Sonntag, 2. August 2009

Allalinhorn aus dem Tal

Dafür, dass ich zurzeit ernsthaft lerne, bin ich doch ganz schön oft in den Bergen. Kurzfristig ließ ich mich also beschwatzen noch auf die Führungstour zum Allalinhorn mitzugehen, so dass ich in Ruhe darüber nachdenken konnte ob ich eine FÜL-Ausbildung machen will.
Also starteten Martin, Ansgar und ich am Donnerstagmittag Richtung Mattmarksee, wo wir die Nacht biwakierten. Der Rest der Gruppe fuhr etwas später los und so stießen Andi, Jens, Jörg, Moni, Peter, Stephan, Susanne und Ursel am späteren Abend auch noch zu uns.
Am nächsten Morgen hieß es dann erst einmal Aufstieg zur Britanniahütte. Bis bei so einer großen Gruppe jeder alles hat, vom Schuh bis zum Hut, dauert es doch eine ganze Weile, so dass es schon halb zehn war als wir schließlich loskamen. Inzwischen stand die Sonne natürlich schon relativ hoch und grillte uns gnadenlos auf unserem Weg nach oben. Der Weg führt über eine steilere Stufe durch Wiesen Richtung Hütte. Nachdem wir dieses steilere Stück hinter uns gebracht hatten, gab es erstmal eine gemütliche Mittagspause am Bach. Nicht all zu lange, denn im Süden quollen schon Wolken. Weiter ging es auf der Moräne und an dieser entlang, bis wir das Firnfeld vor der Hütte erreichten. Jetzt war es gar nicht mehr weit und so erreichten wir schon bald unser Tagesziel wo Ulf, der die Tour mit Martin und Ansgar führte, bereits auf uns wartete.
Hier folgte dann das übliche Hochtouren-Nachmittagsprogramm – Zeit totschlagen, ob mit schlafen, Brettspiele spielen oder den Hausberg, das „Klein Allalinhorn“ besteigen. Alle fanden einen Weg sich zum Abendessen durchzuschlagen. Danach dauerte es auch gar nicht lange bis wir alle schlafen gingen, der Wecker stand auf 3 Uhr 45 und der Himmel war Wolkenverhangen.
Als der Wecker dann wirklich klingelte funkelten die Sterne, ein Stunde später als wir los gingen, war davon aber nicht mehr viel zu sehen.
Die ersten paar Meter ging es bergab durch Schotter und schon bald mussten wir anseilen um das Stück Gletscher bis zum Hohlaubgrat zu überwinden. Über Nacht hatte es nicht richtig angezogen und so war der Firn weich genug um ohne Stiegeisen zu gehen. Als wir den Grat um kurz nach sechs erreichten und es langsam heller wurde, konnten wir im Osten Föhn-, im Süden Quellwolken beobachten. Eine halbe Stunde später, nachdem wir das erste Stück durch die Felsen gehüpft waren, machten wir noch mal eine ordentliche Pause um das Wetter zu beobachten. Wirklich gut sah es nicht aus, es war schwierig eine Vorhersage zu treffen. Also gingen wir erstmal weiter, bis wir das Felsstück hinter uns hatten und den Firngrat erreichten. Dort angelangt gab es im Osten und Süden weiter dicke Wolken, aber wirklich näher kamen sie auch nicht und über uns strahlte inzwischen blauer Himmel. Also legten wir die Steigeisen an und stapften weiter. Bis hier kann man den Grat auch über den Gletscher umgehen, so dass nun auch andere Gruppen zu uns stießen. Das folgende Stück war relativ einfach bis wir uns dem Vorgipfel näherten, in dessen Flanke es ein wenig eisiger wurde. Alle meisterten diese Stelle ganz fantastisch, so dass wir der Felsstufe immer näher kamen. An dieser standen, als wir um halb zehn dort ankamen, schon mehr als zehn Leute und es staute sich furchtbar auf. Also standen wir … und standen … und standen, irgendwann hatten die Gruppen vor uns es geschafft, so dass Martin Vorsteigen konnte.
Kurz darauf drängelte sich ein Vater mit seinem Sohn an uns vorbei um die Stufe etwas weiter rechts zu gehen. Der Sohn war richtig unsicher auf den Eisen und hatte nicht einmal einen Pickel dabei. Weiter oben querten sie wobei der Sohn einen faustgroßen Stein los trat. Andi musste dem Stein ausweichen um ihn nicht abzubekommen. Leider stand ich hinter ihm und bevor ich mich versah stand sein Steigeisen auf meinem Oberschenkel. Nach einem ersten Schreck, schmerzte es zwar ein wenig, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es schlimm war.
Und so überwanden wir einer nach dem anderen die Felsstufe. Dies zog sich natürlich noch ziemlich in die Länge, aber um elf Uhr konnten wir alle gemeinsam den Gipfel erreichen. Leider fehlte Jörg, dieser hatte von der Hütte wieder absteigen müssen da sein Sohle sich vom Schuh löste. Schade – aber das nächste Mal klappt es bestimmt mit neuem Bergstiefel.
Der Gipfel war voll gepackt mit Leuten, die über den Normalweg hochgekommen waren. Trotzdem stellen wir uns an für ein Foto am Gipfelkreuz.
Dann hieß es auch für uns Normalweg, aber der Abstieg auf dieser Route war völlig problemlos und so ging es recht zügig bis zum Skigebiet. Hier entschieden sich Martin und ich abzusteigen, der Rest nahm die Bahn.
Dabei wurde wohl zunächst versucht ohne zu bezahlen hinunter zu kommen, aber an der Mittelstation war Schluss und die Bahn musste doch bezahlt werden. Das Geld sparten wir uns . Dafür durften wir noch ein Stück über den Gletscher bevor wir auf einen netten Wanderweg über Almwiesen und durch Lärchenwälder kamen, runter nach Saas Fee.
Dort trafen wir uns alle wieder um bei Pizza und Pasta die Tour gebührend zu beenden.
Nachdem die meisten von uns bei den mächtigen Wolken am Morgen gedanklich schon beim Abstieg gewesen waren, hatten wir noch einen wunderschönen Tag, traumhaftes Wetter mit einer Gruppe die fantastisch zusammen passte und das Allalinhorn ehrlich, aus dem Tal, bestieg. Einfach eine runde Sache!


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