Sonntag, 26. September 2010

Einer spinnt immer - Goethe oder so

Nach 2 Ruhetagen in einer sehr schönen Ferienwohnung in Saas-Grund sollte das Wetter endlich wieder besser werden. Franzi ging es immer noch nicht viel besser, aber Evi kam noch kurz ins Wallis gefahren und so machten wir uns zu viert von Saas-Almagell auf den Weg Richtung Brittanniahütte. Die Sonne knallte auf den Südhang und der Weg zog in vielen Serpentinen nach oben. Wir schwitzten ziemlich, aber dies war von kurzer Dauer. Nach einer kurzen Mittagspause war uns recht frisch, denn der Wind war kalt und böig. Außerdem gewannen die Wolken immer mehr die Oberhand und als wir oben auf dem Sattel waren, war es richtig duster und kalt. Nach dem letzten Stück über das den Gletscher waren wir in den Wolken und es schneite leicht, aber die Hütte war nicht mehr weit. Dort freuten wir uns auf eine warme Stube, aber weit gefehlt. Es war bitterkalt – funktionierende Heizung gab es keine. So krochen wir erst mal in die Betten, dem einzig warmen Ort in dieser großen, unpersönlichen Hütte. Erst zum Abendessen wurde ein Heizstrahler aufgestellt und nach viel Suppe und Tee wurde uns endlich warm.Sonneaufgang
Am nächsten Morgen wurden wir geweckt (3.15 Uhr), allerdings meinten die beiden Tschechen in unserem Lager, schon eine viertel Stunde vorher mit dem Kruschteln beginnen zu müssen. Mit einer ganzen Stirnlampenkarawane machten wir uns nach dem Frühstück auf den Weg. Der Himmel war klar, über dem Gletscher lag noch Nebel. Wir waren die einzigen, die zum Hohlaubgrat wollten, alle anderen Gruppen zogen zum Strahlhorn. Den Grat hatten wir bald erreicht, dort kamen wir schnell am Gipfel - alleinevorwärts. An der ersten Kuppe überholten wir die beiden Tschechen, die nicht sonderlich schnell unterwegs waren und bis hier über den Gletscher aufgestiegen waren. Wir spurten den restlichen Weg. Mittlerweile war die Sonne aufgegangen und wärmte uns. Bis zur Steilstufe kurz unterhalb des Gipfels kamen wir gut voran. Anja und Ann wollten zuerst frei über die Felsen klettern – da Anjas Lieblingsplatte eingeschneit war. Mir sah die Verschneidung doch etwas undurchsichtig aus und ich war für das Sichern, was sich später als gut herausstellte. Anja stieg vor und fluchte schon bald. Es war eben bereits Anfang September und entsprechend viel Schnee lag in den Felsen und machten das Klettern schwierig. Wir freuten uns über die beiden Seilhilfen, die die schwierigsten Stellen entschärften. Nach der Steilstufe war es nur noch ein Katzensprung zum Gipfel und diesen erreichten wir zu unserer Freude vor den Massen vom Normalweg. So genossen wir die Aussicht, den Gipfel und die Ruhe. Wir rasteten in einer windgeschützten Mulde unmittelbar unterhalb des Gipfels. Allmählich kamen dann auch die ersten Normalwegler hoch und wir gingen weiter – wir hatten ja noch etwas vor uns. Von hier oben sah die Überschreitung des Feechopfs wild aus – im Führer stand was von leichter Kletterei.
Im Feejoch bogen wir vom Normalweg des Allalinhorns ab und folgten dem Grat Richtung Feechopf. Die Kletterei stellte sich wirklich als leicht heraus, allerdings war der Grat so ausgesetzt, dass er ziemlich an den Nerven zerrte. Vom Feechopf querten wir zum Alphubeljoch. Im Führer war vom Feejoch zum Alphubeljoch 1h angegeben – gefühlt hatten wir über den Grat ewig gebraucht, umso erstaunter war ich dann, als ich merkte, dass wir wirklich nur unwesentlich länger als 1 h für diese Strecke benötigten. Vom Alphubeljoch ging es stetig bergab, erst über Gletscher, der Schnee war hier schon ziemlich weich, vor allem Ann und Evi hatten mit Stollen Probleme. Nachdem wir den Gletscher verlassen hatten, ging jeder für sich zur Täschhütte. Dort angekommen trockneten wir erst alle Sachen in der Sonne und genossen eine kühle Rivella. Die Hütte ist frisch renoviert und hat die gleichen tollen Lager und Toiletten wie die Finsteraarhornhütte (großer Pluspunkt +++). Die Hütte war für einen Freitagabend und gutes Wetter auch erstaunlich leer. Neben uns wollten noch zwei Briten und ein Bergführer mit zwei Kunden am nächsten Tag auf den Alphubel.
