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Mittlerer Seelenkogel |
Lange ist es her, als ich das letzte Mal im Sommer auf Hochtour unterwegs war. Früh in der Saison mit viel Schnee und guter Wettervorhersage sind wir über das lange Wochenende auf die Langtalereckhütte gestartet. Am Freitag wollten wir eine „Eingehtour“ machen, damit sich die Gruppe besser kennen lernen kann. Der Mittlere Seelenkogel (3426m) war unser Ziel. Dazu findet man in der Führerliteratur herzlich wenig Information als Sommertour. Also war klar, dass es spannend wird, wie der Grat so genau aussehen wird.
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Hochwildehaus |
Um 6.30 starteten wir an der Langtalereckhütte (2430m) bei durchwachsenem Wetter – es hatte gerade erst zu regnen aufgehört und der Himmel klarte leicht auf. Wir folgen dem Weg Richtung Seelenferner, gleich zu Beginn im Langtal queren wir die ersten Schneefelder. Statt links zum Eiskögele abzubiegen steigen wir leicht rechts zur Seitenmoräne des Seelenferners auf und folgen dieser bis zu einer geschlossenen Schneedecke. Hier legen wir Gurt, Steigeisen und Seil an – wir wissen nicht genau wie weit der Gletscher noch nach unten reicht. Wir gehen in zwei 3-er Seilschaften in logischer Routenführung ins Seelenkogeljoch (ca. 3300m). Von hier aus sieht der Gipfel schon sehr nahe aus, vor uns liegt aber noch der Grat. Da wir den gesamten Grat absichern (es sind Sicherungsstangen vorhanden) brauchen wir ziemlich lange bis auf den Gipfel, es macht aber unglaublich viel Spaß durch die Firn-/Fels-Kombi zu klettern. Das Wetter wird unterdessen immer schlechter, wir sind immer wieder im Nebel verschwunden und es fängt an zu schneien. So entfällt auch die Gipfelrast und wir machen uns direkt auf zum Abstieg. Von oben sieht der Abstieg über den SO-Grat machbar aus und so versuchen wir unser Glück – müssen aber auf halben Wege feststellen, dass in unserer großen Gruppe kein Durchkommen möglich ist. Also wieder hoch und ein Stück über den Nordgrat runter. Mittlerweile waren wir alle komplett durchgefroren, denn der Wind hatte kontinuierlich zugenommen. Zum Glück kann man nach der zweiten Seillänge über die Nord-West-Flanke abseilen, was wir auch taten. Das letzte Hindernis war noch der Bergschrund, aber auch diesen haben wir alle sicher überwunden. Der weitere Abstieg war zuerst ein gemütliches Geschlappe über den Gletscher und die anschließenden Schneefelder und führte dann über den Wanderweg zurück zur Hütte. Für eine Eingehtour hatten wir eine sehr spannende Tour bei sehr guten Bedingungen erwischt.
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Hochwilde Nordgipfel |
Für Samstag hatten wir die Hochwilde geplant. Nach der anstrengenden Tour vom Freitag sind wir nur zu viert gestartet. Die erste Schwierigkeit wartete direkt nach dem Überqueren des Langtalbaches auf dem Weg zu Hochwildehaus: Hier war der direkte Übergang durch ein Schneefeld versperrt und so umgingen wir es durch einen Abstieg in die Schlucht. In der Fidelitashütte machten wir die erste Pause, was am Vortag eindeutig zu kurz gekommen war. Hinter dem Hochwildehaus folgten wir den Wegmarkierungen bevor wir anseilten und auf den Gletscher wechselten. Von hier aus zog sich der Anstieg zum Annajoch (P3150m) – es wollte einfach nicht näher kommen. Richtung Hochwilde steilte der Gletscher dann auf bevor er in die Flanke auf den Grat übergeht. Dieser ist wie ein Klettersteig versichert. Das Fixseil war teilweise noch eingeschneit und es war gut im Firn zu gehen. Da wir den gesamten Grat gesichert haben, brauchten wir noch etwas länger als eine Stunde auf den Nordgipfel (3461m), der wirklich imposant aussieht. Da wir heute sehr sonniges Wetter hatten, genossen wir unsere Gipfelrast bei Windstille fast eine Stunde lang. Für den Abstieg entschieden wir uns für den Weg über den Langtalferner - das war die richtige Entscheidung: Durch den sulzigen Schnee waren wir schnell abgestiegen, lediglich der Gegenanstieg zur Hütte machte sich bei uns allen noch mal bemerkbar.