Freitag, 30. April 2010

Die Opfer haben sich gelohnt

Da Martin sowieso in München war, wollten wir das Wochenende in den Bergen dran hängen. Obwohl von langer Hand geplant, schien uns diesmal das Wetter gut gesinnt zu sein. Wir starteten um 5.00 am Freitag in München und fuhren nach Hinterbichl / Osttirol. Nach dem Felbertauerntunnel sind wir erstmal im Nebel abgetaucht, aber bis ins Virgental war die Sicht schon wieder deutlich besser und sogar die Sonne ließ sich kurz blicken. Nach allen Vorbereitungen brachen wir um kurz nach 9 Uhr auf, mit den Skiern am Rucksack. Optimistisch haben wir uns für den Wanderweg entschieden. Der verlief sich aber irgendwann im Wald und so wechselten wir doch auf den Fahrweg. Bis zu den Kehren nach dem Bergwerk mussten wir die Ski tragen, dann konnten wir über die letzten Zipfel (Lawinen-)Schnee aufsteigen. Am Gumbachkreuz machten wir eine Pause und kühlten uns ab: Bis auf die Skiunterwäsche hatte ich nicht mehr viel an, es war unglaublich heiß. Der Weiterweg zur Johannishütte ist hauptsächlich Strecke und ziemlich flach. Dort haben wir erst mal unseren Wasserhaushalt mit Suppe und Almdudler aufgefüllt. Es war inzwischen 12.00. Nach der Johannishütte ging es endlich wieder bergan, unser Hauptfeind war die Hitze und so blieben wir öfters stehen um noch was zu trinken. Zum Glück hatte ich diesmal im Camelbag mehr als 1 Liter eingepackt. Auf den letzten Metern zum Defreggerhaus querten wir einen steileren Hang. Obwohl der Schnee schon sehr sulzig war, war noch nichts abgerutscht.
Die Hütte hatte über das Wochenende offen, ist aber sehr spartanisch. Ich war froh, nicht im Winterraum schlafen zu müssen, der sah nicht sonderlich einladend aus. Wir nutzten den Rest des Nachmittags, uns vor der Hütte aufzuwärmen (im Haus war es eiskalt) und den morgigen Weg anzusehen und zu studieren. Abends gab es nur eine Suppe, der Hüttenwirt war von der Kategorie „verplant“, aber er musste auch die Tiroler Politprominenz kräftig mit Schnaps und Wein versorgen und hatte damit genug zu tun. Für uns gab es nur Tee für 4,40€/l (Teewasser durfte man nur zum Mitnehmen kaufen – die Logik war für uns nicht offensichtlich). Wir flohen dann doch relativ bald aus der feucht-fröhlichen Stube, um unsere Rucksäcke zu packen und ein wenig zu schlafen. Aus dem Schlafen wurde nicht allzu viel, einerseits feierten besagte in der Stube bis zwei Uhr nachts mit Gitarre und diversem Liedgut, andererseits war es so kalt, dass ich mit Innenschuh und Mütze im Bett lag. Das Lager für 50 Leute wollte mit vieren einfach nicht warm werden. Als dann um 4.00 der Wecker klingelte, hatte ich das Gefühl überhaupt nicht geschlafen zu haben. Leise verließen wird das Lager und früstückten in der Stube mit Stirnlampe (es gab Snickers und Pick-up sowie ein Tässchen Tee). Um kurz vor 5.00 waren wir dann startklar, nachdem uns noch einer der Tiroler belehren wollten, dass wir viel zu früh dran wären.
Aber wir hatten schließlich noch was vor. Wir stiegen auf dem Normalweg zum Mullwitzkees auf. Das wollten wir auf einer Höhe von 3000 m queren. Beim Anseilen haben wir direkt die Helme aufgesetzt um nachher nicht noch mal absetzen zu müssen und außerdem war das viel wärmer. Dabei passte ich eine Winzigkeit einer Sekunde nicht auf und schwups war mein Fellsack runtergefallen. Der Wind tat dann sein übriges und wahrscheinlich liegt nun in einer Gletscherspalte im Mullwitzkees ein gelber Fellsack. Schließlich entschlossen wir uns doch, den Gletscher oberhalb der Spaltenzone zu queren und zielten direkt auf die Aderlscharte zu. Diese ließ sich leicht überwinden. Oben auf der Scharte machten wir eine kurze Pause, um noch mal was zu essen und