Dienstag, 1. September 2009

Wenn kein Eis wenigstens Fels

Nachdem der geplante Sommerurlaub ja leider nicht das erhoffte Hochtourenfeeling brachte, war ich nun endgültig ausgehungert. So überredete ich Andreas doch schon am Samstag ins Tannheimer Tal zu fahren – die Wettervorhersage für Samstag war Regen und für Sonntag nach Nelbelauflösung Sonnenschein. Wir beeilten uns allerdings nicht, denn das Wetter konnte nur besser werden. Immerhin regnete es in München nicht. Richtung Süden kamen wir aber doch in ordentliche Regenschauer und ich zweifelte schon leise, ob das wirklich eine gute Idee war. Aber je weiter wir nach Westen fuhren, desto besser wurde das Wetter. Wir erreichten trocken Nesselwängle und sahen auch vom Parkplatz aus die Rote Flüh. Leider nieselte es sich dann im Aufstieg aber doch noch mal gut ein, für das bescheidene Wetter waren aber trotzdem unglaublich viele Leute unterwegs. Oben angekommen, war alles zu und nass. Die Lust aufs Klettern war plötzlich weg. So entschieden wir uns zu Fuß auf die Rote Flüh aufzusteigen – ein wenig Bewegung wäre schon noch schön und es waren noch ein paar Stunden zum Abendessen. Und wirklich, als wir oben auf dem Gipfel standen, kam sogar die Sonne zum Vorschein. Die sollte von nun an auch nicht mehr von uns weichen. Als wir zurück auf der Hütte waren, war es zu spät um noch mal in den Klettergarten aufzubrechen und so entschieden wir uns früh Abend zu essen und die Sonne bei tiefen Temperaturen noch ein wenig auf der Terrasse zu genießen.




Nach langer Diskussion hatten wir uns doch dafür entschieden, auf der Hütte zu frühstücken. Wir beeilten uns aber und kamen schon um 7.20 los. Wir wollten in die Alte Südwand in der Roten Flüh. Den Einstieg haben wir ganz gut gefunden – dazu verrät der Berg die Route zu eindeutig. Auch sonst hatten wir mit der Wegfindung keine Probleme. In den ersten zwei Seillängen war es so zapfig kalt, dass ich trotz Handschuhe fror und ernsthaft zweifelte, ob wir je oben ankommen werden. Am zweiten Stand kam dann aber doch irgendwann die Sonne zum Vorschein und ich erwärmte mich. Das war aber auch nötig, denn nun wurds nass: Die dritte Seillänge geht durch einen Kamin, der feucht ist und da es erst geregnet hatte, richtig nass war. Wir kletterten im Überschlag, somit mussten wir an den Ständen nichts umbauen. Die sechste Seillänge ist dann ziemlich einfach – hier kann man ein paar Sanduhren bauen, danach kommt mehr oder weniger Gehgelände, bei dem man unglaublich viel loses Zeugs runterzieht. Das einzige Problem ist eigentlich, den Standhaken in dem weiten Feld zu finden – vor allem befindet der sich noch versteckt hinter einem Vorsprung. Die siebte Seillänge führt dann auf ein Plateau, hier kann man aussteigen und über den Normalweg auf den Gipfel. Wir entschieden uns erst mal für eine kleine Pause und ließen die Seilschaft hinter uns vorbei. Die 8. Seillänge ist im Topo ohne einen Zwischenhaken verzeichnet. Und nachdem die andere Seilschaft ziemlich fluchte und auch den Stand nicht fand, entschieden wir uns, über den Klettersteig zum Gipfel zu gehen. Eine 4 ungesichert muss halt echt net sein. Mittlerweile war es Mittag geworden und wir entschieden uns noch mal in den Hüttengrat einzusteigen. Andreas hat sich in der ersten Seillänge gleich mal verlaufen, so dass er gleich zwei auf einmal machte, bevor er den nächsten Standhaken fand. Sonst ging die Route problemlos durch – nur beim Abseilen muss man echt auf Steinschlag von oben achten: Hinter uns seilten noch mal welche ab, als wir am dritten Abseilstand waren: Da kamen die Steine nur so geflogen….
Mittlerweile hatten wir einen Mordshunger (nach dem Frühstück waren auch schon 11 h vergangen und außer einem Müsliriegel und einem Stück Schokolade hatten wir nichts gegessen), und so beeilten wir uns, auf die Hütte zu kommen, um uns vor dem Abstieg noch mal ordentlich zu stärken. Damit ging ein herrliches Wochenende an einem Traumtag zu Ende.
  • Kletterführer: Allgäu - Panico Verlag; Toni Freudig: Klettern an der Tannheimer Sonnseite

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