Nach ein paar Tageswanderungen (
Trolltunga - wer die skandinavische Einsamkeit liebt, sucht sich eine andere Tour, für Fotos gibt es eine Schlange;
Romsdalseggen - auch hier ist mehr los als üblich, aber die Aussicht grandios) wollten wir in Jotunheimen, im Reich der Riesen, eine kurze Trekkingtour machen. Wettertechnisch war für den ersten Tag Regen vorhergesagt, aber was soll's - man nimmt's wie es kommt.
|
Boulderhopping ... |
1. Tag: Wir parkten in Bessheim und zogen uns direkt die Ponchos über, denn es regnete und mit den großen Rucksäcken sahen wir ziemlich lustig aus. Von Bessheim muss man erst mal ca 400hm ins Kahlfjell aufsteigen. Zumindest die Sicht war nicht allzu schlecht, so dass wir trotz des Regens ein wenig von der Landschaft sahen. Oben angekommen weitete sich das Land und es wurde etwas windiger, was in Kombination mit dem Regen unangenehm war. Bald kam der Russvatnet ins Blickfeld und das Wetter besserte sich kurzfristig. Nachdem man die Russa am Seeaufsluss überquert hat, folgt der Weg mehr oder weniger dem Ufer des Russvatnets. Hier liefen wir sogar mal kurz ohne Poncho, bevor der nächste Regenschauer einsetzte. Nach ca 4 km am See schlängelt sich der Weg höher um weiter oben einen Bach zu überqueren. Bei der folgenden Wegkreuzung nahmen wir den Weg über den Tjønnholet. Dieser Weg ist laut Beschreibung und Ausschilderung nicht markiert, doch findet man in regelmäßigen Abständen Steinmänner, sofern man diese von den übrigen Steinen unterscheiden kann. Wir stiegen weiter an bis auf ca 1500m, hier mussten wir noch mal einen Fluss überqueren (diesmal ohne Brücke, aber er war flach und ließ sich mit Steinehüpfen ganz gut überwinden). Nun lag eine riesige Steinwüste vor uns. Boulderhopping für die nächsten 6 km. Teilweise sehr einfach zu gehen, teilweise anstrengend und unangenehm. Das letzte Stück vor dem Pass steilt noch mal deutlich auf - hier sind beim besten Willen keine Wegspuren zu erkennen, aber im Aufstieg kein Problem zur Überwindung. Auf der anderen Seite des Passes ist man wieder in einer Fjellsteinebene. Der Weg bis ins Veo-Tal zieht sich dann doch noch. Mittlerweile hatte es zum Glück aufgehört zu regnen und hier fanden wir einen schönen Zeltplatz und die wohlverdiente Pause.
2. Tag: Wir ließen es langsam angehen, war gestern doch etwas später geworden. Das Wetter war ganz passabel, allerdings nicht so strahlend wir angekündigt. Wir diskutierten eine Weile ob wir den Glittertind versuchen sollten, oder direkt weiter Richtung Süden sollten. Schließlich entschieden wir uns für den direkten Weg. Martin war von der vorbeiziehenden Rentierherde so fasziniert, dass wir den Zeltabbau noch etwas nach hinten schoben. Als wir dann endlich losgelaufen waren, schien sogar kurzfristig mal die Sonne und das Gletscherpanorama war sehr beeindruckend, doch je höher wir kamen, desto kühler und windiger wurde es auch wieder. Den Glittertind bekamen wir nicht zu sehen, also die richtige Entscheidung nicht hinaufzusteigen. Nach dem Pass am Blåtjønholet mussten wir sogar noch ein Schneefeld überqueren und der Russvatnet kam wieder in unseren Blick. Dieser Wegabschnitt war sehr schön zu gehen und Sonne wärmte uns. Die Brücke über den Blåtonjoåe ist mittlerweile tiefer als auf der Karte eingezeichnet. Nach der Brücke gab es keinen richtigen Weg, sondern es war mehr ein Querfeldeingehen, bis wir wieder auf dem ursprünglichen Weg kamen. Dies war sehr mühsam, aber da wir es heute gemütlich unterwegs waren, machten wir in Sundodden im Windschatten eines großen Steins Kaffeepause - mit Kanelgifflar :-) Schließlich trieb uns der einsetztende Regen zum Aufbruch. Zum Glück war es nur ein kurzer Schauer. Am Ende des Russvatnet fing es plötzlich heftig an zu regnen und da uns direkt ein herrlicher Zeltplatz ins Auge stach, hatten wir im Nu das Zelt aufgestellt und waren im Trockenen.
|
Gletscherlandschaft am 2. Tag |
|
am Grat |
3. Tag: Irgendwann bin ich vom Regen auf dem Zelt aufgewacht. Oh nein, nicht schon wieder, wir wollten doch heute über den Besseggen... eine kurze Regenpause. Dann noch eine, jetzt spick ich doch mal raus - es scheint die Sonne! Jetzt aber flott. Im Nu haben wir gefrühstückt und unseren Rucksack zusammengepackt. Oberhalb des Russvatnet gibt es einige moorige Stellen, aber eine herrliche Landschaft mit dem See und den Bächen. Als wir dann auf den Weg von Memurubu stoßen, trifft uns fast der Schlag - Menschen, überall Menschen. Bislang haben wir so pro Tag eine gute Handvoll andere Wanderer getroffen. Da kommt uns das natürlich plötzlich doppelt viel vor. Der Besseggen (die Tour von Memurubu bis Gjendesheim) ist bei Norwegen sehr beliebt. Die Wanderer an den Vortagen waren selten Norweger, dafür gibt es hier am Besseggen jede Menge davon. Der Weg führt an dem ersten See vorbei, der in den Gjendesee entwässert. Ist schon sehr schön anzuschauen und dann soll ja noch der "richtige" kommen. Wir laufen immer mit dem Gjendesee an der rechten Seite weiter und kommen schließlich zum Bessvatnet. Hier beginnt der eigentliche Besseggen. Von weiter weg ist der Weg auf dem Grat eindeutig zu erkennen. Direkt vor einem sieht man nur Steine, ein schöner Felsgrat, der einfach zu gehen ist und schließlich ins Veslfjellet ausläuft. Hier biegen wir von der Hauptroute Richtung Bessheim ab und sind wieder vollkommen allein - allein ein Wiesel sagt uns noch guten Tag, bevor wir uns durch die Steinwüste nach unten kämpfen. Nach dem Ausfluss der Russa biegen wir vom Hauptweg (nach Glitterheim) ab und steigen nach Bessheim ab - hier wird es windgeschützter und plötzlich sind die Temperaturen richtig angenehm.
Am Auto angekommen freuen wir uns, ein paar Schritte barfuß zu laufen und auf die Dusche auf dem Campingplatz.
Eine schöne Rundtour für Jotunheim-Einsteiger und das Wetter muss man eh nehmen wie es kommt - meist ist es zum Glück nicht so schlimm und nur für ein paar Stücke braucht man tatsächlich gutes Wetter.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen