Mal hier, mal dort, aber am liebsten auf Tour.
Davon möchten wir hier berichten. Vielleicht bekommt der eine oder andere Lust, unsere kleine Welt in gross zu entdecken.
Weil man immer noch dazu lernen kann und weil Skibergsteigen
natürlich immer Spaß macht, haben Ansa und ich uns entschieden den FÜL
Skibergsteigen zu machen. Und so ging es zusammen mit Berni und 9 weitern, motivierten
Mitstreitern für eine Woche nach St. Jodok am Brenner. Wir waren ja nicht nur zum vergnüglichen Skibergsteigen da,
sondern wurden natürlich auch mit dem ein oder anderen Theorieblock und
Lehrproben gequält. Aber hier geht es ja ums Draußen sein, also nur um die
Touren, die wir in der Woche machen konnten und deswegen geht es im folgenden
auch nur um die Touren. Wetter und Lawinenlage versprachen ursprünglich nichts
Gutes. Lawinenlage 3 mit Triebschneeproblematik, Einfluss von zwei
Tiefdruckgebieten mit teils ergiebigen Neuschneefällen und stürmischen Winden.
Genau das Richtige um zu lernen, was doch noch geht, wenn scheinbar nur noch
der heiße Kakao vor dem Kamin ruft. Am Sonntagmorgen waren wir noch ein wenig mit Feinsuche und
Punktortung beschäftigt, aber wir wollten schon noch ein paar Meter gehen. Nachdem
unsere Faulheit siegte, wir hatten keine Lust Schneeketten aufzuziehen, kamen
wir nicht zum Ausgangspunkt für die Vennspitze und so ging es nun also Richtung
Hohe Kirche. Von Anfang an war klar, dass wir für den Gipfel nicht genug Zeit
haben würden, aber ein bisschen Laufen würde einfach allen gut tun.
Zunächst ging es über eine weite Fläche bis zu einem
Forstweg dem wir problemlos zur Nockeralm folgten. Danach steilte das Gelände
seitlich von uns deutlich an, bis wir vor einem richtig steilen Hang standen,
der unser weiterer Weg war. Nach eingehender Analyse und dem völligen Fehlen
irgendwelcher Anzeichen von Windtätigkeit, entschieden wir es zu wagen.
Zunächst spurte Chris noch normal den Hang hoch, die letzten 20 m legten wir
schließlich aber zu Fuß zurück. Anschließend flachte das Gelände wieder etwas
ab und wir konnten noch bis knapp 2000 m aufsteigen. Für die wirklich bescheidenen
Wetterverhältnisse noch eine überraschend gute Ausbeute. Dank des frischen
Pulverschnees eine nette Abfahrt, die schon viel versprach für die nächsten
Tage, aber heute einfach noch etwas zu schnell vorüber war. Am Dienstag ging es dann für beide Gruppen, die 12 Leute
wurden immer aufgeteilt, zum Hohen Napf. Ansa und ich waren bei der Truppe, die
von Schirm über die Zirmahütte aufstieg.
Wir folgten zunächst einer Almwiese, und schließlich einer breiten Schneise mit
jeder Menge Baumstümpfen. Da würde eine spaßige Abfahrt auf uns zu kommen. Die
Schneise wurde schließlich deutlich schmaler und es ging links eines Flussbachs
immer weiter hinauf. Für den Aufstieg hatten wir uns entschieden den nach
Südwesten ziehenden Almwiesen zu folgen, auf die wir schon bald stießen. Dank
des vielen neuen Schnees hatten wir auf der gesamten Tour fantastische
Möglichkeiten unsere Spurtechnik zu verbessern. Kurz bevor es aus dem Wald
heraus ging trafen wir auf die andere Gruppe, die von Toldern aufgestiegen war.
Es ging weiter über die Hänge vom Rauhen Kopf bevor wir vor einer kleinen Senke
standen. Inzwischen waren wir als Riesengruppe unterwegs. In die Senke ging es
aber doch recht gut hinunter und wir stiegen weiter auf in eine ebene Fläche
bevor wir den Gipfelhang in Angriff nahmen. Ganz oben war dann tatsächlich
wenig Platz und so schauten wir, dass wir die Ersten in der Abfahrt waren, denn
gerade der Gipfelhang bot traumhaften Powder bei genialer Steilheit. Wie immer
leider viel zu kurz. Aber auch was danach folgte, direkt in Falllinie dem
Flusslauf folgend hinab, war jede Menge Skispaß. Zum Schluss konnten wir dann
noch zeigen was unsere Reaktionsfähigkeit zwischen den Baumstümpfen so hergab.
Für Mittwoch waren wir somit alle hoch motiviert. Die Lawinenproblematik
schien bei uns, dank fehlendem Wind, längst nicht so groß zu sein und so wollten
wir alle eine coole Tour planen. Während die andere Gruppe die Überschreitung
von Vennspitze zum Silleskogel plante, wollten wir zum Fischers Napf. Nachdem
wir den Parkplatz freigeschaufelt hatten ging es also los und wir mussten
direkt feststellen, hier ist was anders. Knietiefes spuren, ein guter halber
Meter Pulverschnee und sau steiles Gelände. Wir gingen noch ein Stück auf einem
Forstweg bis wir in den Hang schauten, den wir als nächstes queren mussten.
