Unser Aufbaukurs Hochtouren war rum und da Ansa und ich noch eine Hochtour in den Westalpen planten, bevor für Ansa nun der harte Arbeitsalltag beginnt, verpflichteten wir Franzi kurzer Hand mit uns zu kommen.
Nach einer allzu kurzen Nacht in meinem neuen Züricher Zimmer, der Wecker klingele um 2 Uhr, machten wir uns auf zum Oberaarsee. Dabei geht vom Grimselpass eine einspurige Straße zum Oberaarsee. Deswegen darf man auch nur zwischen xx.00 und xx.10Uhr hineinfahren und zwischen xx.30 und xx.40 Uhr hinaus. Aber wir hatten tatsächlich Glück und waren um 10 vor 5 am Anfang der Straße. Draußen war es bitter kalt und so verspeisten wir erst einmal im Auto unsere Nutellabrote, bevor wir uns hinaus trauten.
Um 6 ging es dann, noch im Dunkeln, los über die Staumauer Richtung Oberaargletscher. Dieser war auch recht flott erreicht und das Oberaarjoch zu dem wir nun über den Gletscher mussten wirkte ganz nah. War es aber leider nicht. Wir liefen und liefen, hüpften über Spalten und liefen kreuz und quer um sie herum, aßen unser zweites Frühstück, aber kamen dem Joch nur sehr, sehr langsam näher.
Schließlich erreichten wir aber doch die ausgestorbene Oberaarjochhütte. Nachdem die Sonne uns die letzten paar Stunden gebraten hatte, waren wir dankbar über eine Apfelschorle. Schon von hier bot sich ein wunderschönes Panorama mit einem nicht zu übersehenden Matterhorn im Hintergrund.
Nach dieser kurzen Pause ging es weiter zur Finsteraarhornhütte. Dafür mussten wir zunächst zum Studergletscher hinabsteigen, um dann in einem weiten Bogen über den Galmigletscher zum Finsteraargletscher zu gelangen. Leider wählten wir den Bogen doch nicht so ganz groß genug, so dass wir doch wieder über Spalten hüpfen und drum rum laufen durften. Inzwischen war der Weg dann doch schon wirklich weit, wir ein bissel müde und die Füße fingen sich an bemerkbar zu machen. Nun hieß es noch einmal 300hm zur Finsteraarhornhütte aufzusteigen. 300hm, das wäre ja lächerlich, wenn es nicht so weit wäre und der Weg nicht noch so viel weiter geworden wäre durch das ständige um Spalten drum rum laufen, weil die Beine einfach zu kurz zum drüber springen waren.
Der Weg ging dann nicht bis unter die Hütte bis zum Gletscher. Wir konnten statt dessen einem kleinen Pfad, anfangs eher nichts, zum Ende schon ein Weg, der am letzten Fluss vor der Hütte abgeht, folgen. So erreichten wir glücklich diese wunderschöne und recht leere Hütte und legten uns erst noch einmal schlafen bevor es zum Abendessen ging.
Dort hatten wir Gesellschaft von einem österreichischen Bergführer und seinem Kunden. Der Bergführer schien sich nicht so ganz sicher zu sein, ob er uns nun was zutrauen sollte oder nicht. Wir gingen dann aber auch bald ins Bett, immerhin war das Frühstück für 4 Uhr angesetzt.
Der Wetterbericht hatte für diesen Tag durchziehende Wolkenfetzen angekündigt. Als wir starteten, war es dann auch ziemlich wolkenverhangen, eine Dreiviertelstunde später standen wir im dichtesten Nebel, der Schneefall wurde immer mehr und ich konnte kaum die gegenüberliegende Seite der Spalte erkennen. Nach langem hin und her entschieden wir uns dann umzukehren, uns war doch nicht so ganz wohl. Als wir zurück an der Hütte waren, riss es aber wieder auf und wir ärgerten uns glaub ich alle ein wenig. Aber jetzt wieder loszulaufen wäre eben ein bisschen arg spät gewesen und so legten wir uns wieder ins Bett. Als ich gegen halb neun mal kurz die Augen aufschlug aus dem Fenster schaute und eine weiße Wand mit ordentlich Schneefall vor mir sah, war ich wirklich froh in meinem kuschelig warmen Bett zu liegen und drehte mich einfach wieder rum, um weiter zu schlafen.
Gegen halb zwölf krochen wir dann doch endlich aus unseren Betten, um jedes in der Hütte befindliche Buch einmal durchzuschauen. Gegen Nachmittag begann es dann zumindest ein wenig aufzuhellen, so dass wir noch den ersten Teil des Weges zum Finsteraarhorn, unserem Ziel für den nächsten Tag, hinaufgehen konnten.