Diesmal gab es freie Frühstückswahl und so entschieden wir uns für 4.00. Der Bergführer war bereits unterwegs, die Briten überholten uns bald. Die ersten Schritte taten weh, der Vortag steckte noch in den Knochen. Vor allem Anja ging es nicht gut und sie entschied sich bald, umzudrehen. Wir wollten uns in Saas-Fee wieder treffen. Wir stiegen schweigend weiter. Im Alphubeljoch wärmte uns endlich die Sonne, hier machten wir eine kurze Pause und seilten wieder ab. Die Briten waren bereits im SSE-Grat, Der Bergführer ging unmittelbar vor uns. Wir folgten der ausgetretenen Spur, mussten noch mal eine Sonderpause einlegen, da Evis Handschuh den Hang hinabkullerte, aber so liegen blieb, dass man ihn holen konnte. Bis zu den Felsen war das Gelände nicht sonderlich steil, nur die Wächte machte mir Bauchschmerzen und so legten wir im oberen Teil eine neue Spur in den Schnee. Nach den Felsen steilte es ordentlich auf und der Schnee war größtenteils aus dem Hang geweht. Die Briten waren bereits außer Sichtweite und der Bergführer machte mit seinen Kunden noch mal eine Pause. Wir stiegen weiter und folgten der Spur der Briten. Zwischendurch waren zwei heikle, blanke Stellen, die wir aber alle sicher meisterten und zum Schluss ging es in direkter Linie Richtung Gipfelplateau. Der Gipfel des Alphubels ist ziemlich flach und so liefen wir relativ eben zum Kreuz, das nur zu einem Drittel aus dem Schnee schaute. Hier machten wir eine ausführliche Pause, genossen das Panorama, von den Berner Alpen über das Wallis bis zum Mont Blanc – mal wieder alleine.
Da der Abstieg über berühmt berüchtigte Spaltenzonen führte, beeilten wir uns ziemlich. Der Schnee war schon wieder ziemlich weich und diesmal hatte vor allem Evi mit ihren Steigeisen Probleme. Zum Schluss verabschiedete sich ihre Platte ganz. Zum Glück lag aber vom Vortag eine Spur im Normalweg, so dass wir uns nicht durch das Labyrinth durchwühlen mussten, sondern einfach folgen konnten. Wir schwitzten so, aber wir wollten nicht noch eine Pause machen, sondern schauten einfach nur, dass wir vom Gletscher kamen. Dafür hatten wir uns an der Längsfluh eine große Rivella verdient, die ich auch in einem Zug leerte. Erstaunlicherweise war, obwohl es Samstag war und stabiles schönes Herbstwetter hatte, niemand über den Normalweg auf den Alphubel gestiegen. Man sah nur die Massen auf das Allalinhorn ziehen. Glücklich, zufrieden und gesättigt machten wir uns an den Abstieg von der Längsfluh, der sich vor allem im unteren Teil, direkt vor Saas-Fee ziemlich zog. Da die Beschilderung so widersprüchlich war, folgten wir einfach unserem Instinkt und kamen über selten begangene Wege alsbald unten am Golfplatz an, wo Anja auf uns gewartet hatte. Allerdings war sie kaum vor uns da, denn nach dem Abstieg nach Täsch brauchte sie doch tatsächlich 2 Stunden für die 38km.
Froh, wieder unten zu sein, gingen wir erst mal einkaufen, machten uns dann auf dem Campingplatz breit und freuten uns über die Dusche. Alles in allem war dies eine wunderschöne Tour, die wir dank der einsamen Gipfel und des tollen Wetters ideal erwischt haben.
