Samstag, 26. Juni 2010

Vis-a-vis des Glockners

Und nochmal war ich am Wochenende in den Bergen unterwegs. Diesmal mit Evi und Marcel auf der Oberwalderhütte. Das Wetter war zwar nur bedingt gut vorhergesagt, aber einen Versuch war es Wert. Nach einer Nacht unter schönstem Sternenhimmel starteten wir um halb sechs an der Franz-Josefs-Höhe mit bestem Blick auf den Glockner. Durch die Tunnel des Gamsgrubenwegs liefen wir uns allmählich ein, bevor wir das erste Schneefeld queren mussten. Der Weg ist für Touristen der Glocknerstraße ausgebaut, insofern kann man da gemütlich drüber latschen. Lediglich die fehlenden Brücken erwarteten sicheres Gehen. Nach ca. 1 h kamen wir in den Schnee und konnten unseren Rucksack erleichtern, indem wir die Ski anschnallten. Es war sonnig und schon ziemlich warm und so beschlossen wir anstatt zuerst zur Hütte zu gehen, direkt zur Eiswandbichlwand, unserem heutigen Ziel, zu gehen. Wir waren hier ganz alleine unterwegs und nach einer kurzen Pause stiegen wir bis kurz vor den Bergschrund mit Ski und bauten dort um. Der Schnee war schon ziemlich weich und so war es eher ein durchwühlen als ein hochsteigen. Vom Bergschrund bis zum Ausstieg sind es nur etwas mehr als 50 hm, aber schön war es trotzdem und bei diesen Verhältnissen wäre mehr eh nicht drin gewesen. Oben wehte es ziemlich und das schlechte Wetter kündigte sich bereits an. Wir bauten wieder auf Ski um und freuten uns auf eine schöne Abfahrt. Doch leider war der Schnee noch nicht richtig aufgefirnt und so war kein Vergnügen abzufahren.
Wir waren bereits vor Mittag auf der Hütte und nach dem obligaten Auspacken und Trocknen und einem kleinen Imbiss verschwanden wir in die Lager um ein wenig Schlaf nachzuholen. Als wir wieder aufstanden, hatten sich die Bedingungen doch stark geändert: Es regnete und hatte sogar leicht gewittert. Abends wurde es allerdings wieder besser und so waren wir doch voller Hoffnung, am Sonntag in die Johannisberg-NO-Wand einsteigen zu können, die vormittags noch so wunderbar gut ausgesehen hatte.
Als wir allerdings um 3.45 Uhr aufgestanden waren, sah man Richtung Johannisberg nicht viel und so ließen wir uns mit dem Frühstück Zeit. Die Sicht wurde aber mit der aufgehenden Sonne besser und so starteten wir um 5.30. Wir querten den Gletscher, allerdings fiel uns direkt der warme Schnee auf. Es hatte nicht durchgefroren und das trotz der knapp 3000m. Je weiter wir Richtung Johannisberg kamen, desto ungemütlicher wurde es. Dunkle, hohe Wolken zogen auf, Nebelschwaden zogen durch und der Einblick in die Wand war auch nicht überzeugend: Sie hatte sich vom Tag zuvor doch ziemlich verändert und so entschieden wir irgendwann umzudrehen. Um doch noch auf einem Gipfel zu stehen, gingen wir noch auf den mittleren Burgstall. Ein netter Ort um die Aussicht auf den Glockner zu genießen, wenn man was sähe. Auf dem Weg zurück zur Hütte waren wir vollkommen in den Wolken und wir orientierten uns an den Spuren im Schnee sowie an den wenigen Steinen, die den Abhang ankündigten. Um 9 Uhr waren wir zurück auf der Hütte und machten noch eine kleine Frühstückspause, bevor wir uns auf den Weg hinunter machten. Mittlerweile schien wieder die Sonne und wir wurden mit einer herrlichen Abfahrt belohnt: Schöner aufgefirnter Schnee ließ unsere Herzen höher schlagen und bedeuteten wirklich einen wunderbaren Saisonabschluss.

