Samstag, 26. August 2017

Wandern übers Wasser

Käringsjön
Zum Ende unseres Urlaubs hatten wir noch eine Kanutour im Gränslandet geplant. Schon die Anfahrt war spannend. Ab Tännäs geht über eine Schotterstraße nach Köringsjövallen und dann folgt eine Privatstraße bis Käringsjön. Ab Tännäs brauchten wir für die paar km fast eine Stunde. Wenn man sich das Gebiet auf der Karte anschaut ist es fast ein Wunder, dass es überhaupt eine Straße dahinter gibt. Wir waren früh da und genossen die Sonne und wärmten uns etwas auf, trockneten alle Sachen und packten alles für die nächsten Tage. Unser Busnachbar kam gerade von einem Kanutrip zurück und versorgte uns noch mit Informationen aus erster Hand, die doch ganz hilfreich waren, schließlich findet man sonst relativ wenige Infos über die Kanutouren in der Gegend. Am nächsten Morgen bekamen wir, vollkommen gemütlich, gegen 10 Uhr unser Boot von Per, der uns auch noch mal die möglichen Umtragen zeigte. Sowieso war das Motto dieser Tour "Ta det lungt" - der Schwabe würde es frei übersetzen mit "No ned hudle". Wir stachen an einem Traumtag - keine Wolke, kein Wind vollkommen alleine auf See. Das schöne an diesem Gebiet ist, dass es viele kleine Seen gibt, die man mit kurzen Portagen wechseln kann. Lustig, die einzelnen Portagen aus der Bootperspektive zu suchen, das Ufer sieht doch überall nahezu gleich aus. Gegen Mittag erreichten wir einen Windschutz (eine kleine offene Hütte) an dem rasteten und uns den ersten Nachtisch mit Blaubeeren gönnten. Nach der Mittagspause setzten wir unsere Tour Richtung Nordwesten fort. Wir peilten den Windschutz am Rogen als Übernachtungspunkt an, da es dort auch erlaubt ist, ein Feuer zu machen. Mit zwei weiteren Umtragen und etwas längeren Wasserpassagen erreichten wir das Ufer des Öster-Rödsjön, wo wir erst mal unser Gepäck und das Boot liegen ließen und uns zu Fuß durch das Dickicht zum Rogen schlugen. Einen offenen Blick auf den großen See gibt es von hier nicht. Der Windschutz war voller Mücken und nicht sonderlich schön, so suchten wir in der Nähe unseres Gepäcks einen Zeltplatz. Wir wurden schnell fündig, allerdings hätte das Zelt keinen Zentimeter größer sein dürfen, ansonsten wären Wurzeln und Steine unter der Isomatte gewesen. Dafür hatten wir ein windstillen Plätzen mit Abendsonne und unsere herrliche Ruhe.
Blick über den Rogen
Am Morgen wurde ich von Rentieren geweckt, ein interessantes Geräusch wenn diese am Zelt vorbei laufen. Leider war der Himmel bedeckt und der Wind frischte auf. Nach einem gemütlichen Frühstück wanderten wir erst mal Richtung Bustvålen und stiegen bis ca 900hm querfeldein auf. Von dort hatten wir einen tollen Blick über den großen See Rogen, die kleinen Seen blitzten ein wenig durch den Wald durch. Eine tolle menschenleere Gegend. Zurück am Kanu paddelten wir noch eine Schleife durch den Öster-Rodsjön, bevor wir uns auf den Rückweg machten. Der Unterschied von Wind zu keinem Wind wird auf dem Wasser sehr schnell deutlich. Teilweise kamen wir nur sehr langsam voran und suchten uns möglichst Fahrrinnen im Windschatten. Den heutigen Zeltplatz fanden wir in der Nähe des Windschutzes im Windschatten des Hügels. Ein paar Tropfen schreckten uns beim Kochen auf, doch blieb es zum Glück bei diesen und so konnten wir in Ruhe das Essen im Freien Genießen. Erst als wir in den Schlafsäcken lagen fing es an zu regnen.
Am nächsten Morgen regnete es immer noch. Die Motivation aufzustehen, wenn es auf die Zeltwand prasselt ist eher gering. So starteten wir erst spät in den Tag, aber immerhin hatte der Regen nachgelassen. Wir setzten in den Krattelsjön über und wurden dann noch mal von einem Schauer ziemlich nass. Bei der letzten Umtrage Richtung Käringsjön, die mit Abstand die längste der ganzen Tour war, wurden wir allerdings auch von unten richtig nass, da der Boden hier ziemlich moorig ist. Auf dem Käringsjön genossen wir die letzten Kanumeter wieder im Sonnenschein.
Eine einsame Tour in einem tollen Gebiet, dass sich zum Wasserwandern anbietet und einem viele Möglichkeiten lässt. Und wie immer in Skandinavien muss man auf wechselhaftes Wetter gefasst sein, vor allem der Wind kann hier sehr unangenehm werden.

