Donnerstag, 28. August 2008

Der Weg ist das Ziel!!!

Unser Aufbaukurs Hochtouren war rum und da Ansa und ich noch eine Hochtour in den Westalpen planten, bevor für Ansa nun der harte Arbeitsalltag beginnt, verpflichteten wir Franzi kurzer Hand mit uns zu kommen.
Nach einer allzu kurzen Nacht in meinem neuen Züricher Zimmer, der Wecker klingele um 2 Uhr, machten wir uns auf zum Oberaarsee. Dabei geht vom Grimselpass eine einspurige Straße zum Oberaarsee. Deswegen darf man auch nur zwischen xx.00 und xx.10Uhr hineinfahren und zwischen xx.30 und xx.40 Uhr hinaus. Aber wir hatten tatsächlich Glück und waren um 10 vor 5 am Anfang der Straße. Draußen war es bitter kalt und so verspeisten wir erst einmal im Auto unsere Nutellabrote, bevor wir uns hinaus trauten.
Um 6 ging es dann, noch im Dunkeln, los über die Staumauer Richtung Oberaargletscher. Dieser war auch recht flott erreicht und das Oberaarjoch zu dem wir nun über den Gletscher mussten wirkte ganz nah. War es aber leider nicht. Wir liefen und liefen, hüpften über Spalten und liefen kreuz und quer um sie herum, aßen unser zweites Frühstück, aber kamen dem Joch nur sehr, sehr langsam näher.
Schließlich erreichten wir aber doch die ausgestorbene Oberaarjochhütte. Nachdem die Sonne uns die letzten paar Stunden gebraten hatte, waren wir dankbar über eine Apfelschorle. Schon von hier bot sich ein wunderschönes Panorama mit einem nicht zu übersehenden Matterhorn im Hintergrund.
Nach dieser kurzen Pause ging es weiter zur Finsteraarhornhütte. Dafür mussten wir zunächst zum Studergletscher hinabsteigen, um dann in einem weiten Bogen über den Galmigletscher zum Finsteraargletscher zu gelangen. Leider wählten wir den Bogen doch nicht so ganz groß genug, so dass wir doch wieder über Spalten hüpfen und drum rum laufen durften. Inzwischen war der Weg dann doch schon wirklich weit, wir ein bissel müde und die Füße fingen sich an bemerkbar zu machen. Nun hieß es noch einmal 300hm zur Finsteraarhornhütte aufzusteigen. 300hm, das wäre ja lächerlich, wenn es nicht so weit wäre und der Weg nicht noch so viel weiter geworden wäre durch das ständige um Spalten drum rum laufen, weil die Beine einfach zu kurz zum drüber springen waren.

