Dienstag, 15. November 2011

Saisonbeginn - Saisonende

Zum Saisonende haben wir es dann doch noch geschafft, die
Saison zu starten. Aufgrund von ungünstigen Konstellationen wie schlechtem Wetter und ausgebuchten Wochenenden gab es diesen Sommer nie die Möglichkeit eine Hochtour zu gehen. Aber der September zeigte sich noch einmal von seiner traumhaften Seite und so ging es am ersten Oktober -Wochenende in die Silvretta und am 3.Oktober noch einen Tag zum klettern in die Tannheimer (liegt ja fast auf dem Weg!).
Am Freitagabend ging es also Richtung Bielerhöhe. Anscheinend hatte der Rest von Baden-Württemberg auch den Wetterberichtgelesen und auf dem Kalender gesehen, dass der Montag frei ist. Dementsprechend zäh ging der erste Reiseabschnitt vor sich und bis wir endlich auf der Wiesbadener Hütte ankamen war es bereits halb 12. Dafür wurden wir auch um diese Uhrzeit noch mit viel Begeisterung von der Kellnerin empfangen.
Am Samstagmorgen ging es dann Richtung Dreiländerspitze. Ansa und ich kannten die Tour bereits, aber so ein Minigletscher war genau das richtige für Sven, um das erste Mal Steigeisen an den Füßen zu haben. Viel Gletscher gab es dann auch wirklich nicht zu überqueren bevor es auf den Grat ging. Der war dafür schneefrei und gut zu begehen. Da, wie immer alle anderen Richtung Piz Buin rannten, hatten wir den Gipfel fast für uns und bei Windstille und strahlend blauem Himmel genossen wir den Blick über Ortler und Bernina bis zum Tödi. Am Nachmittag wurde die Hütte dann richtig voll. Immerhin die letzte Nacht, die sie offen hatte. Am nächsten Morgen reihten wir uns dann auch auf dem Weg zum Piz Buin ein. Wir waren zum Glück ganz vorne dabei und es ging auch wirklich gut voran. Die Flüsse waren relativ trocken und somit kein Hindernis. Der Gletscher zwar recht aper und zum Teil gab es spannenden Spaltenbrücken, aber so früh gut zu meistern. Somit waren wir recht zügig in der Buin Lücke.
Bis zum Kamin war das Gehen auch hier problemlos. Das erste Stück hatten wir die Steigeisen noch an, dann wurde es aber immer schneefreier. Leider hatte dann nur der Kamin vereiste Stellen drin und war somit ein bisschen gehampel zum hoch kommen. Danach ging es aber wieder problemlos über Schotter zum Gipfel. Hinter uns wurde es immer voller. Und so blieben wir heute nicht lange auf dem Gipfel, sondern schauten, dass wir zügig runter und durch den Kamin kamen. Die Dreiergruppe die nach uns dort runter mussten, brauchte schon eine halbe Stunde länger als wir, weil gleichzeitig so viele Leute hoch wollten.
Bis zur Hütte über den Gletscher zurück war es dann richtig warm und problemlos. Zurück zum Auto war es wie immer zäh bis man endlich um den Stausee rum war. Insgesamt aber ein schöner Hochtourenabschluss.
Damit war unser Wochenende aber noch nicht rum. Wir wollten den freien Montag noch für eine Klettertour nutzen und da die Tannheimer ja fast auf dem Weg liegen, machten wir uns am Sonntagabend noch auf den Weg dorthin. Bis unser Zelt auf dem Campingplatz stand war es doch schon reichlich spät und nach einer Pizza fielen wir todmüde ins Bett und fragten uns wer bitte auf diese dumme Idee gekommen war.
Am nächsten Morgen stiegen wir bei schöner Nebel-Herbststimmung zum Gimpelhaus auf. Von den letzten beiden Tagen doch schon etwas müde, entschieden wir uns für einen echten Klassiker, den Hüttengrat. Auch hier waren wir nicht alleine unterwegs, aber nachdem sich die Seilschaft vor uns schon beim Einstieg für einen Rückzug entschied, hatten wir niemanden vor uns. Trotz Dreierseilschaft waren wir recht zügig unterwegs und konnten noch einmal einen traumhaften Spätsommertag in den Bergen genießen.
Nach rasanter Abseilfahrt ging es noch für ein Stückchen Kuchen zum Gimpelhaus bevor wir uns mit all den Leuten, die dieses wunderbbare verlängerte Wochenende genutzt hatten, über die Autobahn zurück quälten. Dafür mit netter Unterhaltung, denn zum Nationalfeiertag gab es im Radio nur deutsche Lieder.