Dienstag, 22. August 2017

Im Reich der Riesen

Nach ein paar Tageswanderungen (Trolltunga - wer die skandinavische Einsamkeit liebt, sucht sich eine andere Tour, für Fotos gibt es eine Schlange; Romsdalseggen - auch hier ist mehr los als üblich, aber die Aussicht grandios) wollten wir in Jotunheimen, im Reich der Riesen, eine kurze Trekkingtour machen. Wettertechnisch war für den ersten Tag Regen vorhergesagt, aber was soll's - man nimmt's wie es kommt.
Boulderhopping ...
1. Tag: Wir parkten in Bessheim und zogen uns direkt die Ponchos über, denn es regnete und mit den großen Rucksäcken sahen wir ziemlich lustig aus. Von Bessheim muss man erst mal ca 400hm ins Kahlfjell aufsteigen. Zumindest die Sicht war nicht allzu schlecht, so dass wir trotz des Regens ein wenig von der Landschaft sahen. Oben angekommen weitete sich das Land und es wurde etwas windiger, was in Kombination mit dem Regen unangenehm war. Bald kam der Russvatnet ins Blickfeld und das Wetter besserte sich kurzfristig. Nachdem man die Russa am Seeaufsluss überquert hat, folgt der Weg mehr oder weniger dem Ufer des Russvatnets. Hier liefen wir sogar mal kurz ohne Poncho, bevor der nächste Regenschauer einsetzte. Nach ca 4 km am See schlängelt sich der Weg höher um weiter oben einen Bach zu überqueren. Bei der folgenden Wegkreuzung nahmen wir den Weg über den Tjønnholet. Dieser Weg ist laut Beschreibung und Ausschilderung nicht markiert, doch findet man in regelmäßigen Abständen Steinmänner, sofern man diese von den übrigen Steinen unterscheiden kann. Wir stiegen weiter an bis auf ca 1500m, hier mussten wir noch mal einen Fluss überqueren (diesmal ohne Brücke, aber er war flach und ließ sich mit Steinehüpfen ganz gut überwinden). Nun lag eine riesige Steinwüste vor uns. Boulderhopping für die nächsten 6 km. Teilweise sehr einfach zu gehen, teilweise anstrengend und unangenehm. Das letzte Stück vor dem Pass steilt noch mal deutlich auf - hier sind beim besten Willen keine Wegspuren zu erkennen, aber im Aufstieg kein Problem zur Überwindung. Auf der anderen Seite des Passes ist man wieder in einer Fjellsteinebene. Der Weg bis ins Veo-Tal zieht sich dann doch noch. Mittlerweile hatte es zum Glück aufgehört zu regnen und hier fanden wir einen schönen Zeltplatz und die wohlverdiente Pause.
2. Tag: Wir ließen es langsam angehen, war gestern doch etwas später geworden. Das Wetter war ganz passabel, allerdings nicht so strahlend wir angekündigt. Wir diskutierten eine Weile ob wir den Glittertind versuchen sollten, oder direkt weiter Richtung Süden sollten. Schließlich entschieden wir uns für den direkten Weg. Martin war von der vorbeiziehenden Rentierherde so fasziniert, dass wir den Zeltabbau noch etwas nach hinten schoben. Als wir dann endlich losgelaufen waren, schien sogar kurzfristig mal die Sonne und das Gletscherpanorama war sehr beeindruckend, doch je höher wir kamen, desto kühler und windiger wurde es auch wieder.  