Tee zu trinken. Vor uns lag das Dorferkees. Wir mussten ein Stück abrutschen und dann um den Kolk und die Spalten herum Richtung Lammerrippe aufsteigen. Der Schnee war gefroren und sobald der Gletscher aufsteilte rutschten wir beide, aber zum Glück hatten wir Harscheisen dabei. Wir genossen die Aussicht auf die sonnenbeschienenen Berge und die Ruhe, wir waren schließlich ganz alleine unterwegs. Kurz vor dem Bergschrund bauten wir um – Ski an den Rucksack, Steigeisen und Eisgeräte waren nun angesagt. Die Überquerung des Bergschrundes stellte uns vor die erste Herausforderung, der war zwar nicht tief, aber für einen Schritt doch relativ breit. Beim Überqueren fiel Martins Stirnlampe vom Helm und wir schauten ihr noch nach, wie sie in die Gletscherspalte rutschte. Nachdem wir beide auf der anderen Seite waren, konnte uns eigentlich nichts mehr aufhalten. Die Rinne lag vor uns, schön sah sie aus, den Gipfel konnten wir allerdings noch nicht sehen. Die ersten Meter fielen mir ziemlich schwer, danach wurde der Schnee schöner und wir hatten richtig guten Trittfirn. Die Sonne knallte so auf uns runter, dass ich nur noch schwitzte. Etwa in der Mitte der Rinne war ein kleiner Schattenfleck. Hier machten wir kurz Pause und ich wechselte zumindest von der Schnee- auf die Sonnenbrille. Auch alle Lüftungslöcher waren offen, trotzdem schwitzten wir weiter. Den Gipfel konnten wir den Aufstieg über nicht sehen und so nahm die Tour gefühlt kein Ende. Irgendwann meinte Martin, der Grat sei gleich da. Die Stimmen verrieten die Nähe des Gipfels. Die letzten Meter bis zum Gipfel überließ Martin mir die Spurarbeit im Pulverschnee. Ich war schon ziemlich fertig als ich oben war, aber es war auch ziemlich interessant, die verdutzten Gesichter der Massen am Gipfel zu beobachten :-). Die Aussicht war grandios, vor allem der Stüdlgrat sah herrlich aus. Nach einem gemütlichen Rundumblick machten wir uns auf Richtung Skidepot. Dort suchten wir uns ein ruhiges Plätzchen, bauten um und jausneten. Es war mittlerweile 11.00 geworden. Trotzdem strömten noch einige Seilschaften gen Gipfel, teilweise angeseilt, teilweise ohne Seil. Der Schnee sah schon ziemlich weich aus, schließlich hatte den ganzen Morgen die Sonne geschienen und es war ziemlich warm. Wir entschieden den Normalweg Richtung Defreggerhaus abzufahren und nicht noch das Rainerhorn zu besteigen. Martin bildete mit dem Seil die Nachhut. Der Schnee war richtig schön aufgefirnt und gut zu fahren, trotzdem war ich wegen der Spalten vorsichtig. Der Heli war nämlich schon zu einem Spaltensturz gerufen worden. Am Defreggerhaus packten wir unsere sieben Sachen zusammen, entledigten uns aller unnötigen Klamotten und fuhren durch das Tal zur Johannishütte ab. Mittlerweile waren einige Nassschneerutscher erfolgt, der Schnee war teilweise richtig schwer zu fahren, man sackte immer wieder in Löcher ein. Auf der Johannishütte machten wir erst mal Mittag: Das Schnitzel schmeckte gut und die Anstrengungen für heute waren vorbei. Nach der Hütte war es ein gemütliches rausfahren, der Schnee war innerhalb des letzten Tages deutlich weniger geworden und so mussten wir fast ab der Marfer Alble tragen. Das Tälertaxi war im ständigen Einsatz, wir aber verschmähten das Angebot und zogen es vor, zu Fuß zum Auto zurück zu kehren. So habe ich es also nun doch auf den Großvenediger geschafft – was lange währt, wird endlich gut.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Hollersbach und der notwendigen Materialsortiererei entschieden Martin und ich noch, ins Kaunertal weiterzufahren. Für Sonntag war ebenfalls Kaiserwetter vorhergesagt und dort hatten wir, besonders ich, noch eine offene Rechnung.

Wie immer waren wir später dran als geplant und so war es 10.00 als wir in unseren Schlafsäcken lagen. Diesmal war es mollig warm und ruhig, so dass ich bis um 4.30 fantastisch schlief. Der Himmel war sternenklar und so stand ich doch auf, obwohl meine Motivation und Müdigkeit mir was anderes sagten. Nach einem kurzen Frühstück machten wir uns auf den Weg, einen Blick in die Wand der Weißseespitze zu werfen. Mittlerweile war es halbwegs hell, aber der Himmel war plötzlich gut bedeckt. Mein Gefühl sagte mir, dass es keine gute Idee sei, in die Nordwand einzusteigen und so entschieden wir uns für eine weitere Stunde Schlaf. Beim nächsten Anblick der Wand war es bereits 7.00, die Wolken waren verzogen und die Bedingungen schienen gut, ich fühlte mich auch deutlich besser und so entschieden wir, doch einzusteigen. Direkt vor uns waren drei andere losgegangen, allerdings ohne Ski. Das Skigebiet hatten wir schnell durchquert, außerdem wollten wir den unteren Teil der Wand mit Ski durchsteigen (ca. 40°). Der Aufstieg ging problemlos, die einzige Blankeisstelle ließ sich wunderbar links umgehen. Im Aufstieg merkten wir, dass wir noch viel weiter mit Skiern gehen konnten, so sattelten wir erst auf ca. 3200m auf Steigeisen und Eisgeräte um. Durch unsere drei Vorgänger war eine Spur bereits gelegt und meistens erwies sich der Schnee als schöner Trittfirn. Als die Spur aber Richtung blanke Stellen nach links führte, wichen wir nach rechts durch die Felsen aus. Das war deutlich angenehmer zu gehen, auch wenn wir uns teilweise durch Pulverschnee wühlen mussten. Zur Abwechslung kamen uns zwei Tourengeher von oben entgegen, die die Nordwand abfuhren. Irgendwie zog sich der Aufstieg doch länger hin als gedacht. Nach dem Steilstück flacht die Wand wieder ab und es dauert noch eine Weile bis man das Gipfelkreuz sieht. im AufstiegDie letzten Meter legten wir über den Grat zurück (der direkte Weg hat zu viele Spalten). Oben am Gipfel war es warm und sonnig und wir machten uns bald an den Abstieg, da der Schnee immer weicher wurde. Trotz Antistollplatte klebten Schneemassen an meinen Steigeisen, der Schnee war einfach zu pappig. Der Westgrat zieht sich wie Kaugummi, man muss noch mal über 3 „Höcker“ rüber. Da wir die Ski dabei hatten, überlegten wir, zwischenzeitlich die Flanken abzufahren, aber die oberen waren eindeutig zu steil – schließlich war die Sonneneinstrahlung sehr stark. Beim vorletzten Höcker entschieden wir uns dann aber doch, die Flanke zu befahren, es waren bereits Spuren drinnen und der Schnee war noch relativ trocken. Trotzdem befuhren wir den Hang einzeln. Schön zu fahren war er aber nicht mehr, hatte sich doch schon ein leichter Harschdeckel gebildet. Froh war ich, aus dem Hang draußen zu sein. Die letzten Meter ging es dann über die Piste zurück zum Auto.