Freitag, 11. Juni 2010

Kuchenspitz

Was nur am Wochenende machen? Das Wetter sah lange nicht sonderlich stabil aus und für Eiswände schien eigentlich zu viel Schnee gefallen zu sein. Nach langer Diskussion entschieden Martin und ich trotzdem nach St.Anton zu fahren – wir wollten die Verhältnisse der Kuchenspitze untersuchen. Wir nahmen die Räder mit und fuhren bis zum Stausee mit dem Rad. Danach war erstaunlich viel Schnee auf dem Weg, damit hatten wir nicht gerechnet und so brauchten wir etwas länger als geplant, bis wir auf der Darmstädter Hütte waren. Das Wetter war einfach super, mit den letzten Sonnenstrahlen kamen wir auf der Hütte an. Die WandBis wir gegessen hatten und in den Betten lagen war es kurz nach 10. Ich war mir der Sache alles andere als sicher, ließ mich aber überreden, um 4 Uhr aufzustehen. Um 5 Uhr starteten wir und kamen schnell zum Einstieg. Mir ging es erstaunlich gut und die Bedingungen schienen zu passen und so stiegen wir in die Nordwand ein. Das erste Eisfeld steilt allmählich auf und stellte überhaupt kein Problem dar. Auch die Schlüsselstelle ließ sich relativ gut klettern – Martin hat allerdings die Hauptarbeit im Vorstieg übernommen. Haken für Stände waren vorhanden, für die Zwischensicherungen verwendeten wir Friends. Auch das Gipfeleisfeld durchquerten wir ohne Probleme in schönem Trittfirn. Es war unglaublich warm und die Sonne schien uns ins Gesicht. Lediglich das Ausstiegscouloir stellte uns vor ein Hindernis. Hier war relativ wenig Schnee vorhanden, insofern mussten wir zuerst eine Felsstufe überwinden bevor wir die letzte Eisrinne erreichten, diese war sehr steil und so sicherten wir bis zur Gipfelscharte. Gipfeleisfeldin der ScharteAusstiegscouloirFroh war ich, als ich endlich oben war, die letzte Seillänge verlangte mir noch mal alles ab, diese war deutlich schwerer als erwartet. Doch hier waren wir noch nicht oben: Wir folgten dem Grat zum Gipfel und entschieden dort über das Südcouloir zum kleinen Kuchenferner abzuseilen. Martin wurde so seine Opferschlingen los. Wir wählten das schönste Couloir, relativ weit links, um zum Küchlferner zu gelangen, dieses ließ sich leicht erklettern. Allerdings sah die andere Seite nicht so trivial aus und nach ein paar Metern abklettern fanden wir eine Abseilstelle. Nach zweimaligem Abseilen waren wir endlich auf dem Küchlferner angekommen und schlappten nun abwärts Richtung Hütte. Der Schnee war mittlerweile richtig weich geworden und wir sanken teilweise stark ein. Insofern war jeder mit sich selber beschäftigt, zur Hütte zu gelangen. Dort genossen wir erst noch mal die Sonne auf der Terrasse und schlürften eine Suppe nach der anderen bevor wir bald müde ins Bett fielen. Den Sonntag entspannten wir beim Frühstück auf der Terrasse und machten uns bald an den Abstieg. Selbst morgens brachen wir teilweise bis zur Hüfte in den Schnee ein und so waren wir froh, als wir den Fahrweg erreichten und hier im wenigen Schnee schnell vorwärts kamen.
Froh waren wir über das Rad am Stausee, so waren wir schnell draußen. Alles in allem war es mal wieder eine geniale Tour mit besten Bedingungen und Wetter und einem urgemütlichem Winterraum.