Donnerstag, 29. September 2011

Kungsleden

Der kurze Aufenthalt in Stockholm war wie als ob man nie weg gewesen wäre… und die darauf folgende Nachtzugfahrt in den Norden war wie immer unterhaltsam und die richtige Einstimmung auf die Tour. Der Leitspruch des Schweden „Tar det lugnt“ zeigte sich hier par excellence. Nachdem wir endlich in Abisko angekommen waren, packte ich meine Sachen fertig und machte mich direkt auf den Weg. Für den ersten Tag hatte ich mir eine kurze Etappe ausgewählt: ich wollte an den Abiskojaurestugor übernachten, da wildes Zelten im Nationalpark nicht erlaubt ist.

Das Gelände war sehr flach, große Teile des Weges führten durch Birkenwäldchen, die sollten lange die einzigen Schattenspender bleiben. Schnell war ich 15 km gegangen und wurde von einem sehr netten Stugvärd empfangen. Nachdem ich eine warme Mahlzeit zubereitet hatte, blieb noch ein langer Abend vor mir. Irgendwann vertrieben mich allerdings die Mücken ins Zelt. Dunkel wurde es sowieso nicht, also entschied ich mich einfach mal zu schlafen.
2. Tag
Dementsprechend früh war ich wach, frühstückte gemütlich, ließ mein Zelt von der Sonne einigermaßen trocknen und machte mich auf den Weg. So früh war ich ziemlich alleine unterwegs. Vom Wetter her hatte ich Glück – kaum eine Wolke am Himmel. Der Weg war durchwegs gut markiert. Nach kurzer Wegstrecke verließ ich den Abisko Nationalpark und kam damit ins Kalfjäll, den wie ich finde, interessanteren Teil der Landschaft. Vorbei an Samendörfern und dem großen See Radujarvi kam ich gegen 15:00 an den Alesjaurestugor an. Heiß war es und so kaufte ich dort eine Dose Cola, was mich für einen kurzen Moment zurück in die Zivilisation brachte.

Eine Waage auf der Hütte erklärte mir, warum mir der Rucksack so schwer vorkam: 19kg – den Luxus des Zweimannzeltes musste ich eben schleppen… Laut der Hüttenwirtin sollte das Wetter schlechter werden, aber sie sagte, dass sollte es auch schon die Tage zuvor – nehmen wir es wie es kommt. Daran hielt ich mich und setzte meinen Weg nun mit Begleitung eines anderen Alleinwanderers fort. Kurz vor dem Aufschwung zum Tjäktapass schlugen wir unsere Zelte auf, es war mit gut 30 km bei dem schweren Rucksack genug für heute. Wieder vertrieben mich Abends die Mücken ins Zelt und diesmal schlief ich einigermaßen gut, auch wenn die fehlende Dunkelheit einem das Gefühl eines leichten Schlafs vermittelt.
3.Tag
Den Weg setzte ich alleine weiter fort – ich wollte nicht immer warten, sondern meinen Weg für mich fortsetzen. Zum Tjäktapass galt es die einzige nennenswerte Steigung zu überwinden. Oben war es ziemlich kahl – selbst die Wiesen waren mehr mit Steinen als mit Gras übersät. Kurz vor dem Pass überquerte ich einige Schneefelder. Heute war das Wetter leider nicht mehr ganz so gut wie in den letzten Tagen, am Pass blies es ordentlich und wir waren in Wolken gehüllt.

Ich wärmte mich in der Schutzhütte kurz auf und begegnete noch einer großen Rentierherde. Nach dem Pass öffnete sich der Blick ins Tjäktajåkka, dieses Tal zieht sich lang hin. Im ersten Moment fand ich dies den entmutigendsten Teil des Weges: So viel war noch vor einem, immer im gleichen Trott. Doch je weiter ich kam, desto mehr genoss ich das gemütliche laufen. Ich hatte mir über die ganze Tour einen Rhythmus gewählt, ca. 1 h laufen, dann kurze Pause mit Rucksack absetzen und etwas trinken usw. Allmählich machten sich meine Füße bemerkbar und fingen an zu Schmerzen. So war ich froh als ich an der Sälkastuga ankam und mir noch mal eine Cola gönnte. Der Hüttenwirt hat mich in der Zeit gut unterhalten – irgendwie sind die Wirte hier deutlich offener als in den Alpen. Aber auch diesmal setzte ich den Weg weiter fort und entschied nach langen Überlegungen, nicht über Singi zu laufen, sondern die Abkürzung zum Kebnekaise zu nehmen.