Windzeichen, Hang voller Schnee, mehrere frische Lawinenabgänge – hier gab es
nur noch eins – nix wie weg. Jetzt musste ein alternatives Programm her und das war, mit
der Ultenspitze weiter vorne im Tal und der Option zur Gammerspitze weiter zu
gehen schnell gefunden. Zunächst ging es wieder über Schneisen und offenen Wald
hinauf, bis wir die letzten 200 hm über freies Gelände zum Gipfel kamen. Da
hieß es schnell abfellen und hinab durch, wie kann es anders sein in dieser
Woche, traumhaften Powder bis zur Nasenspitze. Aber wir hatten ja den ganzen
Tag Zeit und damit hieß es an der Waldgrenze wieder auffellen und noch schnell
auf den Windbichel um diesen Traumschnee gleich noch einmal zu genießen. Zum
Abschluss wartete dann noch eine eher interessante, enge Rinne im Wald auf uns.
Insgesamt ein genialer Tag. Am Freitag ging es für Ansa und mich auf zwei verschiedene
Touren. Während meine Gruppe noch einmal einen Versuch starten wollte, den Grat
zwischen Vennspitze und Silleskogel zu Ende zu gehen, stieg Ansas Gruppe direkt
Richtung Silleskogel auf. Leider hatte der Wind in unserem Gebiet ordentlich
zugelegt und man kann es kurz machen, wir erreichten auf beiden Wegen den
Gipfel des Silleskogels nicht, weil unsere Wege durch das ein oder andere
Triebschneepacket versperrt wurden. Trotzdem konnten wir anschließend, in der
Abfahrt, ähnlich nette Schneeverhältnisse wie zuvor genießen. Am Gipfel der
Vennspitze war es zwar leicht verblasen, dafür kam weiter unten im Waldbereich
der Pulverschnee wieder voll durch, so dass wir noch einmal ein großartiges
Abfahrtsvergnügen genießen konnten. Für unsere Abschlusstour am Samstag
wollten wir dann nochmal ein echtes Schmankerl auswählen. Und so kamen nach
ewigem Überlegen beiden Gruppen natürlich wieder auf den gleichen Gipfel, die
Gammerspitze, allerdings auf ganz unterschiedlichen Touren. Während die anderen
den direkten nordseitigen Anstieg wählten und vor dem Gipfelhang leider
umdrehen mussten, entschieden wir uns für den südseitigen Anstieg vom Lippenhof
aus. Nachdem wir zunächst etwas vom Weg abgekommen waren, fanden
wir schließlich den richtigen Fluss für den Aufstieg. Da eine zwei Tage alte
Spur von einem ortsansässigen Bergführer vorhanden war, hatten wir einen
Anhaltspunkt, um durch den recht dichten und steilen Wald zu kommen. Allerdings
folgte die Spur eher einem Sommerwanderweg und war zeitweise doch ein knackiger
Aufstieg. Anschließend ging es über freie Flächen weiter. Vor und hinter uns
lauerten derweil dichte Wolken, aber noch hatten wir Sicht und so zogen wir auf
die Felsrippe zu, die die Schlüsselstelle dieser Tour darstellt. Wir hatten
schon eine kleine Felsstufe hinter uns gebracht, mussten aber feststellen, dass
wir für die eigentliche Stufe noch etwas weit links waren. So ging es noch um
die nächste Kante herum bis es für die nächsten 50 m Ski abschnallen hieß.
Dankbarerweise befindet sich diese Rinne deutlich unterhalb des Grates, so dass
wie keinen eingelagerten Triebschnee vorfanden und die Stelle sicher überwinden
konnten. Inzwischen hatte es doch deutlich zugezogen und so wurden die letzten
200 hm zum Gipfel ein Blindflug, vor allem für den spurenden Basti. Aus einer
gemütlichen Gipfelrast wurde somit auch nichts und wir schauten das wir zügig
wieder runter kamen. Es riss dann aber tatsächlich nochmal auf und so konnten
wir den gleichmäßigen Gipfelhang bis zur Rinne genießen. Die Rinne selber war
problemlos abzurutschen und von hier bis zum Wald folgten noch einmal
traumhafte Hänge. Um in dieser Woche dann auch wirklich alles mitzunehmen ging
es das letzte Stück durch das Flussbett auf einer Altschneelawine hinab. Anschließend
nahmen wir noch einen Harschdeckel mit und kamen doch alle gesund und glücklich
nach unserer letzten Skitour wieder am Auto an. Insgesamt ein paar tolle
Touren, bei denen wir nochmal viel über Lawineneinschätzung und
Schneedeckenaufbau lernen durften, in einem wirklich netten Tal, das jede Menge
Möglichkeiten für Abwechslungsreiche Touren bietet. Vielen Dank an unsere
Ausbilder Chris und Jörn und herzlichen Glückwunsch an den gesamten Haufen, von
dem alle den Lehrgang erfolgreich beendet haben.