Der Weg ging dann nicht bis unter die Hütte bis zum Gletscher. Wir konnten statt dessen einem kleinen Pfad, anfangs eher nichts, zum Ende schon ein Weg, der am letzten Fluss vor der Hütte abgeht, folgen. So erreichten wir glücklich diese wunderschöne und recht leere Hütte und legten uns erst noch einmal schlafen bevor es zum Abendessen ging.
Dort hatten wir Gesellschaft von einem österreichischen Bergführer und seinem Kunden. Der Bergführer schien sich nicht so ganz sicher zu sein, ob er uns nun was zutrauen sollte oder nicht. Wir gingen dann aber auch bald ins Bett, immerhin war das Frühstück für 4 Uhr angesetzt.
Der Wetterbericht hatte für diesen Tag durchziehende Wolkenfetzen angekündigt. Als wir starteten, war es dann auch ziemlich wolkenverhangen, eine Dreiviertelstunde später standen wir im dichtesten Nebel, der Schneefall wurde immer mehr und ich konnte kaum die gegenüberliegende Seite der Spalte erkennen. Nach langem hin und her entschieden wir uns dann umzukehren, uns war doch nicht so ganz wohl. Als wir zurück an der Hütte waren, riss es aber wieder auf und wir ärgerten uns glaub ich alle ein wenig. Aber jetzt wieder loszulaufen wäre eben ein bisschen arg spät gewesen und so legten wir uns wieder ins Bett. Als ich gegen halb neun mal kurz die Augen aufschlug aus dem Fenster schaute und eine weiße Wand mit ordentlich Schneefall vor mir sah, war ich wirklich froh in meinem kuschelig warmen Bett zu liegen und drehte mich einfach wieder rum, um weiter zu schlafen.
Gegen halb zwölf krochen wir dann doch endlich aus unseren Betten, um jedes in der Hütte befindliche Buch einmal durchzuschauen. Gegen Nachmittag begann es dann zumindest ein wenig aufzuhellen, so dass wir noch den ersten Teil des Weges zum Finsteraarhorn, unserem Ziel für den nächsten Tag, hinaufgehen konnten.
Frühstück war wieder um 4 Uhr. Diese Nacht waren aber schon deutlich mehr Leute da, so dass wir uns entschieden schon ein bissel vor 4 beim Frühstück zu sein und waren somit dann auch die ersten, die um 4 Uhr 15 die Hütte verließen. Im Stirnlampenlicht unter einem wolkenfreien, wunderschönen Sternenhimmel stiegen wir so das erste Stück des Weges zum Gletscher hinauf. Als wir diesen erreicht hatten, konnten wir die lange Lichterkette der uns folgenden ein ganzes Stück weiter unten erkennen. Die ersten paar Meter über den blanken Gletscher gingen wir noch ohne Seil, entschieden uns dann aber doch sehr schnell anzuseilen und fabrizierten dabei erst einmal einen richtig schönen
Seilknoten. Irgendwann konnte es dann aber doch weiter gehen und so erreichten wir perfekt zum Sonnenaufgang den Frühstücksplatz. Dabei mussten wir kurz über ein Felsband, um vom einen auf den nächsten Gletscher zu gelangen. Anständig wie wir sind, seilten wir ab und zogen auch die Steigeisen aus. Das gab dann auch Flo, Andi und Melli, aus Konstanz, die wir noch am Abend zuvor kurz kennen gelernt hatten, die Möglichkeit an uns vorbei zu ziehen. Naja, so hatten wir wenigstens wen, der uns schöne Spitzkehren zum Hugisattel hinauflegte. Während des Aufstiegs kam die Sonne langsam über die Berge und tauchte die gegenüberliegenden Gipfel in orangefarbenes Licht. Franzi ging nun vor und legte ein ordentliches Tempo vor, so dass wir die anderen drei, als wir am Sattel ankamen wieder eingeholt hatten. Hier seilten wir nun ab und kramten unsere Helme heraus bevor wir die letzten 200hm in Angriff nahmen.
Franzi musste nun dem hohen Tempo von zuvor ein wenig Tribut zollen. Trotzdem war es wunderschön über diesen, doch noch recht zugeschneiten Grat hinaufzukraxeln. So erreichten wir dann den Gipfel nach insgesamt 4½ Stunden. Dieser war aber recht klein, weswegen es irgendwann doch wirklich voll wurde und wir trotz absoluter Windstille und wolkenlosem Himmel den Rücktritt antreten mussten. Aber vorher wollten wir noch ein Gipfelfoto machen. Da wir Franzis Rucksack etwas weiter unten gelassen hatten, in dem ihr Foto war, musste meiner herhalten, der zu diesem Zeitpunkt, aus unerfindlichen Gründen, nur in der Lage war Filme zu machen, aber keine Fotos. So führte die Frage ob jemand von uns einen Gipfelfilm machen kann zu allgemeiner Erheiterung.
Schließlich kamen wir zurück zum Hugisattel und da wir diesen für uns alleine hatten, entschieden wir uns noch zu einer ausgiebigen Rast. Hier konnten wir dann eben doch noch ein Gemeinschaftsfoto schießen, bevor wir uns endgültig Richtung Hütte aufmachten. Als wir um 12 Uhr 30 wieder an der Hütte ankamen, stopften wir uns mit leckerem Apfelkuchen voll und begannen mal wieder unsere Zeit bis zum Abendessen totzuschlagen. Nach dem einen oder anderen Gemeinschaftsspiel, die Bücher kannten wir ja schon, kamen wir zu Diskussion des Rückwegs.
Es gab die Möglichkeit durch die Gemschlicke zurück zu gehen, diese gilt aber als steinschlaggefährdet, so dass wir ein echtes Problem hätten, würde eine andere Gruppe ebenfalls dort lang gehen, was auf der anderen Seite aber wenig wahrscheinlich erschien. So entschieden wir uns dann doch, nach einigem hin und her, den Hinweg auch wieder zurück zu gehen. Sieht ja auch ganz anders aus – so von der anderen Seite.
Wir verbrachten unseren letzten Abend dort oben dann mit den drei Konstanzern und da wir entschieden hatten an unserem letzten Tag sogar bis 5 Uhr zu schlafen mussten wir auch nicht um Punkt 9 im Bett liegen.
Am nächsten morgen war die allgemeine Motivation, jeder hatte im Hinterkopf was nun auf uns wartete, zum losgehen wirklich gering. Deswegen schafften wir es tatsächlich eine Stunde lang zu frühstücken und kamen erst um 6 Uhr 15 los.

Als wir dann aber loskamen waren wir doch ganz flott unterwegs, ließen die ganzen „Gletschertrekking-bergführergeführten-Seh ich denn auch gut aus-Gruppen“ hinter uns und liefen und liefen und liefen ... erreichten irgendwann das Oberaarjoch und liefen weiter und liefen weiter und liefen weiter … und schafften es schließlich wieder zurück zum Stausee. Dann hieß es, sich beeilen, alles ins Auto schmeißen, damit wir noch über die Straße fahren durften bevor wir eine Stunde hätten warten müssen.
Und so ging eine wunderschöne Tour zu Ende. Schön wäre es gewesen, wenn wir es auch auf die Fiescherhörner geschafft hätten, dann hätte sich der lange Hüttenzustieg ein wenig mehr gelohnt, aber die absolut traumhafte Besteigung des Finsteraarhorns entschädigte dafür.

Donnerstag, 21. August 2008

Familienausflug

Das Wetter war für die erste Tageshälfte gut angesagt und so musste die kurze Zeit in Hollersbach genutzt werden. Auf den Pihapper (2513m) wollte ich schon lange mal. Und diesmal war keine Mama da, die mich davon abhalten konnte. So überredete ich kurzerhand Erdme. Los ging’s wie immer früh, diesmal um Punkt 6 Uhr. Von Hollersbach (800m) sind wir erst zum Berghof aufgestiegen. Viele der alten Wanderwege sind einfach nicht mehr vorhanden und so mussten wir mehr Straße laufen als gedacht. Am Berghof folgten wir blöderweise erst dem Fahrweg, konnten aber dann auf die Rodelbahn und demzufolge auf den Wanderweg wechseln. Im Tal hing immer noch Nebel, wir genossen bereits die Sonne. Auf der Pöss (Pölsenalm) rasteten wir kudie Rettensteinerz, was gleich die Kühe anlockte. Von nun an führte der Weg über Wiesen zum Pflugberg (2415m). Kurz vor dessen Gipfel kamen wir in den Schnee.Pihapper Dabei wurde Erdme unsicher. Trotzdem kam sie über den Grat mit, entschied sich aber kurz vor dem Gipfelaufschwung des Pihappers unten zu bleiben. So genoss ich den Gipfel alleine mit (noch) herrlicher Sicht auf die schneebedeckten Gipfel.
Zurück ging es denselben Weg, allerdings hätte ich mir ab der Pöss ein Rad gewünscht, so Abstiege sind doch immer wieder knietötend.
Von Hollersbach ging es direkt weiter nach Serfaus. Hier wollten wir mit Mama den Furgler (3005m) besteigen. Am Nachmittag verschmähten wir wohl als einzige die Seilbahn und stiegen zum Kölner Haus auf. Dort genossen wir die Sonnenstrahlen auf der Terrasse. Nachdem die Seilbahn endlich ihre Pforten geschlossen hatte, kehrte Ruhe in der Höhe ein. Für den nächsten Tag war schlechtes Wetter vorhergesagt, es sollte aber im Laufe des Tages besser werden. Also entschieden wir, ausnahmsweise mal länger zu schlafen. Dies stellte sich im Nachhinein als großer Fehler heraus: Der Morgen war viel besser als erwartet und so gingen wir bei guter Sicht los. Vom Tal zogen aber Wolkenfetzen hoch und diese hatten uns bald erreicht. So stiegen wir in einer Nebelsuppe auf, die immer dichter wurde. Da aber ein Weg vorhanden war, hatten wir mit der Orientierung keine Probleme. Der Weg führte erst über Almwiesen zum Furglersee und dann über Blockgelände über die Furglerscharte zum Gipfel. Dort grüßte uns ganz kurz die Sonne, gesehen haben wir aber trotzdem nichts. Für den Abstieg entschieden wir uns für die Variante über den Tieftalsee zurück zum Kölner Haus und dann weiter nach Serfaus.
Nach diesem kurzen Wanderintermezzo freue ich mich nun auf die wahrscheinlich letzte Hochtour dieser Saison.

