Tee gekocht und die Sachen trocken lassen. Anja war zuversichtlich, Ansa konnte sich kaum bewegen. Um 8:45 brachen wir auf. Es ging viel über Straße auch über Asphalt. Anjas Fußprobleme wurden immer größer, Ansa erholte sich beim laufen, langsam waren wir unterwegs. Noch dazu machten wir einen 2 km langen unfreiwilligen Umweg und das auch noch auf der Straße! Mittag gab es am See im Wald, dem einzigen richtig windigen Ort. Anja beschwerte sich über den Wald, der sähe ja überall gleich aus. Außerdem zog sie das bergauf laufen vor, das entlastet die Hacken und verringere somit die Schmerzen. Ansa fing an zu meckern, lief aber weiter. Sobald es bergauf ging, zog Anja weg, hatte aber im flachen Probleme dem langsamen Tempo von Ansa zu folgen. Immer wieder folgten Fußentspannungspausen. Unter anderen bei einer Schutzhütte mit extra Klohütte. Und wie die Schweden eben so sind, hatte diese sogar Klopapier. So kamen wir Richtung Ullånger. Die letzten zwei Kilometer mal wieder: Straße, diesmal sogar Asphalt. Anja humpelte mehr in den Ort, aber dort wartete eine Heiße Schokolade…
17:15 brachen wir in Ullånger auf, man, wir waren heute auch schon ganze 21 km gelaufen. Gestärkt mit Heißer Schokolade, aufgewärmt und mit gewaschenen Händen wollten wir noch zur nächsten Hütte. Das bedeutete 3 km bergauf, zur Toppstuga. Und der Name ist richtig gewählt. Oben auf dem Berg mit wunderbarem Blick erwartete uns unser nächstes Nachtquartier. Wir hatten uns gegen Zelt entschieden, es war einfach unglaublich kalt. Die Hütte hatte alles, nur kein Wasser. Aber da es erst 18:00 war, ging Ansa Wasser holen, der nächste See war nicht weit. Die Hütte war mit zwei Sofas, einem großen Tisch und vielen Stühlen, Kerzen und Holz ausgestattet, zum Feuer machen waren wir aber zu faul, es hatte ja immerhin 10°C in der Hütte. Zusätzlich gab es ein Toilettenhäuschen, natürlich mit Klopapier und eine große Veranda mit Blick ins Tal, wo wir auch unser Abendessen zubereiteten: Nudeln mit Varma Koppen, diesmal Geschmacksrichtung Pfifferlinge. Zum Abschluss gab es noch eine Tasse Heiße Schokolade als Nachtisch. Hatte ich schon mal erwähnt, dass Milchpulver eine tolle Erfindung ist? Bei diesem Genuss entstand der Plan, am Skuleberget aufzuhören. Müssen wir uns denn quälen?
Die Tage hatten ihre Spuren hinterlassen und wir waren müde. Im Schlafsack lagen wir um 20:30, jeder auf seiner Couch. Nebel zog auf. Eigentlich wollten wir noch lesen, dabei schlief Ansa ein.
Ausbeute: 24 km, ~ 7,5 h
3. Tag: 7/5/07
Mal wieder sind wir um 7:00 wach. Aber diese Nacht war richtig erholsam. Es war uns sogar so warm, dass wir unsere Inletts im Laufe der Nacht ausgezogen hatten. Trotzdem war es kalt, als man den Schlafsack verließ: Also erst mal warmen Tee gekocht und gefrühstückt. Wir waren uns einig, dass der Plan, nur bis Skuleberget zu gehen, der richtige sei. Gegen 8:30 zogen wir los, erst mal nur bis zum See, um dort unsere Wasserbehälter aufzufüllen. Wir waren relativ schnell unterwegs, allerdings hatte Anja immer noch Fußprobleme. Ansa hatte sich eingelaufen, sie könnte nicht behaupten, dass ihr nichts weh täte, aber das ist ja eigentlich auch normal. Mal wieder erwartete uns viel Straße. Der Höhepunkt waren allerdings die 1,5 km an der E4. Wir nahmen es maulend hin, aber da hätte man sich wirklich was besseres überlegen können. Der viele Asphalt ließ unsere Füße nicht besser werden, so machten wir öfters kleine Fußentspannungspausen, raus aus den Schuhen, abknicken so gut es ging, zum Leben erwecken und wieder weiter. Trotz dieser vielen Pausen waren wir um 12:30 am Skuleberget. Erst die Freude, dass die Bahn fuhr, dann die Enttäuschung, nein wir könnten nicht mitfahren, es wäre kein Personal da, Bahn liefe nur für ein Filmteam. Anja wollte nicht mehr hoch, die Schmerzen waren zu groß und wir mussten ja noch zurück nach Docksta. So machten wir schnell Mittag und quälten uns die Straße zurück nach Docksta, wo um 13:35 der Bus nach Örnsköldsvik kommen sollte. Der Busfahrer war total begeistert, er hätte Ansa wahrscheinlich die ganze Fahrt zugelabert, aber wir setzten uns mal wieder oben hin.
Den Rest des Tages haben wir uns den Bauch in Örnsköldsvik vollgeschlagen. Das Outletcenter von Naturkompaniet war leider nicht in fußläufiger Reichweite (nun das ist Definitionssache, aber für uns nicht mehr). So zogen wir vom ersten Cafe, in dem wir uns zwar umziehen konnten, aber sonst eher als schräge Vögel angesehen wurden, weiter zum nächsten. Zwischendrin haben wir eine Stunde auf einer Wiese gelesen und geschlafen, wenn man die ganze Ausrüstung dabei hat, dann ist das auch nicht sooo kalt, nur ein bisschen. Zum krönenden Abschluss waren wir dann noch bei Max. Was kann man sich schöneres vorstellen, als nach so einer Tour einen schönen Burger mit Pommes zu essen?
Nebel zog auf, die Sprungschanze, die unter der Eisenbahnbrücke durchführte war abends kaum noch zu sehen, wir waren uns einig, schön dass wir jetzt nicht zelten müssen, sondern gleich einen warmen Sitzplatz im Zug haben. Um 21:00 brachte uns ein Bus nach Mellansel, der Ort lässt Spekulationen über die Aussprache zu, aber Ansa hatte richtig getippt ;-)
Noch mal genügend Zeit, das Buch zu benutzen, denn der Zug fuhr erst um 23:30. Nachtzug, Connex, nach Stockholm, für quasi fantastische 440 SEK (für uns beide!). Jeder von uns hatte zwei Sitzplätze, leider war aber die Armlehne in der Mitte so störend, so dass Anja eigentlich kein Auge zu machte und lieber lesend den Sonnenaufgang genoss, während Ansa so müde war, dass sie den wunderbaren Sonnenaufgang einfach nicht anschauen konnte. Um 7:40 kamen wir in Stockholm an.
Ausbeute: 16 km, ~ 4h
1 Kommentar:
Hey ihr beiden.
Das Gefühl bei Max-Burger zu sitzen und die Wunden zu lecken kenne ich. Nie hat Fast Food nach knapp zwei Wochen "in Armut" besser geschmeckt.
Allerdings haben wir es nicht so hart durchgezogen wie ihr - wir haben insgesamt mehr "Urlaub" gemacht, waren auf Ulvön und haben den ein oder anderen Ruhetag gemacht.
Und nette Leute haben wir getroffen.
Definitiv ein Urlaub, den ich nicht vergessen werde.
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