Eigentlich kann man so ein Wochenende nicht planen und doch ist es uns gelungen, alles durchzuziehen: Die Verhältnisse, das Wetter und unsere Verfassung passten einfach zusammen und trotz des verlorenen Fellsacks und der Stirnlampe bleibt nur ein Fazit: Einfach genial!

Dienstag, 20. April 2010

Ohne Worte...

Fr. 9.April:
Bremerhaven – strahlender Sonnenschein
München – strahlender Sonnenschein
Wetterbericht: Das stabile Hoch der letzten Woche besteht nicht mehr, eine Störung zieht ab Sonntag durch, ab Dienstag soll es wieder besser werden aber wechselhaft bleiben
-> Start von Samstag auf Montag verschoben, Anja „genießt“ Bremerhaven, Ansa den Nebel in Kolm-Saigurn
So. 11.April:
Start in Bremerhaven zur Übernachtung in Schnelldorf
Zurückkommen nach München aus dem Nebel
Wetterbericht: Auch der Dienstag soll noch relativ schlecht bleiben, ab Mittwoch dann aber wirklich Besserung, Donnerstag und Freitag dann Realpsuper. Wo ist der Galenstock?
-> Start verschoben auf Dienstag Zusammenkunft in München
Di. 13.April:
Start in München – bedeckt
Ankunft in Realp – strahlender Sonnenschein
Wetterbericht: wie gehabt
Lawienenlagebericht: Nach dem Winter einfach süß
-> Aufstieg zur Albert-Heim Hütte (Winterraum) in brütender Hitze und knallender Sonne
Abends Schneefall, Nebel

Mi. 14.April: GIPFEL :-)
Kamele
Anja beim Fegen
Morgens: Wolken hängen tief
-> Gemütlich aufs Chli Bielenhorn, mit einem Haufen französischer Schweizer (Bravo, bravo, les deux files, prima, prima…), bei strahlendem Sonnenschein
-> Mittags: die Wolken ziehen wieder rein, es fängt an zu Schneien, wir hängen den halben Tag rum
Wetterbericht: Donnerstag soll noch schlechter werden als alles vorher, aber dann geht es wirklich bergauf

Do. 15.April:
5 Uhr über uns ein Sternenloch sonst alles dicht
6 Uhr alle Gipfel hängen in den Wolken
7 Uhr es schneit wieder leicht, sehen tut man mal mehr, mal weniger, nach oben vor allem weniger
-> Wir haben keine Lust mehr auf rummgammeln und fahren ab, weiter nach München um die Tage wenigstens noch nette Wanderungen zu machen
Wetterbericht für den Osten: Freitag noch Wolken, Samstag der perfekte Frühlingstag
Fr. 16.April:
Wir gehen auf den Herzogenstand, oben noch recht viel Schnee, unten diesig sonst wunderschönes Wetter
Sa. 17.April:
Wir gehen auf den Hirschberg, oben noch einiges an Schnee, Wetter ganz weit weg von perfektem Frühlingstag
So. 18.April:
Ansa putzt die Wohnung, Anja Rückfahrt nach Bremerhaven mit Vollsperrung

-> War trotzdem eine schöne Woche!

Sonntag, 18. April 2010

Flexibel sind wir doch alle...