Freitag, 15. August 2008

Eis und dumme Sprüche

Nordwände üben schon eine besondere Faszination aus. Aber vor unserer ersten wollten wir unbedingt noch den Aufbaukurs Hochtouren besuchen und da wir noch nie einen Kurs gemeinsam besucht hatten, wurde es endlich mal Zeit. So fuhren wir von der Marmolada über Umwege in die Silvretta. Durch die Umwege haben wir gleich neue Ziele gefunden: den Ortler und das Stilfser Joch muss mal mit dem Rad bezwungen werden.
Ich war noch nie in der Silvretta, obwohl sie ja quasi vor meiner Haustüre liegt und nebenbei kann man noch zwei Gipfel besteigen, also eigentlich waren die Voraussetzungen für den Kurs sehr gut. Da Anja und ich in Galtür geschlafen hatten, konnten wir sogar ausschlafen, weil wir uns erst um 10.30 Uhr an der Bielerhöhe treffen wollten. Wir waren schon viel früher da und es gab mehr Parkplätze als erwartet, aber nach einer kurzen SMS trafen wir uns letztendlich doch. Wir, das waren anders als erwartet, drei Mädels, Anja, Franzi und ich, und unser Übungsleiter, der Michi. Nachdem wir erst noch zusätzliches Material in unsere Rucksäcke geladen hatten, konnten wir endlich los. Der Aufstieg zur Wiesbadener Hütte war mit 2¼ h angegeben. Anja und ich waren irgendwie ein hohes Aufstiegstempo gewöhnt und so ließen wir uns auch von den schwereren Rucksäcken nicht stören. Und auch die anderen beiden schienen keine weiteren Einwände zu haben. Der Weg führte zunächst am See entlang, und stieg dann im OchMichi versucht uns das Prusiken zu zeigensental teilweise steiler an. Wir überholten einige Tagestouristen und schaukelten das Tempo gegenseitig nach oben. Man könnte auch sagen, es war ein typisches „Beschnuppern“. Nach dem Anstieg in knapp 1,5 h war aber klar, dass die Fitness der Teilnehmer dem Kurs nicht hinderlich sein würde. Michi schien besonders froh zu sein, endlich auf der Hütte angekommen zu sein.
Nach einer kurzen Mittagspause gingen wir direkt zu den ersten Trockenübungen über: Wiederholung der Spaltenbergung im Gras, Knotenkunde, Standbau und Hochprusiken. Die beste Möglichkeit, die sich hierfür finden ließ, war ein ca. 2 m hoher Balkon. Dementsprechend ulkig fallen die Bilder aus.
Nach dieser kurzen praktischen Theorieeinheit waren wir für die nächsten Tage gerüstet.
Piz BuinDer erste richtige Tag startete dann eher gemütlich, also erst um kurz vor 7 aufstehen. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns dann auf Richtung Ochsentalgletscher. Hier wollten wir ein bisschen das Pickeln in steilerem Eis üben und natürlich die allseits beliebte Spaltenbergung. Nachdem wir aber bereits bis aufs Gletscherplateau (ca. 2900hm) gelaufen waren und keine schöne Spalte zum reinfallen finden konnten, machten wir uns direkt zurück auf den Weg in den Eisbruch. Der Piz Buin war nicht mehr wirklich weit von uns weg und zu dieser Zeit dachten wir auch noch wir würden die Tage da oben hinkommen. Nun galt es noch ein paar Steigeisentechniken auszuprobieren. Speziell mit der Variante bei der man Rückwärts zum Eis steht und dann den Pickel nach hinten einschlägt konnten wir uns nicht wirklich anfreunden. Wir übten noch ein wenig das in der Seilschaft gehen im Eis auf dem flachen Gletscher, vielleicht ein ganz wenig konstruiert ;-), bevor es dann endlich in eine schöne, breite, blanke Spalte ging, in der wir mal im steileren Eis ein wenig rumpickeln konnten. Ich will wieder Eisklettern!!!
Um vier waren wir dann alle glücklich zurück auf der Hütte und genossen die restlichen Sonnenstrahlen auf der Terrasse, wobei jeder mit sich kämpfen musste ob er jetzt nicht vielleicht doch noch einen Topfenstrudel isst.
Heute stand die Spaltenbergung auf dem Programm. An der Ochsenscharte ist ein großer Windkolk, an dem man diese üben können soll. Da wir keine Lust hatten, nur Spaltenbergung zu machen, beschlossen wir noch kurzerhand, vorher die Dreiländerspitze zu besteigen, das waren gerade noch 220 hm mehr. Wir brachen als erste um kurz vor sieben von der Hütte auf. Noch war das Wetter gut, im Laufe des Tages sollte es aber schlechter werden. Der Weg ist relativ problemlos. Michi ging mal wieder vor, wahrscheinlich, um ein gemütlicheres Tempo zu gehen. Am Gletscher zogen wir Steigeisen an und kurz vor der Ochsenscharte seilten wir an. Dann ging es etwas steiler bergauf in die Norwestflanke, die mal eine schöne Firnflanke war. Von dort gelangten wir auf den Westgrat. Der war im Führer als I bewertet, stellte sich aber eher als II-Kletterei heraus. Stolz präsentiert uns Michi das SeilgeländerProbleme ergaben sich daraus für uns jedoch keine. Vor dem Gipfelkreuz gibt es eine sehr kleine Scharte. Hier wollte uns Michi einen Auf dem Gipfel hatten wir das Foto vergessen....Gefallen tun und hängte ein Seilgeländer ein. Wirklich anspruchsvoll war diese kurze Kletterei nicht, aber wir taten Michi dem Gefallen und hängten uns ein. Dafür musste er sich hinterher eine Menge dummer Sprüche gefallen lassen. Mittlerweile waren im Süden Wolken aufgezogen, so dass die Sicht doch ziemlich versperrt war. Da es außerdem windig war, blieben wir nicht lange oben. Der Abstieg vom Grat war dann einfacher als erwartet. Die Stellen, die im Aufstieg etwas heikel erschienen, ließen sich problemlos abklettern. Nun hatten wir genug Zeit, die Spaltenbergung zu üben. Das ging bei uns dreien ziemlich flugs durch: zuerst in einer Dreierseilschaft, danach hatten wir noch das Vergnügen, Spaltenbergung in einer Zweierseilschaft zu üben. Das war sehr interessant zu sehen. Der feuchte Schnee kam uns sehr entgegen, aber es ging doch, eine Person zu halten und gleichzeitig einen T-Anker zu graben, auch wenn einem dabei das ein oder andere Missgeschick passieren kann. Anschließend durften wir uns noch selbst aus der Spalte retten. Da der Kolk aber geneigt war, war das Prusiken und die Münchhausentechnik viel einfacher als beim freien Hängen. Nachdem jeder jede Übung exerziert hatte, ging es schnell zur Hütte zurück, dunkle Wolken waren in der Zwischenzeit aufgezogen und verkündeten nichts Gutes. Am Gletscherrand sahen wir dann noch zwei Steinböcke, es ist schon erstaunlich in was für einer Umgebung diese stattlichen Tiere leben.
Zurück an der Hütte ließen wir den Nachmittag mit viel Tee auf der Terrasse und später in der Hütte ausklingen. Und diesmal fiel der erste dem Topfenstrudel zum Opfer.
Heute sollte es dann doch noch so weit sein, wir wollten auf den Piz Buin. Der Wecker klingelte um 10 vor 6 und wir machten uns auf den Weg ins Bad. Der Blick aus dem Badezimmerfenster war dann aber alles andere als berauschend. Dicke, dunkle, tief hängende Wolken umgaben den Piz Buin. Nach einer kurzen Gruppenberatung vor der Hütte fiel die Entscheidung dann aber leicht – zurück ins Bett.
