Triangle - rechts: Goulotte Chéré |
Mont Blanc du Tacul |
Nach kurzer Diskussion entscheiden wir, uns erstmal auf der Hütte aufzuwärmen, der Spinndrift und der Schnee von oben haben und doch ziemlich durchnässt und ausgekühlt. Als wir auf der Hütte sind und uns mit Tee und zweitem Frühstück eingedeckt haben, geht das ganze Schauspiel von vorne los - ich muss sagen, ich bin froh jetzt ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Den restlichen Tag vergammeln wir und für die ursprünglich geplante Spaltenbergung kann sich niemand so richtig motivieren.
Neuer Tag, neues Glück: Die Goulotte hat uns doch in ihren Bann gezogen und so wiederholen wir Sonntag den Einstieg. Überraschenderweise ist eine Seilschaft vor uns (wann die gestartet sind, ist uns nicht ganz klar), doch Eisschlag lösen sie genug aus. Als sie dann auch noch über die Route wieder abseilen, müssen wir im Eisregen und Kälte (die Sonne scheint, aber es weht eine stürmische Brise) ziemlich lang ausharren. Die Kletterei macht aber Spaß. Die Tour ist eingepickelt und damit trotz ihrer 80 Grad nicht so schwer. Die drei kritischen Seillängen steigt Ansgar vor, den Rest gehen wir in Wechselführung. Es macht Spaß, sich immer höher zu pickeln auch wenn ich meine Füße und Finger überhaupt nicht spüre und auch sonst vor Kälte zittere. Wie schön, als wir kurz vor dem Ausstieg endlich auf die ersten Sonnenstrahlen treffen. Der Ausstieg zieht sich etwas, aber oben angekommen bleibt noch genügend Zeit auch auf den Mont Blanc du Tacul weiterzustapfen. Ich spüre die Anstrengung und die Höhe, doch stapfe ich gemählich gen Gipfel. Die letzten 50 hm sind noch mal einfache Felskletterei zum Gipfel (4248m). Oben belohnt uns eine herrliche Rundumsicht, doch der stürmische Wind lässt uns bald absteigen. Kaum sind wir im Windschatten der Taculflanke, stehen wir in unserem eigenen Saft. Zügig durchqueren wir diese - sie sieht zwar sehr beeindruckend aus, aber so recht geheuer ist sie mir mit ihren Spalten und Seracs nicht.
Noch ein Tag mit gutem Wetter soll uns vergönnt sein, aber die Höhe mit dem wenigen Schlaf und der Anstrengung machen sich bei mir doch bemerkbar und so ziehe ich eine kürzere Tour vor. Ansgar und ich wollen über den Cosmique-Grat zur Aiguille du Midi, Jochem, Axel und Erik über eine Firnroute noch mal auf den Triangle. Als wir uns gegen 8 Uhr zum Abmarsch fertig machen, treffen wir Jochem, der sich spontan umentschieden hat. Auf dem Grat ist schon einiges los, doch ist der erste Aufschwung kompletter Trittfirn und Ansgar drückt ordentlich aufs Tempo. So kommen wir als erste an die Abseilstelle und haben dann etwas Zeit, den Weiterweg gut abzusichern. Dabei steige ich das meiste vor - es macht Spaß, sich Sicherungen zu suchen, im Mont-Blanc-Granit findet man immer was.... Am letzten Aufschwung, dem 4b-Riss kommt es noch mal zu unangenehmen Überholmanövern, doch Jochem lässt sich als Vorsteiger nicht aus der Ruhe bringen. Eine schöne, wenn auch mit Steigeisen und Rucksack ungewohnte Kletterei führt uns letztlich über eine Leiter mitten auf die Besucherterasse. Damit endet unsere Tour wo sie begonnen hat - mitten im Tourisengewühl.
Alles in allem war es eine schöne Ausfahrt in ein beeindruckendes Gebiet, die definitiv Lust auf mehr gemacht hat - vielen Dank an Ansgar und Erik für die vielen Tipps und die Geduld :-)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen