Doch noch mal Schnee. Martin, Franzi und ich starteten am Pfingstsamstag nach einer kurzen Nacht auf hartem Untergrund gegen 6.00 an der Pitztaler Gletscherbahn Richtung Taschachhaus. Die Ski auf dem Rücken wanderten wir in Skischuhen das Tal entlang. Überraschenderweise hatten wir gutes Wetter, die Sonne schien, die Gipfel leuchteten und unten wurde das Gras immer grüner. Das Frühjahr und der Herbst sind in den Bergen einfach die schönsten Zeiten: die Ruhe und die starken Kontraste kommen hier am besten zur Geltung.Irgendwie bekam mir der wenige Schlaf nicht, jedenfalls beschloss ich während des Aufstiegs, nur bis zur Hütte zu gehen und dort zu bleiben. Als wir dann endlich dort waren, war es fast halb zehn und die Sonne zeigte ihre ganze Kraft. Auch Martin und Franzi beschlossen nicht mehr weiter zu gehen und so schauten wir dem Schnee beim Schmelzen zu. Wir machten es uns im Winterhaus gemütlich und genossen die Ruhe alleine hier oben mit einem herrlichen Blick in die Taschachwand. Es hatte jedoch ziemlich viel Neuschnee und so waren wir uns nicht ganz schlüssig, was wir machen sollten. Der Hüttenwirt stattete uns noch einen kurzen Besuch ab, wir bauten eine Schneeschmelze und sammelten Wasser, heizten ein und kochten uns ein leckeres Süppchen. Mittlerweile hatten wir von zwei Holländern Besuch bekommen, die Mittags noch die Urkundrunde gehen wollten. Nachmittags zog es dann ziemlich zu und wir legten uns zu einem Mittagschläfchen hin. Wir hatten auch schon genug Sonne abbekommen. Der Schlaf tat gut. Wieder frisch auf den Beinen holten wir noch mal Wasser und machten uns dann ans Abendessen und besprachen die Pläne für den nächsten Tag. Die Holländer waren noch nicht zurück, sie waren aber auch nicht mehr zu sehen. Während wir am Essen waren, kamen sie endlich zurück – sie waren doch nur zum Einstieg der Taschachwand gegangen, außerdem waren noch zwei Sachsen und ein Einzelgänger gekommen, der kein einziges Wort sprach – nicht mal grüßen konnte er – sich dafür am mühsam gesammelten Wasser einfach so bediente. Zum Glück hatten wir das Lager für uns und wir verschwanden schnell in den Betten.
Der Wecker klingelte um 4.00, wir wollten um 5.00 Richtung Bligg- /Sexergertenspitze los. Die Tour zur Bliggspitze wurde mangels Schnee nichts, so schlappten wir weiter und kletterten eine der Rinnen vom Sexergertenferner hoch. Schnee hatte es hier genug, das Spuren war sehr mühsam. Nach der Rinne machten wir erst mal eine Pause, bevor wir wieder auf die Ski umstiegen und Richtung Nordwand weitergingen. Wir waren relativ flott unterwegs und so war es noch recht früh, als wir in die Wand einstiegen. Martin spurte schon mal, während wir noch das Seil verpackten und dann in den wunderschönen Tritten hinterher stiefelten. So kamen wir schnell vorwärts und waren um 10.00 auf dem Gipfel. Eine wunderschöne Aussicht hatten wir – das riesige Gletscherplateau von der Weißseespitze lag vor uns. Wir verweilten nicht lange, denn die Sonne weichte den Schnee schon auf und wir fuhren Richtung Urkundsattel ab. Dabei mussten wir ein Feld mit Schneerutschen abfahren, sowas ist wie immer unangenehm, wenn es gefroren ist, war aber deutlich die sicherste Variante. Die Hänge unterhalb des Urkundsattels waren noch gefroren, so war das Skivergnügen pistenähnlich, was den Martin freute. Immerhin gönnte ich mir auf dem letzten Hang vor der Hütte noch einen Abstecher durch leicht aufgefirnten Schnee, das war das anschließende Gehen Wert und ein lohnender Saisonabschluss.Zurück auf der Hütte machten wir es uns wieder gemütlich und holten genügend Wasser, leider zog es bald zu und so konnten wir gerade noch unsere Sachen in der Sonne trocknen. Nachmittags trudelten die Holländer ein, die waren total kaputt, sie erzählten von reichlich Schnee. Nach einer kurzen Pause steigen sie direkt noch ins Tal ab. Der Einzelgänger ist doch tatsächlich die Taschachwand mit Ski gegangen, die Skispur war deutlich zu sehen. Kurz vor dem Ausstieg schien er umgedreht zu haben. Da sonst niemand mehr hoch kam, waren wir erst mal alleine auf der Hütte. Von den Sachsen war noch lange nicht zu sehen, sie wollten die Wildspitznordwand gehen und kamen zurück, als wir ins Bett gehen wollten (20.00 Uhr). Die waren vollkommen erledigt, schließlich waren sie auch 15h unterwegs gewesen.
Wir standen um 2.30 Uhr auf um eine Stunde später loszuziehen. Obwohl drei Leute durch die Taschachwand gegangen waren, zweifelten wir an den Bedingungen und der Sicherheit. Am Einstieg der Taschachwand wollten wir entscheiden, was wir machen. Franzi war es schlecht und mir ging es nicht sonderlich gut. Der Schnee war wieder nicht richtig durchgefroren und so entschieden wir nach langem Hin und Her, einfach umzudrehen. Um halb sechs waren wir wieder auf der Hütte und hatten einen wunderschönen klaren Morgen erlebt, den jeder auf seine Weise genoss. Nach einer weiteren Portion Schlaf und einem gemütlichen Frühstück in der Sonne machten wir uns allmählich an den Abstieg.
Das Taschachhaus als Tourenziel lohnt sich im Frühjahr allemal, vor allem bei dem komfortablen Winterraum ein Vergnügen – wer braucht denn da noch eine bewirtschaftete Hütte?
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