Eine Stunde später schälten wir uns dann aber doch aus dem Bett und machten und später auf den Weg in den Klettergarten. Regnen tat es zwar nicht, aber der Wind blies schon ganz schön kräftig, so dass auf coole Mützen auf keinen Fall verzischtet werden durfte.
Im Klettergarten gab es dann viel Neues für Ansa und mich. Wir legten Klemmkeile und Köpfle oder bauten Stände nur mit Selbstgelegtem. Dann ging es noch ans Abseilen und als Michi unser „Es ist soooo kalt!“-Geheule nicht mehr hören konnte, durften wir dann das Prusiken noch einmal üben. Das Seil schwankte ziemlich unter dem Überhang im Wind und so wurde aus Prusiken ein bisschen Karussell fahren.
Die Mittagspause verbrachten wir dann in der Hütte, wo es schön warm war und natürlich Topfenstrudel gab. So konnten wir auch mal den Tagesbetrieb auf der Hütte begutachten und die eine oder andere Feststellung über den Otto-Normal-Bergsteiger machen.
Danach ging es zurück in den Klettergarten um noch ein bisschen mehr an den Ständen zu basteln und zu lernen wie man mit einer Seilverlängerung jemanden gleich 100m abseilen kann.
Den Abend verbrachten wir dann wie jeden, mit viel Tee und vielen dummen Sprüchen.
Da wir uns alle drei mit der Intention, in Zukunft Nordwände zu gehen, zu dem Kurs angemeldet hatten, wollten wir natürlich noch etwas mehr pickeln, am besten eine wandähnliche Strecke. Leider ist in der Umgebung der Hütte keine Wand zu finden, aber auf dem Ochsentaler Gletscher gibt es eine Stelle, die etwas steiler ist. Dort wollten wir hin und dafür sogar auf den Piz Buin verzichten. Das Wetter war eigentlich ganz gut vorhergesagt. Der Wecker war also auf kurz vor 6 gestellt. In der Nacht wachte ich öfters auf und hörte es jedes Mal tropfen, es regnete also. Als dann morgens der Wecker klingelte, regnete es immer noch und so rührte sich erst mal niemand. Irgendwann erbarmte sich Michi, nach dem Wetter zu schauen und kam kurz darauf mit dem Kommentar zurück: „Wir tun uns alle einen Gefallen, wenn wir im Bett bleiben.“ Der Kaffeeduft wurde dann aber doch zu stark und wir standen auf. Mittlerweile hatte es sogar aufgehört zu regnen, aber für den Gletscher waren wir schon zu spät dran und das Wetter war immOb da nicht was wahres dran ist?er noch nicht wirklich gut. Eine weiße Wand war um die Hütte gebaut worden. So machten wir noch eine kurze Einheit Bergrettung, bevor wir uns in der Hütte noch mal, wie sollte man anderes vermuten, mit Tee aufwärmten. Da wir nichts mehr zu tun hatten, konnten wir ebenso gut absteigen. Da Franzi noch ein paar Tage oben auf der Hütte blieb, und Anja und ich die Wettervorhersage für den Donnerstag alles andere als überzeugend fanden und somit auf einen Gipfelversuch des Piz Buins verzichteten, stiegen wir zu dritt ab. Entgegen kamen uns die vielen Tagestouristen, die je weiter wir nach unten kamen uns immer mehr wie Aussätzige betrachteten.
Anja hatte mal wieder eine unglaublich tolle Schnapsidee gehabt. In Partenen gibt es eine Treppe, was an sich noch nichts Außergewöhnliches ist, diese Treppe führt aber über 700 hm in 4000 Stufen nach oben. Da wir die letzten beiden Tage wetterbedingt sehr faul waren, wäre das der richtige Ausgleich gewesen. So legten Anja und ich dort noch einen Stopp ein, Michi konnten wir leider nicht überreden, er war wahrscheinlich froh, endlich seine Ruhe zu haben :-). Beim Anblick der Treppe verging uns aber jede Lust, diese hochzulaufen. Sollten wir uns jemals über die Qualität der Turmbergtreppe beschwert haben, so wissen wir jetzt, die hat eine Topqualität.