Den Glittertind bekamen wir nicht zu sehen, also die richtige Entscheidung nicht hinaufzusteigen. Nach dem Pass am Blåtjønholet mussten wir sogar noch ein Schneefeld überqueren und der Russvatnet kam wieder in unseren Blick. Dieser Wegabschnitt war sehr schön zu gehen und Sonne wärmte uns. Die Brücke über den Blåtonjoåe ist mittlerweile tiefer als auf der Karte eingezeichnet. Nach der Brücke gab es keinen richtigen Weg, sondern es war mehr ein Querfeldeingehen, bis wir wieder auf dem ursprünglichen Weg kamen. Dies war sehr mühsam, aber da wir es heute gemütlich unterwegs waren, machten wir in Sundodden im Windschatten eines großen Steins Kaffeepause - mit Kanelgifflar :-) Schließlich trieb uns der einsetztende Regen zum Aufbruch. Zum Glück war es nur ein kurzer Schauer. Am Ende des Russvatnet fing es plötzlich heftig an zu regnen und da uns direkt ein herrlicher Zeltplatz ins Auge stach, hatten wir im Nu das Zelt aufgestellt und waren im Trockenen.
Gletscherlandschaft am 2. Tag
am Grat
3. Tag: Irgendwann bin ich vom Regen auf dem Zelt aufgewacht. Oh nein, nicht schon wieder, wir wollten doch heute über den Besseggen... eine kurze Regenpause. Dann noch eine, jetzt spick ich doch mal raus - es scheint die Sonne! Jetzt aber flott. Im Nu haben wir gefrühstückt und unseren Rucksack zusammengepackt. Oberhalb des Russvatnet gibt es einige moorige Stellen, aber eine herrliche Landschaft mit dem See und den Bächen. Als wir dann auf den Weg von Memurubu stoßen, trifft uns fast der Schlag - Menschen, überall Menschen. Bislang haben wir so pro Tag eine gute Handvoll andere Wanderer getroffen. Da kommt uns das natürlich plötzlich doppelt viel vor. Der Besseggen (die Tour von Memurubu bis Gjendesheim) ist bei Norwegen sehr beliebt. Die Wanderer an den Vortagen waren selten Norweger, dafür gibt es hier am Besseggen jede Menge davon. Der Weg führt an dem ersten See vorbei, der in den Gjendesee entwässert. Ist schon sehr schön anzuschauen und dann soll ja noch der "richtige" kommen. Wir laufen immer mit dem Gjendesee an der rechten Seite weiter und kommen schließlich zum Bessvatnet. Hier beginnt der eigentliche Besseggen. Von weiter weg ist der Weg auf dem Grat eindeutig zu erkennen. Direkt vor einem sieht man nur Steine, ein schöner Felsgrat, der einfach zu gehen ist und schließlich ins Veslfjellet ausläuft. Hier biegen wir von der Hauptroute Richtung Bessheim ab und sind wieder vollkommen allein - allein ein Wiesel sagt uns noch guten Tag, bevor wir uns durch die Steinwüste nach unten kämpfen. Nach dem Ausfluss der Russa biegen wir vom Hauptweg (nach Glitterheim) ab und steigen nach Bessheim ab - hier wird es windgeschützter und plötzlich sind die Temperaturen richtig angenehm.
Am Auto angekommen freuen wir uns, ein paar Schritte barfuß zu laufen und auf die Dusche auf dem Campingplatz.
Eine schöne Rundtour für Jotunheim-Einsteiger und das Wetter muss man eh nehmen wie es kommt - meist ist es zum Glück nicht so schlimm und nur für ein paar Stücke braucht man tatsächlich gutes Wetter.