Nun endgültig in Zürich angekommen, habe ich gerade noch ein paar Tage deren Zeit totschlagen werden muss. Und wenn man sich so in Zürich umschaut, dann fällt einem natürlich zunächst der See auf. Und was kann man mit so einem See machen? - Drin schwimmen, hab ich heute erledigt. – Aber vor allem lässt sich so ein See doch ganz wunderbar umradeln. Dass hatte ich mir dann auch für gestern vorgenommen. Immerhin klang der Wetterbericht noch ganz nett. Der Plan war, den Schweizer Velorouten jeweils ein Stück zu folgen.
Zunächst radelte ich also erstmal von Oerlikon zum Hauptbahnhof. Auf dem ersten Bergabstück bremste mich dann auch direkt ein Müllauto ziemlich bedingungslos aus. Das Gefühl, auf so einen Müllschlucker zuzusausen, ist doch eher merkwürdig, aber dank vernünftiger Bremsen schaffte ich es noch rechtzeitig zum stehen zu kommen.
Am Bahnhof angekommen galt es dann zunächst die Radroute Nr. 32 zu finden. Finden ging ja noch, ihr in den Straßengewühl durch Zürich zu folgen, stellte sich dabei durchaus als etwas komplizierter heraus. Aber da ich seit kurzem stolzer Besitzer einer Singletrailmap Zürich bin, konnte ich mich ein wenig orientieren und fand dann doch den Weg unter der A3. Jeder, der diese Autobahn schon mal gefahren ist, weiß ja, dass sie auf Stelzen steht. Hat sich schon mal jemand überlegt was da drunter ist? – Die haben einfach die Autobahn über den Flusslauf der Sihl gebaut!
Mir war ja schon klar das Route 32 nicht am See entlang geht, aber ich hatte gedacht, ich könnte den See, von den Hügeln über die ich biken durfte/musste, sehen. Aber nix da, bis auf ein weit entferntes Wasserfleckchen, dass man zwischenzeitlich sehen konnte, war da nicht viel. Immerhin war der Weg hier noch ganz nett und ging immer wieder über Felder. Irgendwann erreichte ich dann Kirchberg. (Nicht an der Jagst, aber auch sehr nett.)
Bald darauf hörte der Radelspaß dann echt auf, nicht nur, dass ich nichts vom See sah, zu allem Überfluss führte der Weg jetzt auch noch an der Autobahn entlang. Nachdem das so vielleicht ne halbe Stunde ging (gefühlt Stunden) beschloss ich, nicht länger der Radroute 32 zu folgen. Also radelte ich runter zum See und es ging erstmal überraschend viel bergab, war wohl doch schon einiges hochgeradelt. Gelandet bin ich dann in Horgan und es sah auch so aus, als wäre da am See ein wirklich ein nettes Wegchen, dafür musste ich aber erstmal über die Schienen. Da waren halt gerade die Schranken unten, aber der Zug kam dann auch ziemlich bald – nur die Schranken gingen nicht hoch. Ah ja in der Schweiz wartet man gleich auf den nächsten Zug. Nach dem Zweiten gingen sie dann auch tatsächlich direkt hoch.
Entlang ging es dann meist am Wasser, rechts von mir die Schienen, die haben hier echt den besten Platz, vorbei an der Halbinsel Au. Kurz drauf war mein wunderschöner Wanderweg leider wegen Bauarbeiten gesperrt. Also hieß es wieder über die Schienen, da war natürlich die Schranke gerade wieder unten. Zug eins kam, die Schranken gingen nicht hoch. Schon klar, das ist hier halt so, das kenn ich ja schon. Zug zwei kam, die Schranke ging nicht hoch. Ne ist klar, jetzt warten wir auf Zug Nummer drei, der aber nicht lange auf sich warten ließ. Zug drei kam, die Schranke ging nicht hoch. Wollen die mich eigentlich verarschen. Bis Zug vier kam dauerte es dann wirklich ein Weilchen. Aber… Zug vier kam, die Schranke ging nicht hoch. Auf der anderen Seite stand auch eine Frau mit Fahrrad, die in schallendes Gelächter ausbrach was doch irgendwie ein bisschen verzweifelt klang. Aber … hier braucht man eben ein bissel Geduld und die Schrank hebt sich somit nach Zug vier doch noch.