Donnerstag, 14. August 2008

Dolomiten für Beginner

Als wir vor zwei Jahren Familienurlaub in den Dolomiten gemacht haben, lernte ich die Marmolada kennen. Als einziger Berg mit Gletscher in der Region übt sie eben eine ganz eigene Faszination aus. Leider wurde aus einer Besteigung nichts und auch im Jahr drauf blieb sie, auf dem Weg zum Gardasee, einfach links liegen.
Zwischen Ötztalwochenende und Aufbaukurs Gletscher hatten wir nun aber ein paar Tage Zeit und so machten Ansa, die noch nie in den Dolomiten war, und ich uns auf den Weg nach Südtirol.
Der Wetterbericht war nicht gerade umwerfend. Zwar klang der Vormittag wunderbar, nur die am Nachmittag vorausgesagten Hitzegewitter ließen uns nicht überschwänglich werden. Trotzdem wollten wir am Mittwoch unser Glück versuchen.
Wir wollten auf den Lift verzichten, der vom Fedaia Stausee zur Rifugio Pian die Fiaccioni führt. Schließlich kann man nicht mit einem T-Shirt rumlaufen auf dem steht: „Nur wo man zu Fuß war, war man wirklich“ und dann die Hälfte des Berges einfach hochgondeln.
Trotzdem war der Stehlift, ja genau, ein Lift wo man in Metallkörbe springt, eine Attraktion für sich, wie wir feststellten, als wir uns am Abend zuvor beim Liftboy nach den Verhältnissen am Berg erkundigten. Um nun vor jenen Liftfahrer-Bergsteigern oben zu sein, krochen wir um 4 Uhr 30 aus unserem Zelt und fuhren zum Stausee hoch. Da das Frühstücks-Mittagessen-Brot im Zelt liegen blieb, mussten wir mal wieder auf unsere Lieblingsbergnahrung umsteigen – ein Snickers für jeden.
Um 5 Uhr 30 kamen wir dann auch los und hatten eine Stunde später die knapp 500hm bis zur Bergstation hinter uns gebracht. Während des Aufstiegs war die Sonne aufgegangen und hatte die Marmolada, wie auch die umliegenden großen und kleinen Felsbrocken in goldfarbenes Licht getaucht. Zwar waren westlich von uns schon einige Wolken, aber doch eher weit weg und so ergab dieser Sonnenaufgang mal wieder ein kitschig, schönes Bergpanorama.
Wir folgten nun weiter dem Weg 606 Richtung Forc. la della Marmolada, der nun zunächst 130hm bergab führte, um eine Felsnase herum, bevor er wieder zum Vernel Gletscher anstieg. Während der ganzen Zeit kreiste über dem Marmolada Gletscher, unserem Rückweg, ein Helikopter.
Bald machten wir dann die ersten Bergsteiger vor uns aus, die am Morgen von der Hütte gestartet waren. Der Gletscher war zum Teil stark mit Geröll bedeckt und so konnten wir zunächst ohne Steigeisen aufsteigen. Wahrscheinlich wäre es auch bis oben ohne gegangen, aber damit es flotter lief, zogen wir sie dann halt doch noch schnell an.
Am Klettersteig angekommen, hatten wir dann auch die anderen beiden Gruppen eingeholt und stiegen auch direkt hinter der ersten Gruppe in den Klettersteig ein.
Dort ging es zunächst recht steil zur Marmolada Scharte hinauf. Ansa fühlte sich ein wenig unter Druck gesetzt von den Italienern hinter uns, die hier noch voll rumstressten, um dann später jede Menge rumzutrödeln.
Später ging es dann am Grat entlang, vorbei an Stollen ähnlichen Löchern aus dem 1. Weltkrieg und über nicht endend wollende Stahlstufen. Aber auch wenn wir es kaum noch glaubten, sie fanden doch noch ein Ende.
Nur aus dem Firngrat, der nun laut Führer kommen sollte, wurde leider nichts. Stattdessen ging es die letzten 100hm über Schutt hinauf. Nachdem wir bis hier her in strahlendem Sonnenschein aufgestiegen waren, war der Gipfel nun in den Wolken – zumindest zur Hälfte. Nach Norden hin war die Sicht noch wunderbar, im Süden quollen die Wolken schon ganz ordentlich und dabei war es gerade erst einmal 10 Uhr.
Wir machten uns also flott an den Abstieg. Hier kamen uns nun die Massen von Lift-Bergsteigern entgegen. Das erste Stück, nun doch noch firnbedeckter Grat, ließ sich ohne Steigeisen meistern und die nun folgende Kletterei im II. Schwierigkeitsgrat, wie es der Führer versprochen hatte, war allerdings inzwischen zu einem Klettersteig verkommen. Ein bissel schade, aber so war auch dieser Wegabschnitt schnell hinter uns gebracht.
Es folgte der Weg über den Gletscher, dessen berüchtigte Randkluft noch gut mit Schnee zu war und so keine Schwierigkeiten bot. Runter ging es dann, mal über Firn, mal über Blankeis, an einer Reihe Spalten vorbei bzw. drüber, an all denen vorbei, doch noch im Aufstieg waren. Die ließen uns doch eher erschrecken. Alleine unterwegs, mit Halbschuhen und ohne Steigeisen, oder in der Seilschaft im Abstand von einem Meter, das Restseil in der Hand auf Spalten stehen bleibend – alles war dabei.
Aber auch der Geltscher war bald zu Ende und nachdem wir noch zwei Spaniern erklärt hatten, dass dies nicht der Weg zum Klettersteig war, hüpften wir die letzten paar Meter über Felsen zur Hütte. Hier stopften wir uns dann erst einmal mit Nudeln mit Tomatensoße und Cola voll, bevor es an die letzten paar Meter hinunter zum Auto ging.
Eine tolle Tour an einem schönen Berg bei Traumwetter und meistens fantastischem Panorama. Ein bisschen weniger Stahl hätte es vielleicht auch getan.