...dank des schlecht prognostizierten Wetters haben Anja und ich unseren Aufbruch in die Schweiz um zwei Tage verschoben und so nutzte ich das Angebot von Andi mit ins Rauriser Tal zu kommen. Die Wettervorhersage für die östlichen Hohen Tauern war eigentlich ganz brauchbar, ein Versuch war es allemal wert. Nachdem wir das Auto pflichtschuldig am Lenzanger abgestellt haben, sind wir die halbe Stunde mit voller Montur zur Hütte aufgestiegen (wenn man überhaupt von Aufstieg sprechen kann). Wir schienen auch die einzigen zu sein, die nicht vor der Haustüre parkten.
Samstag wollten wir auf den Sonnblick, wie fast alle, die im Naturfreundehaus geschlafen hatten, sowie die vom Tal angekommene Bergrettung. Wir ließen uns Zeit, die Sicht war schlecht, das Wetter genauso und ein Tagesgang der Lawinengefahr war nicht zu erwarten. Je höher wir kamen, desto schlechter wurde die Sicht und es stellte sich die Frage, ob das mit dem Gipfel was wird. Wir machten eine gemütliche Pause auf ca. 2700m in der Nähe der Rojacher Hütte, kurz bevor man den Gletscher quert, Andi und Christoph bestiegen den Wiedemannblock,und entschieden dann, abzufellen. Die Abfahrt war ganz nett, jedenfalls ich hatte Spaß. Weil wir schon so früh wieder auf der Hütte waren, kam uns das Angebot, die Sauna des Hauses zu nutzen, sehr gelegen :-) So war die Zeit bis zum Abendessen relativ kurzweilig und der Abend selber lang: Die Bergrettung feierte ihren Sieg im lokalen Eisstockschießturnier, das am Nachmittag vor der Hütte ausgetragen wurde. Irgendwann verlagerte diese Ihre Feiereien an unseren Tisch und so gabs Schnaps in rauhen Mengen. Dabei habe ich mir die Aufnahme in die Bergrettung verdient, ob sie sich noch dran erinnern können? auf der Kolmkarspitze Den Sonntag ließen wir nach dem langen Abend ganz gemütlich angehen. Das Wetter war keinen Deut besser und so entschieden wir uns für die Kolmkarspitze. Wir stiegen über den Bergrücken am Seekopf auf. Dank des wenigen Neuschnees hatten wir eine geniale Abfahrt vor uns. Oben einen Wechsel zwischen abgeblasen und Triebschnee, im Kar hatte es aber tolle Hänge mit Pulver. Das war ein echt schöner Abschluss eines sehr nebligen Wochenendes und in dieses Gebiet zurückzukommen, lohnt sich auf jeden Fall.
  • Karte: AV-Karte 42 Sonnblick