Evi hatte sich wieder auf den Heimweg gemacht, wir diskutierten hingegen, was wir die nächsten Tage noch machen wollten. Den Sonntag nutzten wir als „Ruhetag“ und liefen zur Belalp (waren nur 800hm in 1:10h) um den Aletschgletscher mal aus der Nähe zu betrachten. Montag stiegen wir zur Mischabelhütte auf, diesmal mit schwerem Rucksack, die Hütte machte gerade für den Winter dicht. Es hatte in der Nacht bis ca. 2800 m runter geschneit und so war es kalt und glitschig. Ich merkte vor allem die letzten Tage in den Beinen und so mussten Ann und Anja immer mal wieder auf mich warten. Oben hieß es erst mal, sich häuslich einrichten: Zum Glück hatte es geschneit, so konnten wir Schnee zum Schmelzen sammeln, Anja spaltete bis Abends Holz, Ann kochte. Der Hüttenwirt ließ uns dankenswerterweise alle Reste da: ein bisschen Wasser, Brot, Würstchen. So konnten wir unser Mahl etwas bereichern. Ich beobachtete total begeistert, wie der Heli zur Hütte kam und den Müll und die Besatzung ausflog. Es sind halt einfach faszinierende Produkte der Technik, diese Hubschrauber. Neben uns waren auch noch zwei weitere Leute im Winterraum, die ebenfalls das Nadelhorn besteigen wollten.
Wir machten uns um 4.45 h auf den Weg, fühlten uns alle recht gut. Wir suchten uns den Weg über die Steine Richtung Gletscher. Je weiter wir uns von der Hütte entfernten, desto stürmischer wurde es. Als wir auf den Gletscher wollten und vor einer blanken Flanke standen, überlegten wir, wie wir weiter verfahren sollten. Der Wind war ziemlich stark und eigentlich war damit klar, dass der Grat zum Nadelhorn hoch damit ziemlich unsicher war. Außerdem kam noch die Schneeverfrachtung dazu: Der Grat wird blank sein, dafür die Flanke vor dem Windjoch mit Triebschnee gefüllt. So entschieden wir, hier lieber umzudrehen. Ich genoss statt dessen einen herrlichen Sonnenaufgang und nachdem es richtig hell war, stiegen wir wieder nach Saas-Fee ab. Ein unermesslicher Spaß. Als Entschädigung gingen wir direkt in unser Lieblingscafé CofFee. Dort sahen wir den Heli ziemlich lange über dem Hohlaubgrat stehen, was unsere Entscheidung noch mal bestätigte.
Die letzten 10 Tage hatten uns doch zugesetzt, die Beine waren müde und der Kopf am Ende. In die Hochtourenschuhe brachte uns nichts mehr, stattdessen ließen wir den Urlaub im Berner Oberland wandernd ausklingen. Trotzdem hatten wir fantastische Touren hinter uns und für die Jahreszeit super Wetter. Jetzt kann der Winter kommen!
  • CofFee - unser Saas-Feer Lieblingscafé
  • Karten: Schweizer Landeskarten 1:25.000: 1329 Saas; 1328 Randa

Ab ins Wallis

Urlaub – endlich! Ganze zwei Wochen hatten wir zum Bergsteigen und wollten diese im Wallis verbringen. Anfang September kann man allerding wirklich nicht mehr mit zwei Wochen stabiler Wetterlage rechnen. Für den Start planten wir daher erst mal das Weissmies zu überschreiten.
Am Samstag machten wir uns also auf den Weg nach Saas-Almagell um dann zur Almageller Hütte aufzusteigen. Neben Ansa und mir war noch Ann dabei. Franzi war leider kurz vorher krank geworden und konnte nicht mitkommen.
Nachdem das Auto abgestellt war und die Rucksäcke geschultert waren, konnte es losgehen. Nach so langer Zeit den schweren Rucksack mal wieder auf den Schultern zu haben war schon gewöhnungsbedürftig. Und mit der Wegfindung hatten wir uns anscheinend auch noch nicht so ganz angefreundet. Auf alle Fälle verpassten wir die Abzweigung zur Almageller Hütte und landeten stattdessen am Erlebnis Pfad. „Nur für Trittsichere“ Wir glaubten, dass wir dazu gehören und so ging es erst mal über eine Menge Eisenstufen und Hängebrücken. Ein unglaubliches Abenteuer, dieser Erlebnispfad.

Irgendwann fanden wir dann aber doch den richtigen Weg und es ging ohne größere Zwischenfälle zur Hütte. Dort meldeten wir uns an, wir hatten ja auch reserviert. Wir schliefen im Mischabel-Blick – dem Winterraum. Fürs Abendessen waren wir in der zweiten Schicht um 19Uhr. Langsam dämmerte uns, dass wir vermutlich nicht alleine aufs Weissmies wollten.
Der Wecker klingelte und mit mindestens 50 anderen machten wir uns auf den Weg Richtung Zwischbergenpass. Da wir selbst so mittelmäßig fit und gar nicht höhenangepasst waren, störte es uns
ausnahmsweise weniger, gemütlich hinterher zu trotteln. Im Zwischbergenpass ging dann traumhaft die Sonne auf und nach einem kurzen Kontakt über ein Schneefeld konnten wir in unsere Karawane über den Grat Richtung Gipfel streben. Hat man fast die Höhe des Gipfels erreicht geht es noch kurz und unschwierig über Schnee hinüber zum Gipfel. Da die Karawane sich inzwischen sehr auseinander gezogen hatte, konnten wir den Gipfel sogar relativ ungestört genießen. Von der anderen Bergseite wehte allerdings ein kalter Wind und so machten wir uns schnell an den Abstieg. Dieser wurde weiter unten, im Gegensatz zum Erlebnispfad, dann tatsächlich noch recht abenteuerlich. Die Spalten waren doch dann irgendwann so groß, dass über eine Spalte eine Leiter gelegt war. Das war tatsächlich mal ein neues Erlebnis. An der ein oder anderen riesigen Spalte vorbei gelangten wir schließlich Richtung Hohsaas. Der Abstieg zur Weissmieshütte war dann nicht mehr wirklich viel Spaß aber zum Glück recht schnell vorbei.
Diese Hütte war dann auch alles andere als ausgebucht und so wurde dieser Abend deutlich angenehmer. Auch gegen das Abendessen hatten wir noch nichts. Immerhin war es erst das erste Mal Hackbraten und Dosenobst - aber auf keinen Fall das letzte für die nächste Woche.
Am nächsten Morgen ging es um 5. Uhr los. Wir wollten aufs Lagginhorn. Im Aufstieg wollten wir über den gesamten Grat im Abstieg dann über die kümmerlichen Reste des Lagginhorn Gletschers – trotzdem noch mit Spalten. Außer uns waren nur noch zwei weitere Männer auf dieser Aufstiegsvariante unterwegs. Dabei geht es zunächst über die Moräne hinauf. Danach muss dann zum Grat über wegloses Gelände hinüberquert werden, bevor man wieder auf Wegspuren auf dem Grat trifft. Ansa spürte den Vortag noch in den Knochen und entschied sich zur Umkehr. Das Wetter war auch nicht wirklich toll, die Wolken hingen tief und zwischenzeitlich schneite es sogar leicht. So gingen Ann und ich alleine weiter, bis wir auf die andern über den Normalweg vom Lagginhorn Gletscher trafen. Bald darauf verschwanden wir langsam in den
Wolken und es wurde immer garstiger. Weiter ging es über Steine bis die ersten kleineren Schneefelder auftauchten. Hier zogen wir die Steigeisen wieder an und kamen so ohne Probleme aber schon ziemlich kalt gefroren zum Gipfel. Schnell ein Bild von uns, das wirklich an jedem Gipfel hätte aufgenommen werden können, und dann schnell wieder runter. Der Abstieg ging flott und problemlos. Noch schnell über den Restgletscher und schon waren wir wieder an der Hütte. Gemeinsam mit Ansa machten wir uns dann an den Rückweg zum Auto.
Die Weissmiesüberschreitung war eine sehr schöne, abwechslungsreiche Tour. Das Lagginhorn dagegen kann man mal gemacht haben, einmal reicht dann aber auch.