Die Dreigipfeltour

Lang hat’s gedauert, aber endlich sollte ich mal mit Moritz eine Tour gehen. So haben sich Anja und ich am Samstag auf den Weg nach Imst gemacht, um Moritz beim für Skifahrern bekannten McDonalds zu treffen. Nach einem Menü und einem Eis, noch aus dem Becher und nicht unter den Füßen, folgte der letzte Teil der Anfahrt nach Vent. Dort diskutierten wir erst mit dem Parkplatzwächter, einem 10jährigen Schuljungen, ob wir für 48 h oder drei Tagen zahlen müssen. Er siegte mit drei Tagen. Das sollte aber die einzige Niederlage unsererseits bleiben.
Wir folgten dem Wanderweg zur Stableinalm immer unter dem Lift entlang. Weiter ging es an Kanaldeckeln vorbei zur Breslauer Hütte (2840 m). Dort war viel Betrieb – es war Samstag. Deswegen gab es in zwei Schichten Abendessen, wir waren um 17.30 Uhr dran. Nachteil daran war, dass wir unseren Platz in der Wärme bald aufgeben mussten. Immerhin hatten wir so genug Zeit unsere Tour für den nächsten Tag zu diskutieren. Heraus kam großartiges. Außerdem trafen wir Konrad, der mit uns im Kaukasus war und am folgenden Tag auf die Wildspitze wollte. Er war mit eine großen Gruppe unterwegs.
Am Sonntag beim Frühstück um 5 Uhr war der Andrang sehr groß. Wir waren dann aber, wie vermutet, die einzigen, die den Weg zur Vernagthütte einschlugen, um auf den Vorderen Brochkogel (3565 m) zu steigen. Die Route führte ab dem Platteibach steil über Schutt, später am Grat entlang in leichter Kletterei zum Gipfel. Wann hier wohl der letzte Bergsteiger war? Man weiß es nicht. Leider zogen ein paar Wolkenfelder durch, so dass wir nicht viel von dem Panorama sahen. Venter Tal im Nebel Brochkogelgrat
Moritz auf dem BrochkogelNun wollten wir den Grat weiter zum Vernagtjoch (3400 m) absteigen, um von dort auf den Gletscher zu gelangen, die andere Seite (nach Osten) ist laut Hüttenwirt zu brüchig. Brüchig war aber auch der gesamte Grat, jeden Griff und Tritt musste man genau inspizieren und oft rutschten wir mit dem Boden ein Stück nach unten. Wie waren wir froh, als wir endlich den Gletscher betraten! Lange haben wir für den Grat gebraucht, trotzdem entschlossen wir uns über das Brochkogeljoch wieder aufzusteigen. Da wir nun schneller als erwartet vorwärts kamen, machten wir noch einen kleinen Abstecher auf die Petersenspitze (3484 m). Von dort aus gingen wir weiter zum Mitterkarjoch, der Gletscher war noch gut eingeschneit und die Wildspitze sah bereits zum Greifen nahe aus. Das Mitterkarjoch kletterten wir am Klettersteig ab, die Firnrinne sah sehr steil und weich aus und der eine oder andere Wildpsitzbesteiger schien hier beim Abstieg seine Probleme zu haben. Ansa und Moritz auf der PetersenspitzeNach der Rinne ging es über den Blockgletscher nach unten. In dem letzten Schneefeld hatte Moritz beim Abfahren seine Eisschraube verloren, und sie war nicht wieder aufzufinden. Der restliche Weg ging über Geröll zur Breslauer Hütte. Dort fand Moritz auch seine Eisschraube wieder, die jemand beim Absteigen eingesammelt hatte. Die WildspitzeMoritz im Mittekarjoch
Nach und nach leerte sich die Hütte und so waren wir uns sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Vor allem war für Montagvormittag das Wetter sehr gut vorhergesagt.
Der Andrang beim Frühstück war eher gering und so starteten wir als erste um 5.40 Uhr. Den Weg zum Mitterkarjoch kannten wir ja bereits vom Abstieg am Vortag, so kamen wir relativ schnell zu Einstiegsstelle. Es war ziemlich windig, wir zogen Steigeisen an und hatten einen Riesenspaß in der Rinne. Wir hatten uns für diese Variante entschieden, denn der Schnee war gefroren und da vom Vortag Tritte drinnen waren, mussten wir noch nicht mal unsere Waden belasten. Der letzte Teil der Rinne war dann sehr steil (> 40°). Oben angekommen seilten wir an und setzten unseren Weg Richtung Gipfel fort. Wir waren die ersten, hinter uns kam noch ein tschechisches Pärchen (sie ohne Rucksack :-)) und dann lange nichts. Als die beiden Gipfel der Wildspitze vor uns auftauchten, sah der Felsgrat zum Südgipfel einfacher aus als erwartet und so beschlossen wir, eine Überschreitung zu wagen. Wir stiegen zum Südgipfel (3770 m) auf, der Grat war einiges leichter als der vom Vortag. Oben genossen wir eine windige Rundumsicht, nur durch ein paar Quellwolken hier und da getrübt. Schnell setzten wir unseren Weg über den Schneegrat zum heute niedrigeren Nordgipfel fort. Beim Abstieg kamen uns drei von der Bergwacht entgegen, die den Grat angeseilt gingen. Nach dem Grat mussten wir ein steiles Firnfeld absteigen. Als sich die Wege von Nord- und Südgipfel wieder trafen, wurden wir von den dort stehenden Bergsteigern gefragt, ob wir nicht auf den Gipfel wollten. Ganz ehrlich: Einmal am Tag reicht :-)
Absteigen mussten wir sehr schnell und auch die übliche gemütliche Pause auf der Hütte oder im Tal fiel aus, da der Moritz unbedingt um 14.30 Uhr noch seinen Zug in Innsbruck bekommen wollte.

Für das Gipfelfoto müssen die Rechte mit Moritz noch abgeklärt werden, kann dann aber hoffentlich veröffentlicht werden ;-)

  • Ötztaler Alpen, Alpenvereinsführer
  • Alpenvereinskarte 30/2 (Weißkugel)