Kurz vor dem Übergang schlug ich mein Nachtlager auf, hier hatte ich endlich wieder Wasser und meine Füße wollten nicht mehr weiter, waren schließlich wieder 30 km gewesen. Außerdem hatte ich einen herrlichen Blick zurück auf die Sälka und das Tjäktajåkka. Es bot sich ein interessantes Wolkengebilde, kurzfristig sah es sogar nach einem Gewitter aus, das sich aber glücklicherweise wieder verzog. Nur noch gute 30 km und ich müsst ein Nikkaluokta ankommen. Eigentlich taten mir meine Füße schon so weh, dass ich nicht wirklich weiter wollte, aber was hatte ich für eine Alternative. Der Weg zur Kebnekaise Fjällstation zog sich in die Länge. In der prallen Sonne schwitzte ich entsetzlich. Allmählich änderte sich auch die Vegetation zurück zum Birkenwäldchen, was die Situation nicht großartig anders machte. Gegen Mittag erreichte ich endlich die Fjällstation. Nach einer kurzen Pause ging ich weiter – 19km bis ins Dorf. Meinen ursprünglichen Schnitt mit Pause nach einer Stunde und ca. 5 km pro Stunde hielt ich schon lange nicht mehr – ich war froh, wenn ich eine halbe Stunde laufen konnte. Irgendwann zog ich meine Schuhe aus und ging mit meinen Watschuhen, die ich vorsichtshalber eingepackt hatte, weiter. Dies ging anfänglich sehr gut, doch der schwere Rucksack machte sich dadurch weit mehr bemerkbar. Außerdem waren die Mücken heute so bissig, dass auch alles Mückenspray nicht mehr half.

Vom Tal zog auch ein Wetter auf und so entschloss ich, als ich endlich am Laddjujavri war dort unten zu zelten. Dort gönnte ich mir auch den bekannten Renburger von Lap Dånalds. Die Mückenplage war kaum noch auszuhalten und so verzog ich mich schnell ins Zelt, dass ich in neuer Rekordzeit aufgebaut hatte, denn der Wind war so stürmisch, dass es jede Minute zu regnen beginnen konnte. Das hat es dann allerdings erst mitten in der Nacht.
Am nächsten Morgen war ich wieder sehr früh wach, aber ich wollte schließlich den Morgenbus in Nikkaluokta erreichen, und 5 km lagen noch vor mir. Die schaffte ich auch wie gewohnt in einer Stunde, doch ich war froh, am Ziel zu sein.
Was nehme ich von dieser Tour mit: Einen total zerstochenen Rücken, die Gewissheit, dass ein 19kg schwerer Rucksack auf Dauer kein Pappenstiel ist, die große Freiheit, die sich durch ein Zelt ergibt und die Erinnerung an die unglaublich freundlichen Menschen, die ich auf meinem Weg getroffen habe.
  • Lantmäteriets Fjällkarta BD6 Abisko – Kebnekaise – Narvik

Sonntag, 24. Juli 2011

Island

Der kälteste Frühling seit 60 Jahre.... Alle Hochlandstraßen im Juni gesperrt....
Daher haben wir spontan unsere Reiseplanung geändert....
ErdspalteBlaue Lagune




Donnerstag, 9. Juni 2011

Und täglich grüßen die Tannheimer…

…naja, nicht ganz. Da das lange Wochenende kein stabiles Hochtourenwetter versprach, verkürzten Evi und ich den Ausflug und gingen stattdessen klettern in den Tannheimern. Die Wetterlage war ziemlich instabil und nachmittags waren Gewitter angesagt, das bedeutete frühes Aufstehen.
Mit Glück bekamen wir noch einen Platz im Gimpelhaus, so mussten wir nur einmal aufsteigen. Nachdem wir eine Übernachtungsmöglichkeit hatten, gingen wir direkt weiter zur Morgenstund (5+) am Gimpelvorbau. Den Einstieg haben wir leicht gefunden, zu Beginn gibt es ein Grasband und direkt danach einen kurzen Überhang. Insgesamt ist die Route sehr abwechslungsreich, mal schön strukturierter Fels, mal plattig, aber immer gut kletterbar und dank der vielen Haken auch für den Kopf entspannend :-). Vom letzten Stand führt direkt ein Fixseil zum ersten Abseilstand. Der zweite Abseilstand ist, wenn man zu weit nach rechts abseilt, schwer zu erreichen, aber mit ein bisschen pendeln und zittern kommt man schon hin. Als wir wieder am Einstieg waren, hatte es auch bereits zugezogen, so haben wir das genau richtig getimt.
Am Sonntag wollten wir uns die FöVe (5+) am Hochwiesler anschauen und direkt am Einstieg entscheiden, ob wir einsteigen. Laut Topo ist diese nicht so gut abgesichert wie die Morgenstund, allerdings ist die Schlüsselseillänge direkt am Anfang. Da Evi partout nicht vorsteigen wollte, fiel diese Rolle heute auch wieder mir zu. Die erste Seillänge sah gut gesichert aus und so entschieden wir uns, es zu versuchen. Die erste Seillänge war zu Beginn eine schöne Platte mit der überraschenden Erkenntnis meinerseits, wo man überall stehen kann. Trotzdem war es mehr ein Hochzittern :-). Vom Stand aus sah die zweite Seillänge besser abgesichert aus, als im Topo vermerkt. Lediglich im zweiten Teil der Seillänge hatte ich mit der Wegfindung ein paar Probleme, da gab es wenig Haken und den Standplatz fand ich sehr spät links versteckt. Der Stand nach der dritten Seillänge ist auf einem Plateau, mit bester Aussicht und viel Platz zum Verweilen. Wir jedoch stiegen nach einer kurzen Pause weiter, im Lechtal quollen schon wieder die Wolken. In der vierten Seillänge wird die Absicherung äußerst dürftig. Zu Beginn konnte ich noch einen Keil sowie eine Sanduhr nutzen, nach dem zweiten Haken ging es aber ohne Sicherung bis zum Stand (das waren ca. 20m). Zum Glück ist das Gelände hier im 4er Bereich. Der Ausstieg aus der Route ist schwierig zu finden, am besten nach dem letzten Stand kurz hoch und dann links, hier befinden sich zumindest 2 Haken, außerdem kann man noch einen Keil unterbringen. Oben angekommen wird es schön flach und grün. Der Abseilstand ist vom Ausstieg links direkt sichtbar. Bei dieser Abseilpiste hängt man plötzlich ganz frei, mit bester Aussicht. Der zweite Abseilstand versteckt sich hinter einem verdorrten Baum.
Da das Wetter bereits stark gewittrig aussah, obwohl es erst zwei Uhr mittags war, entschieden wir nach einer Vesperpause in der Wiese zum Gimpelhaus zurückzukehren und gemütlich abzusteigen. Als wir unten am Parkplatz standen, war es über dem Tannheimer Tal auch schon ganz schwarz. So hatten wir ziemlich viel Glück mit dem Wetter und alles in allem war es mal wieder ein sehr schönes Wochenende.
  • Kletterführer Allgäu (Panico)

Freitag, 3. Juni 2011

Ultima Ratio

Uns gibt es noch und der Blog lebt auch noch :-) Doch im Winter gab es nicht viel zu berichten, außer ein paar wenigen gemütlichen Skitouren meinerseits und einem gemeinsamen Wochenende im Sellrain fiel die Saison für uns leider aus.
Dafür sind wir schon seit längerem in die Klettersaison gestartet. Am Sonntag war ich mit Franzi, Kerstin, Jörg und Andi in den Tannheimern zum Klettern. Unser Ziel war der Sebenkopf/Ultima Ratio (5+). Zustieg erfolgte von Grän über das Füssener Jöchle und dann weiter querfeldein durch Latschen und steile Grashänge zum Sebenkopf. Jörg und Andi stiegen als erste in die Route ein. Danach folgte Franzi, Kerstin und ich stiegen nach. Wir alle hatten in dem zweiten Teil der ersten Seillänge zu kämpfen. Die zweite Seillänge hatte schöne von Wasser zerfurchte Platten parat, am Ende der dritten Seillänge gab es noch mal eine schwere Stelle, während die letzte Seillänge im Kamin relativ einfach zu meistern war. In den entscheidenden Stellen sind jeweils Schlingen vorhanden, auch sind alle Ständehaken mit Schlingen verbunden – hier scheinen sich schon einige Seilschaften zurückgezogen zu haben, was aber auch bei dieser Bewertung nicht weiter verwunderlich ist. In der aktuellen Auflage des Panicoführers ist diese Route übrigens mit 6+ bewertet – was deutlich realistischer erscheint.
Am Gipfel haben wir erst unsere kümmerlichen Vorräte an Wasser und Gummibärchen vernichtet, schließlich haben wir ziemlich lange gebraucht, bis wir alle oben waren, bevor wir uns auf die Suche nach dem Abseilstand machten. Diesen findet man links vom Gipfel und besteht aus drei Bohrhaken, die sehr versteckt liegen. Auf dem Weg zum Abseilstand kann ein einzelner Bohrhaken als Zwischensicherung verwendet werden, dieser befindet sich direkt vor dem senkrechten Aufschwung. Wieder unten angekommen stapften wir über das Geröllfeld und die Wiesen zurück zum Füssener Jöchle, und von dort an ging es bergab zum Auto.
Alles in allem eine schöne, einsame Tour mit ein paar Überraschungen :-)
  • Kletterführer Allgäu (Panico)