Pfingsten im Schnee

Doch noch mal Schnee. Martin, Franzi und ich starteten am Pfingstsamstag nach einer kurzen Nacht auf hartem Untergrund gegen 6.00 an der Pitztaler Gletscherbahn Richtung Taschachhaus. Die Ski auf dem Rücken wanderten wir in Skischuhen das Tal entlang. Überraschenderweise hatten wir gutes Wetter, die Sonne schien, die Gipfel leuchteten und unten wurde das Gras immer grüner. Das Frühjahr und der Herbst sind in den Bergen einfach die schönsten Zeiten: die Ruhe und die starken Kontraste kommen hier am besten zur Geltung.Irgendwie bekam mir der wenige Schlaf nicht, jedenfalls beschloss ich während des Aufstiegs, nur bis zur Hütte zu gehen und dort zu bleiben. Als wir dann endlich dort waren, war es fast halb zehn und die Sonne zeigte ihre ganze Kraft. Auch Martin und Franzi beschlossen nicht mehr weiter zu gehen und so schauten wir dem Schnee beim Schmelzen zu. Wir machten es uns im Winterhaus gemütlich und genossen die Ruhe alleine hier oben mit einem herrlichen Blick in die Taschachwand. Es hatte jedoch ziemlich viel Neuschnee und so waren wir uns nicht ganz schlüssig, was wir machen sollten. Der Hüttenwirt stattete uns noch einen kurzen Besuch ab, wir bauten eine Schneeschmelze und sammelten Wasser, heizten ein und kochten uns ein leckeres Süppchen. Mittlerweile hatten wir von zwei Holländern Besuch bekommen, die Mittags noch die Urkundrunde gehen wollten. Nachmittags zog es dann ziemlich zu und wir legten uns zu einem Mittagschläfchen hin. Wir hatten auch schon genug Sonne abbekommen. Der Schlaf tat gut. Wieder frisch auf den Beinen holten wir noch mal Wasser und machten uns dann ans Abendessen und besprachen die Pläne für den nächsten Tag. Die Holländer waren noch nicht zurück, sie waren aber auch nicht mehr zu sehen. Während wir am Essen waren, kamen sie endlich zurück – sie waren doch nur zum Einstieg der Taschachwand gegangen, außerdem waren noch zwei Sachsen und ein Einzelgänger gekommen, der kein einziges Wort sprach – nicht mal grüßen konnte er – sich dafür am mühsam gesammelten Wasser einfach so bediente. Zum Glück hatten wir das Lager für uns und wir verschwanden schnell in den Betten.
Der Wecker klingelte um 4.00, wir wollten um 5.00 Richtung Bligg- /Sexergertenspitze los. Die Tour zur Bliggspitze wurde mangels Schnee nichts, so schlappten wir weiter und kletterten eine der Rinnen vom Sexergertenferner hoch. Schnee hatte es hier genug, das Spuren war sehr mühsam. Nach der Rinne machten wir erst mal eine Pause, bevor wir wieder auf die Ski umstiegen und Richtung Nordwand weitergingen. Wir waren relativ flott unterwegs und so war es noch recht früh, als wir in die Wand einstiegen. Martin spurte schon mal, während wir noch das Seil verpackten und dann in den wunderschönen Tritten hinterher stiefelten. So kamen wir schnell vorwärts und waren um 10.00 auf dem Gipfel. Eine wunderschöne Aussicht hatten wir – das riesige Gletscherplateau von der Weißseespitze lag vor uns. Wir verweilten nicht lange, denn die Sonne weichte den Schnee schon auf und wir fuhren Richtung Urkundsattel ab. Dabei mussten wir ein Feld mit Schneerutschen abfahren, sowas ist wie immer unangenehm, wenn es gefroren ist, war aber deutlich die sicherste Variante. Die Hänge unterhalb des Urkundsattels waren noch gefroren, so war das Skivergnügen pistenähnlich, was den Martin freute. Immerhin gönnte ich mir auf dem letzten Hang vor der Hütte noch einen Abstecher durch leicht aufgefirnten Schnee, das war das anschließende Gehen Wert und ein lohnender Saisonabschluss.Zurück auf der Hütte machten wir es uns wieder gemütlich und holten genügend Wasser, leider zog es bald zu und so konnten wir gerade noch unsere Sachen in der Sonne trocknen. Nachmittags trudelten die Holländer ein, die waren total kaputt, sie erzählten von reichlich Schnee. Nach einer kurzen Pause steigen sie direkt noch ins Tal ab. Der Einzelgänger ist doch tatsächlich die Taschachwand mit Ski gegangen, die Skispur war deutlich zu sehen. Kurz vor dem Ausstieg schien er umgedreht zu haben. Da sonst niemand mehr hoch kam, waren wir erst mal alleine auf der Hütte. Von den Sachsen war noch lange nicht zu sehen, sie wollten die Wildspitznordwand gehen und kamen zurück, als wir ins Bett gehen wollten (20.00 Uhr). Die waren vollkommen erledigt, schließlich waren sie auch 15h unterwegs gewesen.
Wir standen um 2.30 Uhr auf um eine Stunde später loszuziehen. Obwohl drei Leute durch die Taschachwand gegangen waren, zweifelten wir an den Bedingungen und der Sicherheit. Am Einstieg der Taschachwand wollten wir entscheiden, was wir machen. Franzi war es schlecht und mir ging es nicht sonderlich gut. Der Schnee war wieder nicht richtig durchgefroren und so entschieden wir nach langem Hin und Her, einfach umzudrehen. Um halb sechs waren wir wieder auf der Hütte und hatten einen wunderschönen klaren Morgen erlebt, den jeder auf seine Weise genoss. Nach einer weiteren Portion Schlaf und einem gemütlichen Frühstück in der Sonne machten wir uns allmählich an den Abstieg.
Das Taschachhaus als Tourenziel lohnt sich im Frühjahr allemal, vor allem bei dem komfortablen Winterraum ein Vergnügen – wer braucht denn da noch eine bewirtschaftete Hütte?