Das Gelände war sehr flach, große Teile des Weges führten durch Birkenwäldchen, die sollten lange die einzigen Schattenspender bleiben. Schnell war ich 15 km gegangen und wurde von einem sehr netten Stugvärd empfangen. Nachdem ich eine warme Mahlzeit zubereitet hatte, blieb noch ein langer Abend vor mir. Irgendwann vertrieben mich allerdings die Mücken ins Zelt. Dunkel wurde es sowieso nicht, also entschied ich mich einfach mal zu schlafen.
2. Tag
Dementsprechend früh war ich wach, frühstückte gemütlich, ließ mein Zelt von der Sonne einigermaßen trocknen und machte mich auf den Weg. So früh war ich ziemlich alleine unterwegs. Vom Wetter her hatte ich Glück – kaum eine Wolke am Himmel. Der Weg war durchwegs gut markiert. Nach kurzer Wegstrecke verließ ich den Abisko Nationalpark und kam damit ins Kalfjäll, den wie ich finde, interessanteren Teil der Landschaft. Vorbei an Samendörfern und dem großen See Radujarvi kam ich gegen 15:00 an den Alesjaurestugor an. Heiß war es und so kaufte ich dort eine Dose Cola, was mich für einen kurzen Moment zurück in die Zivilisation brachte.
Eine Waage auf der Hütte erklärte mir, warum mir der Rucksack so schwer vorkam: 19kg – den Luxus des Zweimannzeltes musste ich eben schleppen… Laut der Hüttenwirtin sollte das Wetter schlechter werden, aber sie sagte, dass sollte es auch schon die Tage zuvor – nehmen wir es wie es kommt. Daran hielt ich mich und setzte meinen Weg nun mit Begleitung eines anderen Alleinwanderers fort. Kurz vor dem Aufschwung zum Tjäktapass schlugen wir unsere Zelte auf, es war mit gut 30 km bei dem schweren Rucksack genug für heute. Wieder vertrieben mich Abends die Mücken ins Zelt und diesmal schlief ich einigermaßen gut, auch wenn die fehlende Dunkelheit einem das Gefühl eines leichten Schlafs vermittelt.
3.Tag
Den Weg setzte ich alleine weiter fort – ich wollte nicht immer warten, sondern meinen Weg für mich fortsetzen. Zum Tjäktapass galt es die einzige nennenswerte Steigung zu überwinden. Oben war es ziemlich kahl – selbst die Wiesen waren mehr mit Steinen als mit Gras übersät. Kurz vor dem Pass überquerte ich einige Schneefelder. Heute war das Wetter leider nicht mehr ganz so gut wie in den letzten Tagen, am Pass blies es ordentlich und wir waren in Wolken gehüllt.
Ich wärmte mich in der Schutzhütte kurz auf und begegnete noch einer großen Rentierherde. Nach dem Pass öffnete sich der Blick ins Tjäktajåkka, dieses Tal zieht sich lang hin. Im ersten Moment fand ich dies den entmutigendsten Teil des Weges: So viel war noch vor einem, immer im gleichen Trott. Doch je weiter ich kam, desto mehr genoss ich das gemütliche laufen. Ich hatte mir über die ganze Tour einen Rhythmus gewählt, ca. 1 h laufen, dann kurze Pause mit Rucksack absetzen und etwas trinken usw. Allmählich machten sich meine Füße bemerkbar und fingen an zu Schmerzen. So war ich froh als ich an der Sälkastuga ankam und mir noch mal eine Cola gönnte. Der Hüttenwirt hat mich in der Zeit gut unterhalten – irgendwie sind die Wirte hier deutlich offener als in den Alpen. Aber auch diesmal setzte ich den Weg weiter fort und entschied nach langen Überlegungen, nicht über Singi zu laufen, sondern die Abkürzung zum Kebnekaise zu nehmen.
Kurz vor dem Übergang schlug ich mein Nachtlager auf, hier hatte ich endlich wieder Wasser und meine Füße wollten nicht mehr weiter, waren schließlich wieder 30 km gewesen. Außerdem hatte ich einen herrlichen Blick zurück auf die Sälka und das Tjäktajåkka. Es bot sich ein interessantes Wolkengebilde, kurzfristig sah es sogar nach einem Gewitter aus, das sich aber glücklicherweise wieder verzog. Nur noch gute 30 km und ich müsst ein Nikkaluokta ankommen. Eigentlich taten mir meine Füße schon so weh, dass ich nicht wirklich weiter wollte, aber was hatte ich für eine Alternative. Der Weg zur Kebnekaise Fjällstation zog sich in die Länge. In der prallen Sonne schwitzte ich entsetzlich. Allmählich änderte sich auch die Vegetation zurück zum Birkenwäldchen, was die Situation nicht großartig anders machte. Gegen Mittag erreichte ich endlich die Fjällstation. Nach einer kurzen Pause ging ich weiter – 19km bis ins Dorf. Meinen ursprünglichen Schnitt mit Pause nach einer Stunde und ca. 5 km pro Stunde hielt ich schon lange nicht mehr – ich war froh, wenn ich eine halbe Stunde laufen konnte. Irgendwann zog ich meine Schuhe aus und ging mit meinen Watschuhen, die ich vorsichtshalber eingepackt hatte, weiter. Dies ging anfänglich sehr gut, doch der schwere Rucksack machte sich dadurch weit mehr bemerkbar. Außerdem waren die Mücken heute so bissig, dass auch alles Mückenspray nicht mehr half.
Vom Tal zog auch ein Wetter auf und so entschloss ich, als ich endlich am Laddjujavri war dort unten zu zelten. Dort gönnte ich mir auch den bekannten Renburger von Lap Dånalds. Die Mückenplage war kaum noch auszuhalten und so verzog ich mich schnell ins Zelt, dass ich in neuer Rekordzeit aufgebaut hatte, denn der Wind war so stürmisch, dass es jede Minute zu regnen beginnen konnte. Das hat es dann allerdings erst mitten in der Nacht.
Am nächsten Morgen war ich wieder sehr früh wach, aber ich wollte schließlich den Morgenbus in Nikkaluokta erreichen, und 5 km lagen noch vor mir. Die schaffte ich auch wie gewohnt in einer Stunde, doch ich war froh, am Ziel zu sein.
Was nehme ich von dieser Tour mit: Einen total zerstochenen Rücken, die Gewissheit, dass ein 19kg schwerer Rucksack auf Dauer kein Pappenstiel ist, die große Freiheit, die sich durch ein Zelt ergibt und die Erinnerung an die unglaublich freundlichen Menschen, die ich auf meinem Weg getroffen habe.
- Lantmäteriets Fjällkarta BD6 Abisko – Kebnekaise – Narvik