Jetzt war das mit den schönen Wegen am See leider rum und ich durfte wenig begeistert der Landstraße 3 folgen. Aber zunächst kam natürlich auch hier erstmal noch ne Bahnschranke. Schockierenderweise kam da aber nur eine Lock ohne Zuganhang und vor allem auch kein Zweiter. Mhh, sehr unberuhigend. Mit einer kleinen Snickerspause in Wädenswil radelte ich dann also auf der B3 weiter, meine Stimmung sank minütlich und das Wetter konnte mit dicken Wolken auch überhaupt nicht für bessere Stimmung sorgen.
Aber sehr krass, was sich die Leute hier so am Zürisee für Häuser hinsetzten. Also wenn sie nicht wissen wie sie ihr Geld ausgeben soll, ich kann da schon helfen. Teilweise aber wirklich sehr schön gemacht, vor allem moderne Anbauten an alte Häuser die ganz wunderbar zusammen passen.
In Pfäffikon traf ich dann wieder auf die 32, leider führte auch die erstmal weiter an der B3 entlang. In Lachen, sehr netter Hafen, hatte ich dann noch einmal Seekontakt, bevor es, endlich wieder auf Feldwegen Richtung Wangen weiterging, bis ich auf die Veloroute 76 stieß. Hier ließ sich auch die Sonne durch ein paar Wolkenfezen blicken. Man durfte sich eben nur nicht rumdrehen, da sah es weniger gut aus.
Weiter ging es mit Route 76 Richtung Tuggen und Uznach. Dabei ging es am Schloss Grynau vorbei. Hier gab es ein Mountainbikeschild für die Rundtour Solenberg. Leider kann ich dazu überhaupt nichts finden, würde mich also über Tipps freuen.
Nach dem ich in Schmerikon wieder an den See gelangte, blieb mir nichts mehr übrig als dem dunklen Himmel entgegenzusehen. Fünf Minuten später, auf Route Nr. 9, fing es dann auch an zu regnen. Nachdem Kamera und Handy im Rucksack verstaut waren, ging es weiter nach Rapperswil. Ein Ort den man durchaus mit ein bisschen mehr Zeit noch mal erkunden könnte. Eigentlich hatte ich hier eine Pause machen wollen und was trinken, aber die Läden am Ufer sahen alle so aus, dass ich mich verschwitzt nicht reingetraut habe. Also ging es weiter, so dass meine Pause ein wenig später, als der Regen gerade wieder mehr wurde, an einem Bahnhof, regengeschützt mit Seeblick stattfand. Nun konnte man in der Ferne auch schon die klare Wolkengrenze und die dahinter folgende Sonne sehen.
Seit Rapperswil war ich auf der Veloroute 66 unterwegs, die mich nun bis Zürich führte. Hier ging es durch nette Siedlungen, wieder mit Häusern deren Bewohner zu viel Geld haben, durch Weinberge hindurch. Mhh und da hingen so viele lecker Trauben dran. Aber das Beste, man hatte fast immer Seeblick. So hatte ich mir das vorgestellt. Die Sonne die nun strahlte, half noch zusätzlich meine Stimmung zu heben. Leider war ich nun schon echt lange unterwegs, ich hab keinen Tacho, aber insgesamt waren es bestimmt 120km, so dass meine Beine allmählich doch eher ziemlich matschig wurden. Irgendwann erreichte ich dann auch das Ortsschild Zürich, leider ist man mit dem Ortsschild Zürich ja noch so gar nicht zu Hause. Nach einem letzten Seeblick hieß es dann also den Berg hoch, zurück nach Oerlikon. Der Hügel wird mir noch jede menge Freude bereiten mit dem Unirad wie ich heute schon erfahren durfte.
Fazit: Veloroute 66 kann man gerne noch mal machen, in die Nähe der Route 32 komm ich nie wieder. Und sonst, ist abgehackt, muss aber nicht wiederholt werden.
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