Montag, 5. April 2010

Die ersten Hochtouren des Jahres

Seit Mitte Januar war ich nicht mehr auf Skitour gewesen und so war es nun endgültig mal wieder Zeit, Skitouren zu gehen, bevor die Saison zu Ende geht. Ostern erschien ein geeignetes Wochenende und ich brach mit Michael, Marcel und Andi nach Gries auf. Es war spät geworden und bis wir loskamen, war es bereits dunkel. Es schneite und vom Mondschein war nichts zu sehen. Aber mit Stirnlampe war der Fahrweg sehr einfach und gemütlich gen Amberger Hütte zu laufen. Um kurz vor 10 Uhr kamen wir dann auch an, dort hatten bereits Andi und Christoph gewartet. Zum Glück bekamen wir noch was zu Essen, denn ich hatte einen Mordshunger.
Da für Freitag das beste Wetter vorhergesagt war, entschieden wir, auf den Schrankogel (3496 m) zu gehen. Hierzu läuft man das flache Sulztal nach hinten und biegt kurz vor der Verengung nach links ab. Der Weg zieht sich die Hänge Richtung Schwarzenbergferner hoch. Nach einer kurzen Pause in der Sonne stiegen wir über diesen bis zum Skidepot auf der Ostseite des Schrankogels auf. Von Spalten war auf dem Ferner nichts zu sehen, und das trotz des wenigen Schnees. Wir waren spät aufgebrochen und das Skidepot war schon ziemlich voll. Die letzten 400 hm ging es dann zu Fuß über den Grat entlang Richtung Gipfel. Hier kämpfte ich mal wieder gegen die Höhe und die hohen Trittstufen im Pulver. Laut Tourenbeschreibung ist der Grat eine II, mit dem Schnee war er aber sehr leicht zu gehen und an keiner Stelle ausgesetzt. Am Vorgipfel waren wir alleine, die letzte Gratschneide hatte sich keiner zum Kreuz rübergewagt und auch wir verzichteten. Wir waren allerdings doch etwas verwundert, als einige die steile Nordostwand abfuhren. Außer einem kleinen Schneebrett blieb aber zum Glück aller Schnee wo er war (immerhin war es eine 3 und die Flanke ist stellenweise über 40° steil). Auch sonst waren viele Rinnen frisch verspurt, was uns doch wunderte. Nach einem schönen Rundumblick machten wir uns an den Abstieg. Kurz vor dem Skidepot kam uns eine geführte Gruppe am langen Seil entgegen – wir waren froh, als wir hier vorbei waren. Nach der ersten Abfahrt, die sich richtig schön im Pulver fahren ließ, entschieden die Jungs noch den Hang zu P 3254 aufzusteigen. Ich war zwar schon ziemlich müde, ging aber noch ein Stück mit, bis ich einfach zu fertig war. Da Michael auch umgedreht hatte, fuhren wir gemeinsam zur Hütte ab.
Für Samstag war gegen Nachmittag Fönsturm vorhergesagt und so nutzten wir den Vormittag mit einer kürzeren Tour. Wir wollten auf den Hinteren Daunkopf (3225 m). Hierzu läuft man das Sulztal bis zum Gletscherende und biegt dann wieder links ab. Das Tal zieht sich in L-Form Richtung Gipfel. Im Süden quollen bereits die Wolken und obwohl es im Aufstieg sehr warm gewesen war, pfiff am Gipfel bereits ein schneidiger Wind. So machten wir uns, auch wegen der Riesengruppe am Gipfel, schnell an die Abfahrt. Der erste Hang war zwar windverblasen, aber es bot sich schöner Pulver. Insgesamt genossen wir die Abfahrt, vor allem zwei vollkommen unverspurte Hänge im unteren Teil machten richtig Laune. Die Jungs brauchten noch eine Zusatzabfahrt und stiegen den Gletscher Richtung Daunjoch nach oben. Ich war schon ziemlich müde, der Vortag steckte mir doch ziemlich in den Knochen und fuhr direkt zur Hütte ab. Die verhoffte tolle Zusatzabfahrt bot sich den Jungs leider auch nicht mehr, es war mittlerweile ziemlich zugezogen.
Für Sonntag war schlechtes Wetter mit leichten Wolkenlücken am Vormittag und Schauern am Nachmittag vorhergesagt. So entschieden wir die Kuhscheibe (3189 m) zu versuchen und bei schlechten Bedingungen umzudrehen. Das Wetter hielt aber erstaunlich gut und so gingen wir, wie viele andere auch, zum Roßkarferner. Nach der ersten Steilstufe läuft man durch kupiertes Gelände sehr weit nach Westen, bevor es noch mal aufsteilt. Die letzten Meter zum Gipfel führen über einen Blockgrat, der aber auch ohne Steigeisen sehr gut zu gehen ging. Diesmal waren die Abfahrten leider nicht mehr so schön: Der Schnee war bereits harschig und teilweise schon schwer zu fahren. Trotzdem war es ein gelungener Abschluss, vor allem auch weil das Wetter so gut hielt. Auf der Abfahrt von der Hütte musste man den Ski nur laufen lassen und den Fußgängern und Rodlern ausweichen. Schließlich stoppten wir auf dem letzten Schneefleckchen 50m vor dem Auto – wenn das mal keine Maßarbeit war!