Frühstück war wieder um 4 Uhr. Diese Nacht waren aber schon deutlich mehr Leute da, so dass wir uns entschieden schon ein bissel vor 4 beim Frühstück zu sein und waren somit dann auch die ersten, die um 4 Uhr 15 die Hütte verließen. Im Stirnlampenlicht unter einem wolkenfreien, wunderschönen Sternenhimmel stiegen wir so das erste Stück des Weges zum Gletscher hinauf. Als wir diesen erreicht hatten, konnten wir die lange Lichterkette der uns folgenden ein ganzes Stück weiter unten erkennen. Die ersten paar Meter über den blanken Gletscher gingen wir noch ohne Seil, entschieden uns dann aber doch sehr schnell anzuseilen und fabrizierten dabei erst einmal einen richtig schönen Seilknoten. Irgendwann konnte es dann aber doch weiter gehen und so erreichten wir perfekt zum Sonnenaufgang den Frühstücksplatz. Dabei mussten wir kurz über ein Felsband, um vom einen auf den nächsten Gletscher zu gelangen. Anständig wie wir sind, seilten wir ab und zogen auch die Steigeisen aus. Das gab dann auch Flo, Andi und Melli, aus Konstanz, die wir noch am Abend zuvor kurz kennen gelernt hatten, die Möglichkeit an uns vorbei zu ziehen. Naja, so hatten wir wenigstens wen, der uns schöne Spitzkehren zum Hugisattel hinauflegte. Während des Aufstiegs kam die Sonne langsam über die Berge und tauchte die gegenüberliegenden Gipfel in orangefarbenes Licht. Franzi ging nun vor und legte ein ordentliches Tempo vor, so dass wir die anderen drei, als wir am Sattel ankamen wieder eingeholt hatten. Hier seilten wir nun ab und kramten unsere Helme heraus bevor wir die letzten 200hm in Angriff nahmen.
Franzi musste nun dem hohen Tempo von zuvor ein wenig Tribut zollen. Trotzdem war es wunderschön über diesen, doch noch recht zugeschneiten Grat hinaufzukraxeln. So erreichten wir dann den Gipfel nach insgesamt 4½ Stunden. Dieser war aber recht klein, weswegen es irgendwann doch wirklich voll wurde und wir trotz absoluter Windstille und wolkenlosem Himmel den Rücktritt antreten mussten. Aber vorher wollten wir noch ein Gipfelfoto machen. Da wir Franzis Rucksack etwas weiter unten gelassen hatten, in dem ihr Foto war, musste meiner herhalten, der zu diesem Zeitpunkt, aus unerfindlichen Gründen, nur in der Lage war Filme zu machen, aber keine Fotos. So führte die Frage ob jemand von uns einen Gipfelfilm machen kann zu allgemeiner Erheiterung.
Schließlich kamen wir zurück zum Hugisattel und da wir diesen für uns alleine hatten, entschieden wir uns noch zu einer ausgiebigen Rast. Hier konnten wir dann eben doch noch ein Gemeinschaftsfoto schießen, bevor wir uns endgültig Richtung Hütte aufmachten. Als wir um 12 Uhr 30 wieder an der Hütte ankamen, stopften wir uns mit leckerem Apfelkuchen voll und begannen mal wieder unsere Zeit bis zum Abendessen totzuschlagen. Nach dem einen oder anderen Gemeinschaftsspiel, die Bücher kannten wir ja schon, kamen wir zu Diskussion des Rückwegs.
Es gab die Möglichkeit durch die Gemschlicke zurück zu gehen, diese gilt aber als steinschlaggefährdet, so dass wir ein echtes Problem hätten, würde eine andere Gruppe ebenfalls dort lang gehen, was auf der anderen Seite aber wenig wahrscheinlich erschien. So entschieden wir uns dann doch, nach einigem hin und her, den Hinweg auch wieder zurück zu gehen. Sieht ja auch ganz anders aus – so von der anderen Seite.
Wir verbrachten unseren letzten Abend dort oben dann mit den drei Konstanzern und da wir entschieden hatten an unserem letzten Tag sogar bis 5 Uhr zu schlafen mussten wir auch nicht um Punkt 9 im Bett liegen.
Am nächsten morgen war die allgemeine Motivation, jeder hatte im Hinterkopf was nun auf uns wartete, zum losgehen wirklich gering. Deswegen schafften wir es tatsächlich eine Stunde lang zu frühstücken und kamen erst um 6 Uhr 15 los.
Als wir dann aber loskamen waren wir doch ganz flott unterwegs, ließen die ganzen „Gletschertrekking-bergführergeführten-Seh ich denn auch gut aus-Gruppen“ hinter uns und liefen und liefen und liefen ... erreichten irgendwann das Oberaarjoch und liefen weiter und liefen weiter und liefen weiter … und schafften es schließlich wieder zurück zum Stausee. Dann hieß es, sich beeilen, alles ins Auto schmeißen, damit wir noch über die Straße fahren durften bevor wir eine Stunde hätten warten müssen.
Und so ging eine wunderschöne Tour zu Ende. Schön wäre es gewesen, wenn wir es auch auf die Fiescherhörner geschafft hätten, dann hätte sich der lange Hüttenzustieg ein wenig mehr gelohnt, aber die absolut traumhafte Besteigung des Finsteraarhorns entschädigte dafür.
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